Unsicherheit

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Kapitel 10

Asha

Sie saß noch gefühlte Stunden aufrecht im Bett und starrte in Richtung Treppe, genau dort, wo die Brüder verschwunden waren. Sie konnte noch immer nicht ganz fassen, was gerade passiert war. Hatten sie gerade wirklich...? Natürlich war sie sich sicher, dass das kein Traum gewesen war. Ihre Muschi prickelte noch immer von dem intensiven Gefühl und im Allgemeinen hatte es sich so real angefühlt, dass es auf keinen Fall nur ein Wunschtraum gewesen sein kann. Sie seufzte frustriert und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte gewusst, dass ihre Beziehung sich früher oder später in diese Richtung bewegen würde, sie hatte nur nicht erwartet, dass es so früh sein würde. Sie hatte nicht wirklich ein Problem damit, im Gegenteil, es hatte ihr gefallen. Sogar mehr als das. Es war fantastisch gewesen. Unvergleichlich! Und sie hätte auch kein Problem damit, es zu wiederholen. Sie wollte es wiederholen! Aber die Reaktion der Brüder verwirrte sie dann schon. Sie waren geflohen und hatten sie einfach so zurückgelassen. Ganz alleine mit ihren Gedanken und vor allem Zweifel, die sich an der Situation gerade eben gelabt hatten. Es hatte den Selbstzweifel genährt, so von ihren Partnern abgewiesen zu werden. Hätte Kil ihr nicht noch diese paar Worte zugerufen, wäre sie sicher mehr als nur am Boden zerstört. Ein weiterer Seufzer verließ ihren Mund, als sie daran dachte.

Das sollten wir unbedingt wiederholen. Aber beim nächsten Mal mit etwas mehr Sex.

Allein bei dem Gedanken daran, spürte sich, wie sich wieder etwas Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen sammelte. Das war doch zum verrücktwerden! Was hatten die beiden nur mit ihrem Körper angestellt? Sie ließ sich in die kühlen Laken zurückfallen. Sie schmiegten sich weich und angenehm an ihren Körper und sie konnte nicht anders, als einmal wohlig zu seufzen. Als sie sich etwas zur Seite drehte, konnte sie Kils Geruch ausmachen. Und es machte sie verrückt. Also drehte sie sich auf die andere Seite, um sich von den Erinnerungen, die mit seinem Geruch kamen, zu verstecken. Aber das half kein bisschen, denn ihre Nase nahm sofort den leicht verschwitzten Körpergeruch von Is auf ihrer anderen Seite wahr. Das war doch zum verrücktwerden! Die zwei waren wirklich überall! Sie seufzte und drehte sich auf den Rücken zurück. Obwohl sie gerne noch länger liegen geblieben wäre, wusste sie, dass sie würde aufstehen müssen. Also drehte sie sich mit einem lauten Gähnen zur Bettkante. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und blieb kurz so sitzen, um die Aussicht zu bewundern. Wie alle Wände des Hauses bestand auch diese nur aus getöntem Glas, was ihr einen unglaublichen Ausblick verschaffte. Sie sah das Meer, aufgrund der hohen Lage nur wenige Häuser und sie konnte die Sonne am Horizont ausmachen. Sie tauchte das blaue Meer in ein sanftes oranges Licht, färbte den Himmel rot und die Wolken pink. Es war ein Farbspektakel wie sie es noch nie gesehen hatte. Sie staunte und konnte den Blick nicht davon abwenden. Es war einfach wunderschön und so exotisch. Wahrscheinlich war es auch genau das, was die Leute in ihr sahen, wenn sie sie auf der Straße trafen. Ein Farbspektakel von exotischer Schönheit. Das war es, was sie war. Voller Farbe und so... anders. Sie hatte sich darüber nie so Gedanken gemacht, es meistens sogar eher als Vorteil empfunden, auch wenn sie das niemals so gezeigt hatte - sie wollte ja nicht andere hinunterziehen. Aber diese Abweisung gerade hatte die Zweifel tief in ihr wieder geweckt und sie genährt. Sie hatte mit ihrem Aussehen nie wirklich ein Problem gehabt. Sie galt seit ihrer Kindheit als wunderschön und das einzigartig. Ihre Merkmale waren nicht nur stärker ausgeprägt, als bei anderen, denn das alleine hätte sie schon auffallen lassen, nein - der Fakt, dass sie als einziger Mensch auf diesem ganzen Planeten alle zehn Merkmale in sich trug, machte sie eine Seltenheit, wie niemanden sonst. Zum Glück hatte es in ihrem Leben immer mächtige Leute mit eigenen Interessen gegeben, die ihre Existenz so gut, wie eben möglich, geheim gehalten hatten. Die Regierung hatte da schon die Strippen gezogen. Sie fiel in der Öffentlichkeit trotzdem auf, auch wenn vielleicht niemand wusste, dass sie alle zehn Merkmale hatte, konnte man anhand ihres Aussehens erkennen, dass sie sehr viele davon hatte und vor allem auch sehr ausgeprägte. Als sie noch klein gewesen war, hatte sie die Blicke, die ihr zugeworfen wurde, zu bemerken begonnen. Ihr fiel auf, wie die Leute sie anstarrten, einen kurzen Blick auf ihre Eltern warfen, nur um sich dann nach einem weiteren langen Blick zu ihr wieder wegzudrehen und den Kopf zu schütteln. Die zehn Merkmale machten einen Menschen in der heutigen Zeit schön, deswegen gab es auch für fast jedes der zehn die Möglichkeit, sie künstlich nachzumachen. Sie ging davon aus, dass sehr viele Leute auf der Straße ihre Eltern angesehen hatten und sich gefragt hatten, wieso sie es zuließen, dass ihre kleine Tochter sich in so frühen Jahren künstlich verändern ließ. Wahrscheinlich waren die Wenigsten zu dem Schluss gekommen, dass jedes einzige Merkmal echt war. Das hatte ihr abwertende Blicke von völlig fremden Menschen eingebracht, was ihrem Selbstbewusstsein nicht gerade weitergeholfen hatte. Im Gegenteil, diese Blicke und diese Abneigung hatte ihre Seele mit den Füßen getreten und ihr sehr zugesetzt. Mit den Jahren war sie immer besser geworden, solche Sachen zu ignorieren. Manchmal wünschte sie sich, ihr Fall wäre mehr viral gegangen. Das hätte sie natürlich zu einer Berühmtheit gemacht und ihr keine freie Minute mehr gegeben, Wissenschaftler hätten sich für ihren Fall interessiert und Leute hätten sie vielleicht noch mehr angestarrt, aber eben nicht mit Abwertung, sondern mit Unglauben und Bewunderung. Sie seufzte kurz und schob diese ganzen Gedanken ganz weit weg. Sie durfte daran jetzt nicht denken! Sie wusste, dass ihre Partner sie mochten und ihr auch sexuell gesehen angetan waren, das hatte sie heute morgen eindeutig gespürt. Das redete sie sich fest ein, während sie sich aus dem Bett hievte und sich auf den Weg ins Bad machte. Sie starrte das Gesicht im digitalen Bildschirm an - ihr Gesicht. Ihre Haare und Augen fielen einem wohl als erstes auf, wenn man ihr Gesicht ansah. Die Haare, die von einem reinen weiß in ein helles blau übergingen, reichten ihr bis zur Taille. Das helle Haar hob sich von ihrer dunklen Haut ab und ließ ihre Erscheinung unwirklich aussehen. Der Glitzer, der ihr Haar in der jeweiligen Farbe schimmern ließ, trug sein übriges dazu bei. Ihre Augen - groß und rund - waren blau mit goldenen Linien. Zudem schienen sie golden zu schimmern, was man aber zum Glück nur auf die Nähe sehen konnte. Ihre Sommersprossen, die sich von ihrer linken Wange über die Nase bis zur rechten Wange zogen, waren zum Teil blau und gold, der größte Teil war aber weiß. Der Glitzer, der sich über die Haut auf ihrem ganzen Körper erstreckte, äußerte sich im Gesicht durch blau schimmernde Augenringe, wenn sie schlecht schlief, leicht golden schimmernde Wangen, vor allem, wenn sie errötete und gold-blaue Lider, die fast wie geschminkt aussahhen. Sie war froh, dass die größten Hautmerkmale sich nicht im Gesicht befanden, denn das würde ziemlich auffällig sein und vielleicht auch nicht mehr ganz so gut aussehen. Mehr, als sowieso schon. Sie wendete den Blick ab und griff nach einer Bürste für ihre Haare, um sie kurz durchzukämmen. Wie schon am Abend war sie damit ziemlich schnell, schnell wusch sie sich noch ihr Gesicht mit kaltem Wasser und verließ das Bad auch wieder, jedoch nicht, ohne sich noch einem im digitalen Bildschirm anzusehen und das Shirt zu mustern, das sie noch immer trug. Sie wollte sich nicht umziehen, die Sachen aus dem Krankenhaus mochte sie sowieso nicht so gerne, also behielt sie das Shirt an und schnappte sich noch eine von Is' Boxershorts und streifte sie über, bevor sie sich endlich die Treppe hinunter traute. Doch schon auf halben Weg kam Is ihr entgegen, er wirkte etwas unsicher, was sie wiederum verunsicherte. "Was ist?", fragte sie ihn leise. Er blickte sie ein paar Sekunden schweigend an, als wollte er kurz überprüfen, wie sie mit der Situation von vorher klar kam, bevor er sie mit etwas anderem davon ablenkte. Er überprüfte auch kurz ihr Outfit und zog dann kurz die Augenbrauen zusammen, bevor sich sein Fokus wieder auf ihr Gesicht richtete. "Du wirst in...", er blickte kurz auf die digitale Uhr auf seinem Handgelenk, "...fünfzehn Minuten unsere Familie kennenlernen." Sie hatte gedacht, dieser Tag konnte gar nicht mehr schlimmer werden, aber da hatte sie sich wohl geirrt. Ihre Familie?! Sie würde ihre zukünftigen Schwiegereltern kennenlernen! Und das einzige, was sie denken konnte, war:

Ach du heilige Scheiße! 


Leider etwas spät, ich weiß. Aber ich hatte letzte Woche gar keine Zeit dafür. Deswegen kommen diese Woche zwei Kapitel, also morgen kommt dann ganz normal das nächste. Ich hoffe, die Story gefällt euch bisher. Ich freue mich natürlich immer über Votes und Kommentare (auch Kritik) und ja, viel Spaß mit dem Kapitel. ;)

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