Kapitel 4 - Der Trank

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„Danke, mein kleiner Nordstern.", sagt Luna und nimmt dem weißen Häschen die Blume aus dem Schnäuzchen. „Nachtschleicher. Wir haben keine Zeit. Sei so gut", sie drückt ihm die Blume in die Hand, „schneid die schonmal klein." Er nimmt, ohne zu zucken die Blume und starrt die Traumzauberin an. „Ach ja und-", wildes Klopfen schallt die Treppen herunter und steinerne Schritte kommen näher. Luna dreht sich um und schaut die Treppen hinauf. „Was gibt es denn?", ruft sie nach oben in die Leere und die Schritte verstummen für einen Moment, bis eine tiefe Stimme ertönt. „Meine Herrin", die Schritte setzen sich schneller fort als zuvor, „Der- Der Himmel-" Luna dreht sich zum Kessel, der mitten im Raum steht und wie ein Vulkan blaue Schwaden ausspuckt, geht an ihm vorbei zu einem Buch und beginnt darin zielstrebig zu blättern.
„Ja was ist mit dem Himmel?", antwortet sie über ihre Schulter hinweg, während am Treppenfuß ein marmornen Ritter ankommt.
„Er stürzt ein." Erschrocken schlägt Luna das Buch wieder zu. Ihr Blick wendet sich zu dem Ritter:
„Das kann nicht sein. Das ist doch vollkommen unmöglich, außer-", sie dreht sich zu Pampelu, der aufgeregt im Braukeller umher hüpft.
„Hast du wieder mit der Sanduhr herumgespielt und sie hin und her gedreht?" Das Häschen bleibt stehen und hoppelt bedächtig zu ihr, wo er sich auf seine Hinterpfoten stellt, und seine Vorderpfoten beschämt vor das Gesicht hält.
„Also hast du wieder mit der Uhr herumgespielt." Luna wirft ihre Hände in die Luft, während Pampelu nickt. Die Traumzauberin nimmt ihre Hände wieder herunter und kniet sich vor den Kleinen.
„Du weißt doch, dass du das nicht machen sollst.", er nickt beschämt weiter, „Kannst du dich denn nicht mehr an das letzte Mal erinnern?"
Dem Kaninchen kullert eine kleine Träne über das Fell und fällt auf den Boden. Als Luna das sieht nimmt sie das Häschen auf den Arm. „Ach, ist nicht so schlimm. Schau nur, dieses Mal haben wir ja jemanden, der uns helfen kann."
Pampelu dreht seinen Kopf und schaut zu Nachtschleicher, der die Rose emotionslos zerstückelt.
„So und jetzt kommst du mit mir mit.", sie geht zu Nachtschleicher, hält in an der Schulter und er erschrickt leicht aus dem Fokus gerissen.
„Sei so gut und brau' den Trank. Seite Neunundneunzig." Luna zeigt auf das Buch, dass zwischen allerlei Gewürzen und Mineralien steht. Nachtschleicher nickt ihr einmal zu und Luna erklimmt mit der Marmorwache und dem Kaninchen die Treppen.
Als Nachtschleicher die Kellertür in weiter Ferne zufallen hört, schaut er sich um, während eine seiner Hände in der Manteltasche kramt und eine weiße Figurine hervorholt. Er schaut sie sich ganz genau an. Sie stellt einen angeketteten Schatten und einen wachenden Drachen dar. Nachtschleicher beäugt die Skulptur und streicht mit seinen mit Schwimmhäuten versehenen Fingern nachdenklich darüber. Ein flüchtiger Blick flitzt von der Figur zu dem Buch und wieder zurück.
„Ich weiß ich sollte das nicht machen." Mit einem Ruck dreht er sich zu dem Buch und beginnt zu blättern.

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