Einzug?

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Kapitel 4

Sie sah ihre beiden Partner, beide wunderschön und der Traum eines jeden Mädchens, noch immer schüchter entgegen. Sie war unsicher, keine Frage. Die beiden waren nicht nur, wie üblich, zwei Jahre älter, sonder mindestens 10. Das war zwar auch noch nicht ungewöhnlich, viele Paare hatten einen großen Altersunterschied, aber die beiden waren mindestens 25, wenn nicht älter. Und sie war gerade Mal 15. Und das machte sie in Verbindung mit dieser Situation sehr nervös. Doch die beiden wirkten eigentlich ganz nett. Ezekiel lächelte ihr sogar ununterbrochen entgegen. Und sie musste zugeben, dass sie es mochte. Auch Ismaels musternder Blick, der ihren Körper einmal von oben bis unten taxiert hatte und sein anerkennender Blick danach, gefiel ihr. Sie mochte es anscheinend, bewundert zu werden. Oder aber es lag an ihm, denn die Blicke ihrer Klassenkameraden hatten ihr nie gefallen. Demnach musste es also an Ismael liegen. "Ihr könnt sie noch heute mitnehmen.", meinte Miguel plötzlich neben ihr. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass die drei Ärzte noch im Zimmer standen und ihre erste Begegnung mitangesehen hatte. Und das war ihr unendlich peinlich. Doch die drei verhielten sich ziemlich professionell und sagten nichts zu der gegenseitigen Musterung. Darüber war sie mehr als froh. "Wann genau?", fragte Ismael den Arzt. Es war das erste Mal, dass sie seine Stimme hörte. Sie war tief und kräftig. Er klang nach einem geborenen Anführer und sie war so abgelenkt davon, dass sie ein paar Sekunden brauchte, um die Bedeutung zu verstehen. Die beiden würden sie mitnehmen. "Sie ist wach und gesund. Ihr könnt sie eigentlich jetzt gleich mitnehmen." Ihr Blick wanderte überrascht zu Henry, von dem dieser Satz gekommen war. "Was?", fragte sie. Das ging ihr alles viel zu schnell. Sie kannte sich mit dem Gesetz nicht so gut aus, weil das nicht ihrem Beruf entsprach, aber sie konnte sich an keines erinnern, das implizierte, dass sie fünf Jahre früher, als gewöhnlich zu ihren Partnern zog. Sie nahm an, dass es in diesem kurzen Gespräch genau darum gegangen war. Ehrlich gesagt hatte sie sich noch nicht so große Gedanken darüber gemacht, war aber davon ausgegangen, einfach alleine zu wohnen. Immerhin galt sie als erwachsen. Es war Miguel, der es ihr erklärte. "Du giltst offiziell zwar als erwachsen, bist aber körperlich noch nicht weit genug ausgereift. Dein Fall ist einzigartig und die Richter haben beschlossen, dass du einfach früher bei deinen Partnern einziehen wirst." Sie starrte den Mann fassungslos an. Klar, ihr Fall war einzigartig, denn normalerweise starben Eltern nicht mehr bevor ihre Kinder erwachsen waren und schon gar nicht beide. Wenn sie andere Verwandte gehabt hätte, wäre sie auch noch einfacher gewesen, aber sie wusste von keiner anderen Familie. Sie hatte nur ihre Eltern. Und damit waren ihre nächsten Verwandten wohl tatsächlich ihr Partner. Warum die Regierung nicht wollte, dass sie alleine lebte, konnte sie sich nur vorstellen. Sie war 15, gerade erst erwachsen und hatte ihre Eltern verloren. Kein Wunder, dass sie da lieber auf Nummer sicher gingen. Sie hatte also definitiv Verständnis für die Entscheidung der Richter. Sie warf vorsichtig einen Seitenblick auf Ismael und Ezekiel. Die beiden schienen weder überrascht, noch verärgert. Sie waren wohl darüber informiert worden. Wahrscheinlich war das sogar der einzige Grund, weshalb sie überhaupt hier waren. Es gab gar keinen anderen Grund, denn nur um ihr beizustehen, waren sie wohl nicht angerufen worden. Ihr Blick blieb an Ismael und seinen stechend blauen Augen hängen. Sein Blick war auf sie gerichtet. Er versuchte wohl, ihre Reaktion abzuschätzen. Immerhin hatte sie gerade erfahren, dass sie bei den beiden einziehen würde und somit würden sie ziemlich viel Zeit miteinander verbringen. Ismael und Ezekiel hatten wahrscheinlich ziemlich viel Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, während sie bewusstlos gewesen war. Und obwohl sie damit nicht gerechnet hatte, fühlte sie sich nicht überfordert. Zumindest nicht damit. Das, was sie in diesem Moment wirklich überforderte, war der Mann vor ihr, ihr Partner, der nicht aufhörte, sie anzustarren. Doch nicht nur das brachte sie aus der Fassung, auch seine Attraktivität, die ihr bei seinem Eintreten den Atem genommen hatte, verunsicherte sie. Er war bildhübsch und wahrscheinlich der feuchte Traum eines jeden Mädchens. Seine kurzen Haare, die seit neuem wieder in waren, ließen ihn überlegen und kontrolliert aussehen. Sie reichten ihm nur bis zu den Ohren, waren türkis an den Spitzen und wurden nur von einigen weißen Strähnen unterbrochen. Es sah auch weich aus, mit all den Wellen und leichten Locken. Sie konnte den Gedanken daran, in diese Haare zu greifen, nicht unterdrücken und griff schnell mit einer Hand nach dem Handgelenk ihrer anderen Hand und legte sie in ihrem Schoß, bevor sie diesen Traum noch wahr machte und sich damit blamierte. Dabei löste sie ihren Blick jedoch nicht von Ismaels und sie glaubte, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen, als er sich wegdrehte und sie somit aus ihrem Bann riss. Er hatte es bemerkt! Sie war sich sicher, dass sie jetzt rot werden würde, hätte sie sich nicht so unter Kontrolle. Als Ismael sich wegdrehte, gab er den Blick auf Ezekiel frei, den sie bisher nur leicht von der Seite gesehen hatte. Er war groß, nicht ganz so groß, wie sein Bruder, aber auch er würde sie um mehr als einen Kopf überragen. Es machte ihr nichts aus, dass die beiden so groß waren, im Gegenteil, es freute sie, denn sie fühlte sich dadurch geborgen und irgendwie auch niedlich. Sie war schon jetzt überzeugt, dass sie sich bei den beiden wohl fühlen würde. Sie mochte die beiden Männer auf Anhieb und sie war ihrem Aussehen gegenüber auch alles andere als abgeneigt. Wie gesagt, die beiden waren ein Traum. Ismael ging auf Miguel zu, von dem sie noch immer glaubte, dass er der Chef war und fragte ihn etwas. Wahrscheinlich, ob die beiden kurz alleine und ungestört reden konnten, denn nur wenige Sekunden später verließen sie den Raum. Sie schienen es nicht eilig zu haben und trotzdem freute sie sich, als Ismael ihr noch einen letzten Blick zuwarf und sie anlächelte. Sie senkte sofort ihren Kopf und konnte das leichte Lächeln, dass sich auf ihre Lippen stahl, nicht verhindern. Es war vielleicht peinlich, dass sie vor den anderen beiden Ärzten zeigten, wie sehr sie sich verunsichert fühlte, von der Attraktivität der beiden, aber dagegen konnte sie nichts. Außerdem hatte sie von den beiden natürlich schon ab und zu gehört, sie waren nicht gutaussehend, sondern auch noch reich und berühmt, und in jedem einzelnen dieser Artikel wurde von der Schönheit und Perfektion der beiden geschwärmt. Es wunderte sie keineswegs. Ismael war wohl das Sinnbild eines jeden Business-Typen, begehrt, modern und stylisch, dabei aber genauso kalt und kontrolliert. Soweit sie das einschätzen konnte, war Ezekiel genau das Gegenteil. Seine Haare waren schwarz, nicht nur dunkelbraun, sondern wirklich rabenschwarz und da schwarz generell eine eher häufige Haarfarbe war, würde man meinen, dass Ezekiel kaum auffiel, aber das war gelogen. Denn sein Haar war besonders. Wenn sie die Farbe genauer nennen müsste, würde sie sagen Tanta-Black. Es war das dunkelste Schwarz, dass man bisher erstellen konnte und es war schon fast in der Lage, alles Licht zu absorbieren. So waren auch seine Haare. Das war auch der Grund, weshalb seine weißen Strähnen mit dem dunkelblauen Glitzer so fehl am Platz wirkten. Und trotzdem bildeten sie so einen schönen Kontrast zu den dunklen Strähnen. Es harmonierte perfekt. Im Gegensatz zu seinem Bruder hatte er den neuen Trend zu kürzeren Frisuren noch nicht mitgemacht. Seine Haare reichten ihm bis zu seinen Lenden, sie waren im Moment aber zu einem Zopf gebunden. Ihr hatten die langen Haare schon immer besser gefallen und das brachte den beiden somit noch mehr Pluspunkte. 

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