7. Kapitel

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Die Stille war unerträglich, dann spürte ich die Energie des Nebels, durch den Thanos gekommen war und nun auf denselben Weg verschwand. Thors Axt traf klirrenden auf den Boden.
"Was ist hier gerade passiert?", stieß ich die Frage hervor.
"Ich habe keine Ahnung...", er stockte. "Lyla?" Ich spürte seine Hand auf meiner. Ich blickte zu ihm und meine Augen weiteten sich.
"Was...zum...", braungraue Partikel lösten sich von seinem Arm und wurden mit dem Wind davongetragen. "Buck..."
"Ich weiß nicht was...", immer mehr Partikel entstanden, bis seine Hand völlig verschwunden war.
"Hey, hey schaue mich an", ich legte meine Hand auf seine Wange, während er sich bereits bis zum Ellenbogen aufgelöst hatte.
"Ich komme zurück...ich...", er rang nach Worten, während er seine Stirn an meine drückte. Meine Hand lag auf seinen Nacken und strich sanft darüber.
"Ist schon okay, Buck", wisperte ich. Am liebsten hätte ich die Augen zusammengepresst, um sie zu öffnen und zu sehen, dass das alles ein böser Albtraum war, aber ich hatte Angst, dass er sich dann auflöste
"Bucky", Steve stolperte ein paar Schritte in unsere Richtung und Bucky wandte seinem Kopf zu ihm.
"Steve", ich spürte, wie ich den Halt verlor, als sich Buckys Körper auflöste. Meine Knie gaben sofort und ich traf unsanft auf den harten Boden zwischen vertrockneten Blättern und Staubpartikeln. Beinah sofort schoss ich in die Senkrechte und versuchte sie Partikel von der Rüstung zu wischen, als könnten sie sich in meine Haut brennen. Ich hörte mich selbst dabei sprechen, aber ich wusste nicht was. In meinem Kopf herrschte nur noch Rauschen und ich schnappte nach Luft während Panik meine Brust schmerzhaft zusammenzog. Ich spürte noch immer Buckys Wärme auf meiner Haut, die kühle Hand an meiner Hand. Von irgendwo drang mein Name zu mir heran, dann spürte ich, wie ich gehalten wurde. Ich sah auf und entdeckte Steve, der mich fest an sich drückte, als könnte ich mich auch noch in Staub auflösen und ich wünschte, dem wäre so. Ich wünschte mir nichts mehr, als diesem Schmerz, der immer weiter um sich griff und mich von innen zu zerfressen drohte, zu entkommen. Aus meiner Kehle kam immer wieder ein leises Schluchzen, während Steve mich hielt, fassungslos, erstarrt.
"Mein Gott", hörte ich ihn leise murmeln, während ich mich an ihm festklammerte. Für eine Weile herrschte Schweigen. "Lyla...wir sollten hier weg, komm schon." Meine Augen waren wie festgenagelt auf der Stelle, an welcher Bucky noch vor wenigen Minuten gestanden hatte. "Tu dir das nicht an." Er zog mich auf die Beine. Ich hatte nicht viel Gegenwehr, die ich aufbringen konnte.
"Er ist weg, Steve. Er hat sich einfach aufgelöst", murmelte ich apathisch.
"Ich weiß", flüsterte er, während er mich stützte. Es herrschte absolutes Chaos, überall hatten sich Menschen aufgelöst und nichts als Staub hinterlassen. Irgendwie schaffte ich es bis zu einem Flugzeug und Steve und eine der Dora Milaje brachten mich auf ein Zimmer. "Kann ich dich wirklich allein lassen? Ich muss mich mit den anderen...den übrigen besprechen." Ich nickte lediglich träge. Ich wollte ihn beruhigen, er sah besorgt aus und ich wollte nicht, dass er sich um mich sorgte, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir geht es gut? Eine größere Lüge hätte ich ihm nicht erzählen können und ich log Steve nicht an. Also blieb ich beim Nicken. Ein letztes Mal zog er mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. Er sagte mir auch nicht, dass alles wieder gut werden würde. Stattdessen drückte er mir stumm einen Kuss auf den Scheitel, was mich beinah wieder zum Weinen brachte. "Ich schicke dir jemanden der dir ein paar frische Klamotten bringt und sich deinen Arm anschaut." Er löste sich vorsichtig, bevor er langsam einen Schritt zurück machte. "Ich schaue später nach dir. Okay?" Mehr als ein weiteres, betäubtes Nicken bekam ich nicht zustande. Er seufzte und verließ den Raum aber nicht ohne mir nochmal einen besorgten Blick zuzuwerfen. Sobald Steve den Raum verlassen hatte, begann ich mir die Rüstung beinah vom Leib zu reißen. Keine Sekunde länger ertrug ich den Gestank von Aliensekret und das Gefühl des Staubes, der sich nach und nach hin meine Haut brannte. Mühsam schaffte ich es in das angrenzende Bad, wo ich den Wasserhahn der Dusche aufdrehte und mich unter das fließende Wasser stellte. Mit einem Schwamm begann ich über meine Haut zu wischen, so lange, bis sie tatsächlich zu brennen schien. Es störte mich nicht, ebenso wenig, dass die Temperatur des Wassers nicht richtig eingestellt war und dass die Wunde an meinem Arm sofort wieder zu schmerzen und bluten begann und der Boden der Kabine in kürzester Zeit rot gefärbt war. Nach einem Moment musste ich mich an eine der kalten Wände lehnen. Mein Atem ging nur noch stoßweise, durch die schweren Schluchzer, die sich einen Weg durch meine Kehle drängten. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich wieder begonnen hatte zu weinen. Als würde es mir Halt geben, schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper und kämpfte gegen den Drang an, mich auf den Boden der Dusche zusammenzurollen und zu warten, bis es aufhörte zu schmerzen, denn würde ich das tun, dann würde ich mich nicht mehr selbstständig auf die Füße bekommen. Stattdessen schaffte ich es nach einigen Minuten das Wasser abzudrehen und mich notdürftig in ein Handtuch einzuwickeln. Auf dem Bett lag tatsächlich frische Kleidung. Ich hatte mich gerade fertig angezogen, als ich ein Klopfen an der Tür hörte. Eine junge Frau in weißer Kleidung und mit einem kleinen Koffer in der Hand trat ein. Schweigend ließ ich sie die Wunde versorgen und bedankte mich leise, bevor ich wieder allein in dem Zimmer war. Ich ließ mich auf das Bett fallen und rollte mich zusammen. Es dauerte nicht lang, bis ich weggetreten war.

Als ich wach wurde, gingvor dem Fenster gerade die Sonne auf. Die Schwere, die noch vor wenigen Stundenmeine Glieder beherrscht hatte, war vergangen und der Schmerz hattenachgelassen. Trotzdem fühlte ich mich nicht besser, viel mehr fühlte ich michtaub. Langsam richtete ich mich auf und blickte mich um. Mein Blick stockte,als ich eine Gestalt sah, die auf dem kleinen Sofa gegenüber dem Bett lag. Erwar viel zu groß für das Polster und so hingen seine Beine in der Luft, wasmich beinah zum Lächeln brachte.
"Steve", der blonde Mann zuckte zusammen und schoss in dieSenkrechte. Er hatte sich umgezogen und trug nun ein graues Shirt und einedunkle Jogginghose. "Was machst du hier?"
"Ich wollte nicht, dass du allein bist, wenn du aufwachst, aber ich musseingeschlafen sein", er rieb sich über die Augen, dabei wirkte erabgeschlagen und erschöpft. Ich mochte es nicht ihn so zu sehen. Steve warimmer ein ruhiger aber auch ein positiver Mensch gewesen. "Tut mir leid."
"Ist schon okay. Es ist lieb von dir, dass du dich sorgst", ich zwangmich zu lächeln, nicht, weil ich mich danach fühlte, sondern, weil er esverdient hatte. "Was habt ihr gestern noch beschlossen?"
"Vorerst fliegen wir in die Basis zurück. Tony ist noch immerverschwunden, wir wissen nicht, ob er die gestrigen Erlebnisse überstanden hat,aber wenn, dann müssen wir ihn irgendwie in den unendlichen Weiten des Weltallsfinden", seufzte er.
"Ich werde Asterion um Hilfe bitten, es wäre ohnehin gut, mich mit meinemOnkel in Kontakt zu setzten", daran, dass mein Onkel möglicherweise nichtmehr da sein könnte, wollte ich nicht denken und auch nicht daran, was das fürmich bedeuten würde. Steve nickte dankbar.
"Außerdem müssen wir herausfinden, wen wir alles verloren haben",meinte Steve leise. Meine Gedanken wanderten zu vielen der Menschen, die michseit meiner Ankunft in dieser Zeit unterstützt hatten, Nick Fury, SharonCarter. Ich fragte mich, was aus Clint und Scott geworden war, die nicht beidem Kampf mitgewirkt hatten. Mich einem Kopfschütteln versuchte ich dieGedanken von mir zu stoßen, während mein Daumen über die Innenseite meinesRingfingers strich und so die Unebenheiten des Ringes ertastete.
"Ich komme mit in die Basis und dann sehen wir weiter", seufzte ich."Allerdings kann es sein, dass Asterion mich weit mehr braucht als dieErde. Wenn mein Onkel und Sol weg sind, dann muss ich dafür sorgen, dass meineMutter entweder ebenfalls verschwunden ist oder aber in ihrer Zelle bleibtbevor die Aufstände völlig außer Kontrolle geraten."
"Was würde das bedeuten?", fragte Steve und runzelte die Stirn.
"Im schlimmsten Fall...", meinte ich und biss mir auf die Unterlippe."Dass ich mein Geburtsrecht in Anspruch nehmen und mich krönen lassen mussund dass wir auf einen Bürgerkrieg zusteuern." Es gab nicht, dass ichweniger wollte, denn wenn Sol tatsächlich verschwunden war, dann bedeutete dasauch, dass mein Onkel keinen Erben mehr hervorbringen konnte und wenn ich nichtwollte, dass der Thron nach meiner Amtszeit an meine Mutter zurückfiel, dannwürde ich für einen sorgen müssen.
"Vielleicht hatten sie mehr Glück", versuchte Steve mich zu beruhigenund ich nickte, ich hoffte es wirklich aber im Moment war ich nicht besondersoptimistisch. "Wir sollten unsere Abreise vorbereiten." Er erhob sichund ich warf nochmal einem Blick aus dem Fenster. Am liebsten wollte ich fürdie nächsten zwei Wochen mich in diesem Bett verkriechen, weit weg von allem,dass mir vertraut war und mit dem ich Erinnerungen verband, aber Steve hatteRecht. Es nützte nicht, das Unvermeidbare aufzuschieben.

»The unbroken girl« // Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt