Nervös lief sie auf und ab. Immer und immer wieder lief sie an den Schreibtischen ihrer zweiten Familie vorbei. Immer wieder predigte die sechszehnjährige, dass sie es schaffen würde. Es war nur ein Gespräch. Ein Gespräch, was ihr Leben wieder ins positive verändern könnte. Es wäre eine Erlösung. Sie müsste sich nicht alle zwei, drei Tage bei Sloane melden, auch wenn sie sie täglich sah. Dieser elendige Titel »Suizidgefahr« wäre verschwunden in ihren Akten. Auch wenn sie nie daran gedacht hatte sich das Leben zu nehmen, musste ihre Psychologin Jack es eintragen, da sie von Jack als auch einer außenstehenden Psychologin als psychisch instabil diagnostiziert worden ist. Somit war immer ein gewisses Risiko für Selbstverletzung oder Suizid oder andere Dummheiten. Diese Diagnosen haben nach dieser Nacht ihr Leben eingeschränkt. Ständiges Melden beim Psychologen. Ständige Ungewissheit. Ständige Konfrontation mit dem Thema. Es war schlimm und stark belastend. Ihr Leben würde sich ändern, wenn sie heute als psychisch stabil eingeschätzt werden würde. Klar, müsste sie wahrscheinlich immer noch Jack aufsuchen, aber nicht mehr alle zwei Tage, sondern nur noch alle zwei Wochen. Sie hätte wieder mehr Freiheit. Und auch wenn keiner es ihr sagen wollte, würden ihre Freunde und Familie nicht mehr als schwach ansehen und sie nicht mehr mit Samthandschuhen anfassen. Auch würde ihre Schwester nicht jedem Moment erwarten, dass Katie zusammenbricht. Kurz gesagt, es war ein wichtiger Tag. Einer der ihr Leben wieder schöner machen würde. Keine Frage, die Gespräche waren schön, aber sie wurde dadurch auch alle zwei Tage an diese Nacht erinnert.
»Katie, versuch dich zu beruhigen. Das wird schon.«, sprach Ellie, die an ihrem Schreibtisch den letzten Fall dokumentierte.
»Nichts, beruhigen. Dieser Termin ist enorm wichtig.«
Ihre Hände waren zusammen gefaltet und verschwitzt.
»Bereit?«, fragte Sloane, die gerade die Treppe herunter stolzierte und mit Katelynn zum Termin fahren würde.
»Nicht wirklich. Aber let's go.«, sagte sie mit ihrer letzten Motivation.
Katelynn ging zu ihrer Schwester, die aufstand, um ihre Schwester zu verabschieden.
»Du schaffst das, okay?«
Eleanor umarmte ihre Schwester. Sie spürte ihre Angespanntheit.
»Mhh...«, murmelte sie.
»Doch du schaffst das!«
»Danke, Ellie. Ich hab dich lieb.«
»Ich dich auch.«
Ellie küsste sie auf die Wange und ließ dann von ihr los.
»Wie geht es dir, Katelynn?«
Eine Stunde war vergangen. Jack und Katie waren zum Psychologen gefahren und warteten. Nun wurde sie aufgerufen und hatte das Gespräch. Nicht so wie beim ersten Mal, konnte sie alleine in den Raum gehen. Unvorstellbar wenn man fünf Monate zurückblickte.
»Den Umständen entsprechend gut.«, sagte sie offen.
»Welche Umstände?«
Super. Hättest du das mal nicht gesagt.
»Dieses Gespräch. Ich bin nervös«
Kurze Pause.
»Aber positiv nervös.«
Bevor er es nochmal falsch versteht., sagte sie zu sich selbst.
»Bist du in anderen Situationen auch nervös?«
»Ja.«
Schwerfällig ging dies von ihren Lippen. Sie wusste jedoch, wenn sie alles verschweigen würde, wäre es auffällig.
»Jeder hat Schwächen.«, hörte sie in ihrem Kopf sagen.
»In welchen Situationen?«, sagte er und schrieb nebenbei etwas auf seinen Zettel auf.
»Prüfungen. Wichtigen Terminen. Also Situationen, die nicht alltäglich sind, aber ich denke, dass das normal ist.«
»Und wie sieht es aus, wenn dir ein fremder Mann über den Weg läuft oder dich anspricht?«
»Ich denke, es ist nicht mehr so schlimm, aber gewisse Angst bleibt.«, sagte sie etwas leiser. In der Hoffnung der Psychologe hörte es nicht. Jedoch war es nur Wunschdenken, denn er schrieb nach dieser Information wieder etwas auf.
»Denkst du, dass du Ängste besitzt?«
»Ja, auf jeden Fall.«
»Welche?«
»Vorm Erbrechen. Spinnen. Und dem offenen Meer.«
Wieder schrieb er etwas auf.
»Wenn du das jetzt in Relation setzt. Wie war das vor fünf Monaten?«
»Schlimmer. Viel Schlimmer. Ich hatte vor allem Angst. Jedoch konnte ich diese Ängste überwinden. Ich habe zwar vor einigen Sachen Respekt und bin davor vielleicht noch nervös, aber keine Angst mehr.«
Er notierte sich wieder etwas. Dieses ständige Notieren machte sie nervös.
»Und was ist mit den drei Ängsten, die du aufgezählt hast?«
»Davon weiß keiner was. Damit werde ich aber auch nicht oft konfrontiert, außer die Spinnen.«, lachte sie.
»Okay.«
Diese ganzen kurzen Antworten oder diese Gegenfragen machten sie unruhig. Sie wusste nicht, ob es eher positiv war oder negativ. Oder ob er schon sein Urteil gefällt hat.
»Was ist am 17. Januar 2021 passiert?«
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Family is more than just DNA | Navy Cis Fanfiction
FanfictionKatelynn Harriet Bishop ist ein intelligentes, schüchternes Mädchen, welches in einem Internat in Washington D.C. lebt. Durch tragische Ereignisse trifft sie auf das Team ihrer älteren Schwester Eleanor Raye Bishop. Wie geht sie mit den Ereignissen...