Anfang

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Als ich das erste mal das Tageslicht erblickte, war ich begeistert, obwohl meine Augen schrecklich brannten. Ich war schließlich vier Monate in diesem Ei gewesen, aus dem ich mich vor nur wenigen Minuten heraus befreien musste. Und dennoch war das Gefühl unbeschreiblich endlich wirklich zu 'leben'. Ich atmete die frische Luft ein, es roch nach Gras, es war wohl Frühling. Ein Schmetterling flog um mich herum und landete auf meiner Nase. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich erschrak und zurück sprang. Eigentlich erinnere ich mich an alles, was zu meiner Geburt passierte. An den wunderbaren Duft von Gänseblümchen, den noch frischen Morgentau, den leichten Nebelschleier. Alles war mir damals so fremd, nichts hatte einen Namen und alles bedeutete Gefahr. Ich gab ein verzweifeltes Quiecken von mir, doch niemand kam. Hatte meine Mutter mich im Stich gelassen? Gab es sowas überhaupt? Plötzlich knirschte etwas und es wurde für einen Moment ganz hell. Ich wurde von zwei kräftigen Händen gepackt und aus dem naturgetreuen Brutkasten aus Glas gehoben. Unsanft wurde ich auf den kleinen Tresen des Zuchtmarktes gesetzt. Ich blickte mich hilflos um. Dort stand ein alter Mann, mit einer Brille und weißen Haaren, faltigen Händen und einem freundlichen Grinsen im Gesicht. Ihm gegenüber, vor der Theke, stand ein circa 11 jähriger Junge mit dunkelbraunen, struppigen Haaren und fröhlicher, aufgeweckter Mine. "So, vier Monate Brut und man sieht das Ergebniss, ein topfites Pichu. So das macht 120 Pokédollar.", sagte der Alte. "Aber... so viel habe ich nicht...", entgegnete der Junge und schaute beschämt zu Boden. "Das ist alles was ich habe.", sprach er mit weinerlicher Stimme und legte etwas um die 50 Pokédollar auf den Tisch. Der Mann runzelte die Stirn. "Hast du schon ein Pokémon?" "Nein." "Na gut, dann nimm es um sonst, ich schenke es dir, du bist ja noch so jung und neu. Aber wenn du das nächste mal kommst, musst du bezahlen.", sagte er und packte mich erneut. "Weißt du eigentlich wie man einen Pokéball einsetzt? Hier versuch es!", meinte der nette Verkäufer lächelnd. Der Junge nahm zaghaft das kleine Gefängnis in Kugelform in die Hand und warf es nach kurzem Überlegen mit voller Wucht in meine Richtung. Vor lauter Angst führte ich eine schützende Drehung aus und drückte mich stark nach vorne, sodass ich mit aller Kraft gegen den Ball wirkte, was dazu führte, dass dieser abprallte und gegen die Wand hinter dem Kind flog. Total überrascht schauten die beiden mich an, aber ich war genauso überrascht. "Ja Donnerwetter, dass ist ja ein starkes Kerlchen!", posaunte der Alte nur so. Wo hatte ich diese unglaubliche Kraft her? "Gut, versuchen wir es mit einem Netzball, der wirkt bestimmt. Hier, versuch es mit dem.", sagte er dann und gab dem, immernoch staunenden Schulkind den zweiten Ball, der daraufhin auch nach mir geworfen wurde. Dieses Mal drehte ich mich wieder, doch die Masse des Balls traf mich am Kopf und ich musste den Stoß abbrechen. Schlagartig öffnete sich dieses verfluchte Teufelswerk und schnappte mit netzartigen Klauen nach mir. Wenige Sekunden kämpfte ich dagegen an, doch ich war zu schwach, wurde eingesaugt und landete in dem Körper. Überall hingen Netze von den Seitenwänden. Der Körper hatte eine schrumpfende Wirkung auf mich, ich war nur noch wenige Zentimeter groß. Doch ich sah einen kleinen Schlitz in der Wand des Balles, stützte mich dagegen, versuchte ihn zu öffnen, doch die Netzkrallen griffen nach mir und zogen mich in ihren Schleier in der Mitte der Kugel. Es wirkte wie ein Gefängnis auf mich, ich konnte mich nicht mehr rühren und der Schlitz schloss sich. "Yeah!" "Gut du hast es geschafft! Wie heißt du Kleiner?" "Ash." "Gut Ash, du kannst nun gehen, suche deinen Meister und kämpfe um deine Orden. Fange und besiege andere Pokémon mit deinem Pichu, schau ihm beim Entwickeln zu und reise durch die Welt von Pokémon, um ein spannendes Abenteuer zu erleben!" "Jawohl!" Mehr bekam ich nicht mehr mit, denn die Krallen betäubten mich und ich fiel in einen nahezu endlosen Schlaf, der nach einiger Zeit durch meinen ersten richtigen Kampf durchbrochen wurde. Doch in diesem Moment dachte ich an nichts, außer die Sonne, ihre warmen Strahlen und das Gras, auf dem ich kürzlich noch gesessen war.

Pokémon - Die Abenteuer von PichuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt