19. Kapitel

42 5 0
                                    

Als alle versammelt waren, begannen die Avengers uns, und damit meinte ich vor allem Scott und mich, die zuvor noch nie mit einem Infinity-Stein direkt zu tun hatten bis Thanos damit das halbe Universum ausgelöscht hatte, über diese mystischen Steine aufzuklären. Es gab sechs Stück.
Da war der Raumstein, welcher sich in dem Tesserakt befunden hatte. Er hatte sich lange Zeit in der Schatzkammer Asgards, Thors Heimat befunden, nachdem Thors Bruder damit New York terrorisiert und HYDRA Waffen aus seiner Energie hergestellt hatte. Es war auch Loki gewesen, der den Stein an sich genommen hatte, bevor Thors Heimat explodiert war.
Der nächste Stein war der Realitätsstein, der sich in einer flüssigen Form verbarg, dem Äther, jedenfalls wenn ich, den etwas angetrunkenen, Thor richtig verstanden. Für eine Zeit hatte er sich in Thors Exfreundin befunden, ich hinterfragte das an dieser Stelle nicht weiter und ging schlichtweg von einer Art Besessenheit aus, und war dann einem Mann bekannt als „Collector" übergeben wurden.
Der Machtstein, der Orb, war vor einigen Jahren durch Peter Quills Hände gewandert, er gehörte zu den Guardians of the Galaxy, ebenso wir Rocket und Nebula, und war der Auslöser ihres ersten gemeinsamen Abenteuers gewesen. Danach hatte man ihn dem Nova Corp übergeben, dass ihn bis zu Thanos Überfall bewacht hatte.
Der Zeitstein wurde seit Jahrhunderten von den Zauberern bewacht, zu denen auch Dr. Stephen Strange gehörte, den ich nur aus Tonys Berichten seines Ausflugs ins Weltall kannte. Er war in einem Anhänger namens „Auge von Agamotto" aufbewahrt wurden, bis Dr. Strange Thanos diesen übergeben hatte, aus einer, uns unbekannten Motivation.
Der Gedankenstein hatte sich in Lokis Zepter bei dem Angriff auf New York befunden und war von dort in HYDRAs Hände geraten. Er hatte Wanda und ihrem Zwillingsbruder ihre Kräfte verliehen. Nach dem Fall von HYDRA hatte der Stein das Bewusstsein von Ultron, einem gescheiterten Experiments seitens Tonys, erzeugt, welches letztlich, gemischt mit einer anderen künstlichen Intelligenz namens JARVIS, die Grundlage für Visions Persönlichkeiten geworden war und bis zu dem Kampf in Wakanda hatte sich der Stein auch in dessen Stirn befunden.
Der letzte Stein war der Seelenstein und über ihn wussten wir nur, dass man ihm auf einem Planeten namens Vomir finden konnte.
"Wartet mal", meinte Natasha an einem von vielen Nachmittagen, die wir mit rechnen und grübeln verbrachten. "Erwischt man das richtige Jahr befinden sich drei Steine gleichzeitig in New York!" Tony, der neben Natasha auf dem Tisch und Bruce der auf dem Boden gelegen hatte, setzten sich ruckartig auf. "Es müsste 2012 sein, der Angriff auf New York."
"Stimmt, da haben wir das Zepter, den Tesserakt und den Zeitstein", nickte Tony. Mit einem leisen Ächzen erhob ich mich von dem Stuhl auf den ich bis eben mehr gehangen als gesessen hatte.
"Ich trommle mal besser den Rest der Truppe zusammen", meinte ich dann und verließ den Konferenzraum.
Rocket und Thor fand ich im Hangar, wo sich Thor einen Klappstuhl aufgebaut hatte und das Bier in seiner Hand schwenkte, während er mit den Waschbären plauderte, Nebula und Rhodey unterhielten sich vor dem Raumschiff mit dem Rocket und die Frau mit der blauen Haut gekommen waren, Steve war in der Küche, Scott im Wohnzimmer und Clint fand ich schließlich vor der Maschine, wo er den Handschuh, den er mitgebracht hatte, hin und her wendete.
"Hey, die anderen glauben, dass sie jetzt wissen, wie wir am besten vorgehen", ich schob die Hände in die Jackentasche meiner Strickjacke, als ich zu ihm trat. Er sah auf. Der Clint Barton, den ich kennen gelernt hatte, wirkte wie ein völliger Kontrast zu dem Mann, der jetzt hier stand. Ich hatte ihn früher als eher unscheinbaren, blonden Mann kennen gelernt und dass er ein Familienvater war, hatte mich nicht überrascht. Jetzt wirkte er düster und melancholisch, was von den dunklen Tattoos besonders gefördert wurde. "Ist alles okay?"
"Ja, sowas macht mich nur immer wieder nachdenklich", meinte er. "Ich bin nicht mehr davon ausgegangen, meine Familie je wiederzusehen."
"Machst du dir Sorgen, was sie denken werden, wenn sie zurück sind?", wir liefen gemeinsam in Richtung des Konferenzraums.
"Ein bisschen", gestand er. "Aber andererseits, weiß ich, dass wir uns lieben und dass das stärker ist als alles, was in den letzten Jahren passiert ist." Ich hätte gerne seinen Optimismus. "Ich muss daran glauben, das ist alles, was mich auf den Beinen hält." Ich blickte überrascht auf. Hatte Clint gerade meine Gedanken gelesen? "Reine Intuition und eine Menge Schuldgefühle." Auf seinen Lippen lag beinah ein väterliches Lächeln.
"Ich meine: wie viel schlimmer kann es schon werden?", antwortete ich.
"Das solltest du niemals sagen, schon gar nicht als Avenger", lachte er.
"Ich bin kein Avenger", murmelte ich.
"Ach nein?", er zog eine Augenbraue nach oben. "Also kämpfst du an unserer Seite, weil es so viel Spaß macht?"
"Nein, natürlich nicht. Ich bin in die Kämpfe zufällig so hineingerutscht", ich zuckte mit den Achseln.
"Jemand wie du glaubt noch immer an Zufälle?", bohrte er weiter. "Du bist durch die Zeit gefallen und zufällig auf deine beiden besten Freunde aus den 40ern gestoßen. Das klingt für mich schon zu absurd um es als Zufall zu kategorisieren."
"Nun, genaugenommen hat meine Mutter mich in dieses Jahr geschickt", nur war ich mir nicht sicher, dass sie von Beginn an gewusst hatte, dass Steve hier sein, dass er auf Buck treffen und ihm helfen würde. Und wie ich auf das Wiedersehen reagieren würde, hatte sie sicher nicht gewusst, sonst hätte sie dafür gesorgt, dass der Winter Soldier verschwindet. Sie hatte spekuliert, dass ich ihn ablehnen würde für all das, was er getan hatte oder dass wir uns niemals über den Weg laufen. Aber als ich Bucky wiedergesehen hatte, war er nicht mehr der Winter Soldier, er war nicht mehr HYDRAs Werkzeug und ich hatte gelernt, diesen neuen Menschen zu lieben. Das hatte sie nicht wissen können und wenn sie es nicht gewusst hatte, dann konnte all das nur Zufall sein. Oder? "Ich weiß es nicht und darüber nachzudenken, verursacht mir, ehrlich gesagt, ein wenig Kopfschmerzen." Ich seufzte. „Vielleicht wäre es mir lieber an Zufälle zu glauben als das Wissen zu akzeptieren, dass unser Leben von einem Schicksal, einem Gott oder einer intriganten Mutter vorgeplant und fremdbestimmt wurde. Da ziehe ich eine Laune der Natur, die weder gut noch böse ist, vor."
"Ich finde den Gedanken tröstlich, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert", lächelte er.
"Na ich weiß nicht...", wir betraten den Konferenzraum, in dem sich inzwischen alle versammelt hatten.
"Wir bilden drei Teams", erklärte Steve und zog die Aufmerksamkeit auf sich. "Natasha und Clint gehen nach Vormir und holen den Seelenstein, Nebula und Rhodey den Machtstein, ihr seid sozusagen Team Weltall. Thor und Rocket holen den Realitätsstein in Asgard. Tony, Scott, Bruce, Lyla und ich reisen ins Jahr 2012 und versuchen den Zeit-, Gedanken- und Raumstein zu finden."
"Cool, in dem Jahr war ich noch nicht", meinte ich und erntete einen strengen Blick von Steve und ein Schmunzeln von Natasha.
"Wir haben einen einzigen Versuch, für mehr reichen die Partikel nicht", erklärte Steve. "Keine Fehlschläge, keine zweiten Chancen. Macht euch fertig, in einer halben Stunde legen wir los." Damit löste sich die Gruppe auf und auch ich zog mich in mein Zimmer zurück, um mich umzuziehen. Tony hatte für jeden von uns einen weiß-roten Anzug anfertigen lassen, mit ein paar Sonderanfertigungen für Rhodey, der seine Warmachine-Rüstung darunter trug, denn anders als meine Gruppe, musste er sich nirgendwo anpassen oder untertauchen. Die Anzüge bestanden aus Nanotechnologie und lagen über Kampfanzügen oder Verkleidungen, je nach dem, was für die Mission gebraucht wurde. Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel, während ich meine Haare nach oben band. Langsam ließ ich die Finger durch die langen Strähnen gleiten und für einen kurzen Moment kam in mir der Drang auf, mir eine Schere zu schnappen und sie einzukürzen, aber dafür hatte ich keine Zeit, also ließ ich den Zopf los und verließ das Zimmer wieder. Die anderen hatten sich bereits im Hangar versammelt. "Wir alle haben Menschen verloren, Freunde, Familie und einen Teil von uns selbst. Heute holen wir alle zurück." Wir standen schon auf der Plattform, als Steve seine Ansprache hielt. "Ich kennt eure Mission: Holt die Steine und bringt sie zurück. Die meisten kennen ihren Zielort aber wir wissen nicht was uns erwartet. Passt aufeinander auf." Er warf einen langen Blick in die Runde. "Das ist der Kampf unseres Lebens und wir werden gewinnen, was es auch kostet."
"Das haut der einfach so raus", murmelte Rocket und erntete einige Schmunzler.
"Also dann, wir sehen uns in ein paar Minuten", lächelte Natasha in die Runde. Ich wechselte einen letzten Blick mit Steve. Wir mussten beide nicht sagen, was es bedeuten würde, wenn dieser riesige, und wirklich verrückte, Plan funktionierte. Wir könnten zurück, an den letzten Ort, an dem ich mich wirklich zuhause gefühlt hatte. Mir schwirrte bei diesem Gedanken so der Kopf, dass ich mir Mühe geben musste, mich auf das kommende zu konzentrieren rechtzeitig den kleinen Knopf an dem Handschuh zu drücken.
Plötzlich befand ich mich im freien Fall und an mir tauschten bunte Lichter und die Zeit selbst vorbei.

»The unbroken girl« // Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt