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                                                             xx Newt xx

Wir waren nun schon bestimmt eine Ewigkeit in Bewegung. Hier war nichts außer Sand. Sand und noch mehr Sand. "Sag mal Lizzy, wo gehen wir eigentlich hin?" fragte ich während wir die nächste Düne anfingen nach oben zu klettern. Oben angekommen, blieb sie stehen und setzte sich auf die Spitze. Ich tat es genauso. Dann deutete sie mit ihrem Finger auf die Ferne, wo ich Umrisse einer zerstörten Großstadt erkennen konnte. "Da hin." "Und was machen wir dann dort?" Vielleicht sind dort deine Freunde." erwiderte sie. "Meine Freunde? Sie sind auch deine Freunde." Sie lachte einmal auf. "Ja ja, weißt du, ich habe keine Freunde." Ich sah sie ein wenig verwirrt an. Doch sie stand auf und tat so, als hätte sie diese Sache gerade gar nicht gesagt. "Komm. Wir sollten weitergehen." Damit strich sie sich den Sand von den Beinen und ging die Sanddüne hinunter. Ich folgte ihr und konnte dennoch nicht ganz verstehen, was sie mir vorhin damit sagen wollte. Doch dann kam mir eine Gedanke. "Aber wenn du ja angeblich keine Freunde hast, was bin ich dann für dich?" Sie drehte sich einmal um und zuckte mit den Schultern. "Das versuche ich noch herauszufinden." "Was meinst du?" Doch darauf gab sie mir keine Antwort mehr. Hm. Merkwürdig. Plötzlich kam Wind auf und das verursachte dann einen Sandsturm. Wir konnten kaum etwas sehen und dann plötzlich, merkte ich wie ich fiel. Ich kam hart auf einem Steinboden auf. "Ähm Lizzy?" rief ich und sie kam zurück zu dem Loch, durch das ich gefallen war. "Newt? Wo bist du?" erwiderte sie, da sie mich hier unten nicht zu sehen schien. "Hier unten!" Dann sah sie nach unten und ich winkte ihr um auf mich aufmerksam zu machen. "Wie zur Hölle konntest du dieses Loch nicht sehen?!" "Du hättest mich ja vorwarnen können!" "Gibt es dort unten einen Gang?" Ich suchte eine Taschenlampe in dem Rucksack und als ich sie schließlich fand, leuchtete ich das 'Loch' aus. "Ja. Hier geht es weiter!" "Okay warte, ich komme runter." Ich leuchtete zu dem Loch und plötzlich kam Lizzy runtergesprungen. Sie kam dabei etwas eleganter auf, als ich es getan hatte. Beinahe sogar lautlos. "Wie hast du das gemacht?" "Übung." Sie griff ebenfalls nach einer Taschenlampe und leuchtete den Gang entlang. "Dann hoffen wir mal, das da hinten keine Sackgasse ist." Wir gingen also hindurch und leuchteten an den Wänden entlang. Nach einer Zeit konnte ich so eine Art Pflanze an der Wand entdecken. Naja, wenn man es überhaupt als Pflanze bezeichnen könnte. Sie war schwarz, doch breitete sich immer weiter und weiter über die Wand aus. "Welche Art Pflanze ist das? Sie sieht so.. anders aus," rief ich Lizzy zu und ging näher an heran. "Also wenn ich du wäre, würde ich das nicht anfassen, geschweige denn so nah ran gehen." Ich wich daraufhin zurück. "Das da", sagte sie und deutete auf dieses schwarze Etwas an der Wand, "ist der Virus. Naja, also Teile des Virus." Ich weitete meine Augen und war froh dieses Teil nicht angefasst zu haben. "Und was genau hat der Virus hier zu suchen?" "Das sind eigentlich typische Eigenschaften einer Verwandlung. Also irgendwo, nicht weit von hier, sind Cranks." Als sie das gesagt hatte, musste ich erst einmal schlucken. "Haben wir irgendwas um uns zu verteidigen?" "Nicht wirklich. Die Waffe hier verletzt nur Menschen." "Und wie kommen wir dann an ihnen vorbei?" "Wir müssen weglaufen. Das ist die einzige Möglichkeit." Daraufhin gingen wir weiter und schließlich tat sich vor uns eine Kreuzung auf. "Links oder rechts?" Sie sah sich in beide Richtungen und deutete nach links. "Da lang." "Woher weißt du das?" "Ich hab da so ein Gefühl." Das klang ja sehr überzeugend. Da ich aber keine andere Wahl hatte, folgte ich ihr und nach einer Zeit hörten wir einen Schrei. "Cranks." murmelte sie, doch setzte trotzdem ihren Weg fort. 


                                                                xx Lizzy xx

 Der Gang schien kein Ende zu nehmen. Ich weiß nicht wie lange wir schon unterwegs waren, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. "Wollen wir eine kurze Pause machen?" Ich drehte mich zu Newt um und er nickte mir zu. Wir setzten uns hin und ruhten uns ein wenig aus. "Weißt du wirklich gar nichts mehr von deiner Vergangenheit? Oder deinen Eltern?" Ich warf ihm einen Blick von der Seite zu und er schüttelte den Kopf. "Ich erinnere mich an nichts vor dem Labyrinth. Das einzige was ich von mir weiß, ist mein Name." Ich sah wieder hinweg und dachte  nach. Ich konnte mir nicht vorstellen mich nicht an meine Eltern erinnern zu können. Ich meine, ja, er hat neue Freunde im Labyrinth gefunden, doch diese sind jetzt entweder tot oder hier draußen in der Brandwüste. Er hatte niemanden. Doch dann kam mir wieder der Gedanke an die Simulation und ihre Worte. 'Wenn du ANGST geholfen hättest, wären wir niemals in dieses Labyrinth gesteckt worden.' Viele sind dort drinnen gestorben, aber meinetwegen? War es wirklich meine Schuld? Hätte ich lieber mein Leben aufgeben sollen um ANGST zu helfen? Hätte ich die anderen retten können? Tausende Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und ich wusste nicht welche Entscheidung richtig, und welche falsch war. Doch eine Sache wurde mir klar. Vielleicht war es wirklich meine Schuld, dass so viele gestorben sind. Und um das wieder gut zu machen, musste ich Newt und die anderen Überlebenden irgendwie zum rechten Arm schaffen. Diese bringen sie dann zum sicheren Hafen und sie können endlich ein friedliches Leben führen. Dann wurde ich jedoch von Newt aus meinen Gedanken gerissen. "Worüber denkst du nach?" Ich zuckte zusammen und drehte meinen Kopf in seine Richtung. "Woher willst du wissen, dass ich nachgedacht habe?" sagte ich und lächelte leicht. "Du hast in die Leere geschaut und es schien so als würdest du über etwas besonderes nachdenken. Also war es reine Vermutung." Ich lächelte und drehte meinen Kopf wieder weg. "Ja, du lagst richtig. Ich habe nachgedacht, über viele Dinge." Ich war mir nicht sicher ob meine Stimme traurig oder einfach ganz normal klang. Nur ich bekam diese Gedanken einfach nicht mehr aus meinem Kopf. "Und welche Dinge?" sagte er und lächelte mich ebenfalls leicht an. Sollte ich mit ihm drüber reden? Ich habe noch nie mit jemandem über meine Gefühle geredet. Naja, zumindest seit meine Eltern tot sind.. Vielleicht wäre es ja gut mit jemandem darüber zu reden. "Nichts besonderes." Nein. Ich wollte nicht darüber reden. Was wenn er derselben Meinung war, wie der Newt in der Simulation. "Du kannst mir alles sagen, das weißt du oder?" Ich seufzte einmal und nickte. "Ja, nur ich habe noch nie mit jemandem über solche Dinge geredet." "Warum?" "Weil es niemanden interessiert und ich mit meinen Problemen alleine klarkommen muss." Newt sah mich geschockt an. "Manchmal tut es gut mit jemandem über seine Probleme zu sprechen.." versuchte er mich zu ermutigen. Ich atmete einmal tief ein und begann zu sprechen. "Was wenn das alles meine Schuld ist? Wenn ich euch alle hätte retten können, wenn ich ANGST geholfen hätte.. Was wenn viele von euch dort nicht hätten sterben müssen?" Das erste Mal seit vielen Jahren, fühlte ich mich erleichtert. Manche Fragen quälten mich schon sehr lange. Und darüber zu sprechen, schien gar nicht so schlecht zu sein. Ich lehnte meinen Kopf hinten an der Wand an. "Ich hätte ANGST helfen müssen. Ihr hättet alle nicht diesen Schmerz spüren müssen. Diese Verluste. Die Trauer. Einfach alles.."


                                                               xx Newt xx

Sie hatte mir das erste Mal eine klare Antwort gegeben. Über ihre Probleme gesprochen, und ist meiner Frage nicht ausgewichen. Doch trotzdem sah ich sie entsetzt über ihre Antwort an. "Das ist nicht deine Schuld!" "Doch. Ist es. Und um das jetzt wieder gut zu machen, muss ich euch hier rausschaffen. Ihr verdient ein friedliches Leben." Warum gab sie sich die Schuld an allem? Lag es an der Simulation? "Aber, warum gibst du dir die Schuld an allem? Du kannst doch für das alles hier nichts!" Sie stand auf und warf sich den Rucksack über die Schulter. "Wegen mir sind viele Leute gestorben, Newt. Das kann man nicht einfach vergessen." Dieser Satz gab mir zu denken. "Okay. Lass uns weitergehen. Wir wollen hier drinnen ja schließlich nicht aufgefressen werden." Damit war die mitfühlende Lizzy wieder verschwunden und die taffe Lizzy trat wieder hervor. Wie kommt sie mit dem allen klar? Sie hat bestimmte Gefühle.. doch sie versteckt sie, sodass niemand sieht wie sie sich wirklich fühlt. Doch dann entschied ich mich aufzustehen und ihr zu folgen.

The Blue Blood - Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt