Kapitel 11✔️

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Ich bleibe noch eine Weile und schaue sie an. Ich kann es einfach nicht glauben. Erst ist sie unverschämt und behandelt mich, wie ein Kleinkind, und dann ist sie unglaublich verständnisvoll und nimmt alles zurück.
Sehr seltsam...

Prompt hebt sie ihren Blick und unsere Blicke treffen sich.
„Habe ich dir nicht gesagt, dass du aus diesem Raum verschwinden solltest?"
Um sie noch mehr zu reizen, rühre ich mich nicht vom Fleck. „Steh da nicht so rum, als hättest du nichts zu tun und mach dich vom Acker."

„Entspannen sie sich, ich bin ja schon weg."
Schwungvoll knalle ich die Tür zu und gehe den Korridor entlang, bis zum nächsten Eingang, wo Isla geduldig auf mich wartet. „Wie war dein Gespräch?" Ich hake mich bei ihr unter und wir gehen gemeinsam in den nächsten Unterricht.

„Sie hat ihre Meinung geändert und meinte, dass ich recht hätte und sie nicht meine Mutter sei. Ich finde es ziemlich cringe, dass sie sofort ihre Meinung geändert hat, vermutlich kriegt sie ihre Tage." „Oder Mrs Fear ist schwanger."
Meint Isla und fängt an, zu lachen.

Ich lache mit ihr mit, das Denken über ihr Verhalten, und dass sie vielleicht bald ihre Tage bekommen sollte, ist einfach zu komisch. Doch schnell vergeht mir das Lachen und ich werde wieder ernst.
„Außerdem hat sie noch gesagt, dass sie von meiner Vergangenheit weiß."
Dass sie mir helfen will, wieder in die Kurve zu kommen, lasse ich aus. Man muss ja nicht alles weitererzählen, oder?

„Wie hat sie es herausgefunden?" „Miss Glee hat es ihr erzählt."
„Das geht ihr aber nichts an, schließlich kennst du Miss Fear noch nicht."
Wir gehen weiter den Korridor entlang, bis wir vor einer weiteren Tür stehen bleiben.

„Hier haben wir als Nächstes Unterricht.", sagt Isla und öffnet uns die Tür. Wir betreten den Raum. Der ist gefüllt mit Schülern. Alle Plätze sind besetzt, bis auf zwei weitere Plätze in der ersten Reihe und ich nehme an... „Ihr seid zu spät.", ertönt die Stimme meines Lehrers. „Ich bin neu und wir haben den Raum nicht gefunden, deswegen sind wir etwas spät dran." Lüge ich. Die Wahrheit wäre, ihm zu sagen, dass wir getrödelt haben und deshalb spät dran sind.

„Das ist mir egal, ob du neu bist. Pünktlichkeit zählt immer an erster Stelle. Anscheinend hast du dein Heft für Neuankömmlinge noch nicht gelesen. Das ist sehr peinlich Liv, aber nun gut." „Er ist ja schlecht gelaunt.", flüstert Isla mir ins Ohr.
Sie packt mich an meinen Arm und zehrt mich grob, zu eines der freien Plätze, ganz nach vorne am Lehrerpult.

Nachdem wir uns setzen, frage ich ihn: „Wie kommt es, dass sie meinen Namen kennen, ohne, dass wir uns je begegnet sind?" „Diese Frage ist überflüssig." Antwortet er und schaut mit seinen braunen Augen in die Menge. Er steht auf, geht zur Tafel und schreibt einige Zahlen auf.

Anscheinend haben wir jetzt Mathematik. Das kann ja was werden. Ich war nie gut in Mathematik gewesen. Ich habe immer eine vier im Zeugnis stehen gehabt.
Außerdem gab ich mir nie die Mühe, die Beste zu sein, da mir Mathematik null interessiert.

„Aiden, würdest du bitte zu mir nach vorne kommen, um uns eine Mal-Aufgabe an die Tafel zu schreiben?" „Wenn dies ihr Wunsch sei, Mr James, erfülle ich den mit großem Vergnügen."

Einige Mädchen werfen ihn verstohlene Blicke zu, doch ich verdrehe nur die Augen.

Er schlendert gemütlich nach vorne, da er das Glück hat, in der hinteren Reihe sitzen zu dürfen. Vorne an der Tafel angekommen, zwinkert er mir mit einem seiner grünen Augen zu, sodass mir die Peinliche röte in meinem Gesicht aufsteigt. Eilig verstecke ich meine Wangen, unter meine Handflächen und ich spüre, wie heiß sich die beiden Seiten anfühlen. Schnell senke ich meinen Blick
und ich versuche, mich auf meinen morsch braunen Holztisch zu konzentrieren.

Dieser Versuch scheitert, denn meine Sitznachbarin Ivi stößt mir ihren Ellenbogen gegen meine Schulter. Autsch, das hat aber wehgetan. „Wieso schaust du auf deinem Schreibtisch? Geht es dir nicht gut?" „Mir geht es gut. Ich versuche mich nur sehr stark zu konzentrieren." Erwidere ich, meinen Blick dabei noch immer auf dem Tisch gesenkt.
Sie stößt mich wieder an, diesmal kräftiger.
Ich schreie auf. „Aua, was soll das?" „Mr James, hat dir eine Frage gestellt. Kleiner Tipp: Es ist sehr unhöflich, Leute zu ignorieren."

Ich schaue zu Mr James. „Wie erfreulich, dass du mich endlich wahrnimmst, nachdem ich dich dreimal aufgerufen habe."
„Sie haben mich aufgerufen? Das habe ich wohl überhört.", sage ich sarkastisch, bevor ich aufstehe, um zur Tafel zu gehen.
Ich nehme mir ein Stück Kreide und bin kurz davor, meine Antwort hinzuschreiben, als ein Menschlicher Schrei, aus dem Flur ins Klassenzimmer dringt. So eine Art schrei, habe ich schon einmal wahrgenommen, damals, war ich noch sehr viel jünger gewesen.

Zimmer Nummer 13Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt