Kapitel 4

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Bevor ich noch etwas sagen konnte, gab er mir schon die ersten Anweisungen... Er, wer ohne mich wahrscheinlich nicht so unversehrt hier angekommen wäre. „Du sagst keinen Mucks! Ich werde ihr alles erzählen und vielleicht gibt sie uns beiden keine Strafe! Immerhin war das eine sehr wichtige Mission. Sie hätte uns viel Geld eingebracht....", murrte er vor sich her und wurde bis zum Ende hin immer leiser. 

Auch er schien nun immer mehr, den Ernst der Lage zu begreifen. Schweigend liefen wir den Unterschlupf entlang, immer wieder begrüßten wir andere, welche gerade auf dem Weg zu einem Auftrag heute Nacht waren. Wir wären wahrscheinlich auch noch unterwegs, wäre nicht eine Kleinigkeit schiefgegangen. Ich war ja wirklich gespannt, wie John seinen kleinen Unfall Madame Evilian erklären wollte. Allein bei dem Gedanken an meine letzte Standpauke von ihr bekam ich Gänsehaut. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie jeden Fehler von mir ausnutzte, um mich bestrafen zu können. 

Unser Unterschlupf war eine kleine Konstellation aus Häusern, welche wir in einer Höhle erbaut hatten. Natürlich besaß unsere Anführerin das Größte von ihnen, weshalb es kaum zu übersehen war. Vor ihrer Türe blieben wir beide stehen und atmeten noch einmal tief ein, bevor wir anklopften. „Herein!", kam kurze Zeit später. Nach Mme Evilians Ton nach zu urteilen, war sie wie so oft schlecht gelaunt, was für mich nichts Gutes bedeutete. Kurz bevor ich ins Innere des Hauses trat, setzte ich meine neurale Mine auf. Nur selten ließ ich jemanden sehen, wie ich mich fühlte, doch hier war das meist ein Fehler. Jeder kämpfte hier für sich und sah den Anderen als Feind. Deshalb durfte man keine Schwachstellen zeigen! 

„Wer stört denn nun schon wieder bei der Arbeit?", murrte Evilian genervt, während sie genervt ihren Papierhaufen durch kramte. „Ich bin es, John.", antwortete er. Als unsere Chefin die Stimme ihres Lieblings hörte, blickte sie lächelnd auf, jedoch verschwand dieses wieder sofort, als sie mich erblickte. „Habt ihr euren Auftrag ausgeführt?", wollte sie monoton wissen. Ich konnte spüren, wie John bei dieser Frage unruhig wurde. Nervös knetete er seine Handballen und überlegte, wie er es ihr sagen konnte, ohne dass unsere Köpfe rollen würden. Da es mir nach einer Weile zu blöd wurde, antwortete ich und sagte einfach die Wahrheit. „Nein, wir konnten den Auftrag nicht durchführen, da wir erwischt wurden. Die Wachen haben uns entdeckt, weswegen wir fliehen mussten!", erzählte ich sachlich und musste mitansehen, wie Mme Evilian mit jedem Wort röter im Gesicht wurde. Als ich geendet hatte, war es Mucks Mäuschen still im Raum. Wie die Stille vor einem Sturm.... 

„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie wichtig dieser Auftrag war?!", fing sie an, zu brüllen. Natürlich wurde nur ich angeschrien und nicht ihr Liebling. Sofort bereute ich, dass ich nicht ihn hatte reden lassen, doch nun war es schon zu spät. „Ja, doch leider hat John es nicht geschafft, an den Wachen vorbeizukommen.", sagte ich wahrheitsgemäß. Jedoch interessiert sie das nicht, denn ihre ganze Wut hatte sich schon auf mich gerichtet. „Dann hättest du ihm helfen müssen! Unnützes Ding.... Ich wusste, dass du zu nichts taugen würdest. Du riskierst mein ganzes Unternehmen. Verschwinde aus meinen Augen!", schrie sie mich hysterisch an. Geschockt riss ich die Augen auf. Schmiss sie mich gerade hinaus?! Auch wenn sie wollte, könnte sie das nicht, da ich meine Arbeit tat. Trotzdem wusste ich, dass das Strafen nach sich ziehen würde. Aber ich musste hier raus.... Den Bogen hatte ich mal wieder überspannt. 

Eilig flüchtet eich aus der Hütte und entfernte mich mit schnellen Schritten so weit wie möglich von ihr. Hier würde ich für die Nacht nicht bleiben können. Es war immerhin nicht nur einmal vorgekommen, dass Evilian mich mitten in der Nacht aus meinem Bett hatte zerren lassen, nur damit sie mir eine Strafe verpassen konnte. Solange sie nicht wusste, wo ich war, müsste ich mir darum keine Sorgen machen müssen und nach dem heutigen Auftrag brauchte ich unbedingt eine Mütze Schlaf. Also machte ich mich auf zu einer Herberge. Genug Geld hatte ich noch, um mehrere Tage dort zu bleiben. Obwohl ich bezweifelte, dass sich Mme Evilian sich bis dahin beruhigt hatte. Meine Strafe würde mich sowieso irgendwann einholen, doch darauf konnte ich die nächsten Tage verzichten. Ich brauchte Pause! 

Nachdem ich aus dem Untergrund gekommen war, versuchte ich unbemerkt in die Stadt zu kommen. Zwar hatten mich die Wachen nicht so gut sehen können wie John, trotzdem wurde nun nach uns gesucht. Deshalb musste ich sehr vorsichtig sein.... Aus diesem Grund ging ich in unser Nachbardorf in der Hoffnung, dass sich hier die Information noch nicht so weit verbreitet hatte. Immerhin war dieser Vorfall nur ein paar Stunden her. Seufzend schlenderte ich durch die Straßen zu einer Herberge. Es war kein Luxusschloss, trotzdem war ich dankbar, als mir der Wirt sagte, dass ich bleiben konnte. Vorerst bezahlte ich nur für zwei Nächte und ein wenig Essen. Immerhin war ich nicht umsonst eine Assassine. Ich konnte mir mein Essen genauso gut stehlen, doch tat ich dies nicht allzu gern. Entspannt ließ ich mich ins Bett fallen, auch wenn dieses aussah, als würde es unter mir zusammenbrechen. Kaum lag ich, schlossen sich auch schon meine Augen und ich schlief ein.

Herz aus Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt