[3-Ashura]

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Am nächsten Morgen wache ich durch das Zwitschern einiger Vögel auf und setze mich im Bett auf.

Ich bin wohl gestern eingeschlafen... hat Indra mich zurückgetragen? Peinlich. Ich sollte mich dringend bedanken gehen. Und außerdem ist mir mein Name eingefallen, im Traum, so merkwürdig das auch schon wieder klingt.

Ich schwinge mich motiviert auf die Beine, gehe zu dem Schrank, da mir netterweise einige Klamotten zur Verfügung gestellt wurden, gehe danach noch ins anliegende Bad, was mir anfangs gar nicht aufgefallen war, um meine Haare zu ordnen und verlasse ungefähr 20 Minuten später das Zimmer.

Ich habe mich ehrlich gesagt hier und da ein wenig ablenken lassen, doch aus dem Zimmer raus, überlege ich einfach wieder reinzugehen und zu warten, bis irgendwer auftaucht.

Schließlich reiße ich mich aber zusammen und schlage den linken Gang ein.
Theoretisch muss ich ja nur da lang gehen, wo mich auch Indra langgeführt hatte, wir sind totsicher an seinem Zimmer vorbeigelaufen.
Und würden nicht alle Türen verdammt gleich aussehen, dann hätte ich es bestimmt noch viel leichter gefunden.

Nach mehreren Versuchen mir zwanghaft wieder in Erinnerung zu rufen, wo was ist, sehe ich, wie ein kleiner niedlicher Hund auf mich zusteuert.
Ich hocke mich vorsichtig hin, als er vor mir zum Stehen kommt und mit seinen warmherzigen, großen Augen zu mir aufsieht.

Zögernd strecke ich die Hand nach ihm aus und da er anscheinend nichts befürchtet, lege ich meine Hand auf seinen Rücken und streichle ihm sanft übers Fell. Er schmust sich mit dem Kopf an mein Bein und ich komme nicht umhin erfreut zu lächeln.

Es dauert einige Minuten, die ich weiter gedankenverloren durch das braune Fell streiche, bis mich erneut Schritte aus meiner Gedankenwelt reißen und auch der Hund dreht aufmerksam den Kopf um.

Ein Junge, auch etwa in meinem Alter, rennt über die Flure und scheint nach jemandem zu suchen.

Ich tippe spontan einfach mal auf den Hund, obwohl das Anwesen natürlich riesig ist.

Er scheint mich auch endlich zu bemerken, lächelt und kommt etwas langsamer auf uns zu.
Als er den Hund entdeckt strahlt er zufrieden. Auch das Fellknäul scheint ihn zu kennen und läuft nun auf den Braunhaarigen zu.
Er nimmt den Hund auf den Arm und wendet sich dann mir zu.

Er sieht mich aus großen schwarzen Augen neugierig an, welche mich nun in erster Linie an Indra erinnern, nicht mehr an meine Familie, wie es gestern noch der Fall war.

Er legt den Kopf fragend schief, lächelt dann aber und hält mir seine Hand hin.
,,Ich bin Ashura und wer bist du?", fragt er.

Ashura, Indra, sind die beiden verwandt? Und wie passt Hagoromo in das Bild?

Ich sehe auf die Hand, die er mir hinhält, gebe ihm dann meine und antworte schließlich auch.
,,Ich bin Saki.", gebe ich meinen neu gelernten Namen preis.

Da sich nach dieser Vorstellung in Sekundenschnelle Stille über uns legt, beschließe ich einfach zu fragen. Was soll schon passieren.

,,Bist du eventuell irgendwie mit Indra verwandt?", spreche ich meinen Verdacht laut aus und auf seine Lippen legt sich ein zufriedenes lächeln.
,,Ja, er ist mein großer Bruder."

,,Brüder also...", murmel ich und kann mir gerade noch so verkneifen ein "hat er garnicht erwähnt" daran zu hängen.
Das wäre bestimmt ganz schön unhöflich, Indra hat es vermutlich einfach vergessen, schließlich hab ich auch nicht gefragt.

,,Und ist das dein Hund?", frage ich weiter, da er nicht abneigend an einem Gespräch zu sein scheint.
,,Meiner und Indras, sein Name ist Shiro. Ihr scheint euch verstanden zu haben, magst du Hunde?"
Ich nicke schwach, ,,sie sind wirklich süß."

Er lässt den Hund wieder auf den Boden, welcher sich allerdings sofort wieder an Ashuras Bein schmiegt, weshalb er leicht zu kichern anfängt, dann aber innehält, als hätte er einen Gedankenblitz gehabt.
,,Du bist das Mädchen, das Indra gerettet hatte, nicht wahr? Ich wusste, dass da noch irgendwas war, das ich vergessen habe.", den letzten Teil murmelt er zwar mehr zu sich selbst, aber es ist immer noch zu verstehen.

Ich nicke auf seine Blicke hin knapp, denn irgendwie ist mir die Story ein wenig unangenehm, so nett wie die Leute hier alle sind.

,,Komm mit.", fordert er mich auf und läuft ohne auf eine Antwort zu warten einfach schon vor.
Ich sehe ihm kurz verwirrt hinterher, hole dann aber seine Vorsprung auf, um neben ihm laufen zu können und sehe verdutzt auf sein Grinsen, welches ich vorne und hinten nicht deuten kann.

,,Und wohin genau gehen wir?", will ich also wissen und er antwortet nur knapp ,,Frühstücken.", verkreuzt dann die Arme lässig hinterm Kopf und sieht nachdenklich zur Decke.
,,Und ich bin mir sicher, dass es da ganz tolle Neuigkeiten geben wird.", fügt er mit geheimnisvollem Unterton schließlich hinzu, weshalb ich ihm doch etwas irritiert weiter folge.

Der Hund folgt uns beiden auch auf Schritt und Tritt, was ich wiederum doch ganz süß finde und so führen mich Ashura und Shiro durch das halbe Ootsutsuki Anwesen, während mich der Braumhaarige pausenlos zulabert.

Also, wenn ich einen Gesprächspartner brauchen sollte, dann scheint Ashura wirklich der richtige zu sein, das ist schonmal klar.
Und auch wenn ich nichts dagegen habe, schätze ich, dass mir Indras ruhige Art doch ein wenig lieber ist.

Allerdings sind beide unfassbar nett, da fällt mir auf, ich muss noch herauskriegen, was Hagoromo jetzt für eine Aufgabe hier hat.
Ist er ihr Opa? Ist er überhaupt schon so alt? Sind sie überhaupt verwandt? Schließlich haben Indra und Ashura weder Hörner, noch lilafarbene Augen.

Ich werde wohl fragen müssen bei Gelegenheit...

,,Im Nachhinein gesehen, war ich damals noch ahnungsloser als in dem Moment vermutet. Tja, dafür hatte ich neue Freunde gefunden. Shiro, wie auch Ashura. Indra sowieso und irgendwie empfand ich auch Hagoromo als eine Art Freund. Dass ich sie mal als neue Familie bezeichnen würde, hätte ich damals nicht im Traum geahnt."

Gottes Gesandter - IndraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt