Kapitel 17

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Die Nacht ist noch jung, als ich mich draußen vor dem Internat aufhalte.
Die kühle Luft weht durch meine offenen Haare und ich genieße die einsame Stille um mich herum.

Zum Abendessen habe ich ordentlich gegessen, da es einfach zu lecker war. Außer dem Brot, was wir geschnitten hatten, haben wir gemeinsam noch einiges zubereitet, da es nicht für die Ganze Schul Gemeinschaft reichte.

Barfuß gehe ich durch das trockene Gras. Unter meinen nackten Füßen piksen mir die spitzen Grashalme in die Haut und ich beschleunige meine schritte, bis ich im hinteren Teil des Grundstückes ankomme.

Hier schaue ich mich um, denn diesen Teil habe ich noch nicht gesehen. Ein steiniger Weg liegt mir gegenüber und führt weiter um das Internat herum. Mein Blick wandert zu dem Gebäude. Die Fenster sehen auch hier verschmutzt aus und die Wand ist mit etwas Moos verziert. Die Dächer sind Dunkelgrau und das ganze Gebäude wirkt irgendwie verlassen.

„Ach hier bist du, ich habe dich über all gesucht." Islas stimme, dröhnt durch meine
Gedankengänge  und ich drehe mich zu ihr um.
Vor mir steht sie mit einem verzierten Holzbrett in ihrer Hand und auf dem Holzbrett  liegt eine Art Zeiger.

„Ich habe etwas aus meinem Zimmer mitgebracht. Vielleicht interessiert es dich." Sie zeigt mir ihr Brett genauer und ich lasse meinen Blick darauf liegen.

Das Brett hat einen braun orangen Farbton und in einem Bogen ist das ABC geschrieben. Darunter waagerecht stehen Zahlen von eins bis null und etwas weiter  unten steht: Good Bye auf Deutsch übersetzt: Auf Wiedersehen. Oben links steht Yes und oben rechts steht no.

„Ich kenne dieses Brett." „Tatsächlich?" „Ja, das Spiel habe ich früher mit meiner besten Freundin gespielt. Damals ist aber nichts passiert, anscheinend wollten die Geister nichts mit uns zu tun haben." Isla setzt sich aufs Grass und legt das Brett direkt vor ihr hin und ich setze mich zu ihr gegen über.

„Willst du das Gebet sprechen oder soll ich?" „Wir müssen davor ein Gebet aufsagen? Das habe ich mit meiner Freundin früher ohne gemacht." „Dann machst du es heute zum ersten Mal mit dem Gebet." „Und, wie spricht man dieses Gebet? Ich bin ja nicht christlich."

Ergeben seufzt Isla und fängt an zu sprechen: „Dann mache ich es eben. Geister aus dem Jenseits. Wir laden euch herzlich ein, euch zu uns zu gesellen. Gott sei bei uns und  schütze uns vor dem Bösen, Amen."

„Das war schon alles?" „Sei still." Zischt Isla und ich halte meinen Mund. 
Wir schweigen, bis ihre Stimme kraftvoll und selbstbewusst aus ihrem Mund heraus fließt. „Geist, Geist bist du da?" Isla und ich lassen uns an den Händen los und starren gebannt auf dem Brett, dabei halten wir mit unseren Händen den Zeiger fest.

„Es passiert nichts." „Nur Geduld." Erwidert sie. Nach einer Ewigkeit schweigen,  nehme ich eine Frauenstimme wahr.
„Ich bin hier." Antwortet sie uns „Da hat jemand gesprochen." Sage ich und Isla schaut mir in die Augen
„Ich habe nichts gehört." „Bist du dir sicher? Denn ich habe etwas gehört. Sie hat gesagt: Ich bin hier." „Das hast du dir nur eingebildet."

Kühler Wind weht auf und mir wird mulmig zumute.
Während der Wind bläst, wandert der Zeiger auf yes.

Zimmer Nummer 13Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt