[4-Angebot]

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Wir laufen noch einige Zeit durch das Anwesen, welches mir immer größer scheint und auch Ashura scheint manchmal leicht die Orientierung zu verlieren, was ich zum Anlass nehme die Behauptung aufzustellen, dass möglicherweise sogar Leute, die hier wohnen, nicht den kompletten Überblick haben.

Und somit irren wir zu dritt durch die endlosen Gänge, die mir zwischenzeitlich wie ein Labyrinth vorkommen, bis wir schließlich vor einer riesigen Türe stehen bleiben, welche Ashura schwungvoll öffnet und dahinter kommt - wenig überraschend - ein riesiger Saal zum Vorschein.
Baff sehe ich in dem Raum rein und vergesse durch das Staunen sogar weiterzulaufen, doch merke dann recht schnell, als ich mich nach Ashura umsehe, der immer noch neben mir steht, dass es gerade gar nicht nötig ist und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Ashura irgendwie beabsichtigt hat mich so zum Staunen zu bringen, denn wie er auf meinen hilflosen Blick hin, anfängt zu lachen, spricht schon Bände für sich.

,,Ashura gehört zu den typischen Menschen, die man einfach irgendwie mögen muss, selbst wenn er irgendwas Dummes gemacht hat, war es zumindest im Nachhinein einfach immer eine lustige Story und nicht mal böse sein, konnte man ihm lange..."

Somit blase ich beleidigt die Wangen auf, denn selbst wenn es für ihn normal ist, entspricht es nicht mal meinen verrücktesten Vorstellungen. Und nachdem wir uns einige Minuten später beide wieder gefangen haben und er mir erklärt hat, dass er den Sinn des Saals selbst noch nie verstanden hat und daher gerne immer die Reaktion anderer sieht, verstehe ich es auch irgendwie. Somit fängt er noch ein letztes Mal an zu kichern, bevor er mir deutlich macht ihm weiter zu folgen.

Er steuert auf eine weitere Türe zu und glücklicherweise befindet sich dahinter ein etwas kleinerer Raum, was mir schlagartig ein beruhigendes Gefühl gibt, da die hohen Decken eben mich etwas angespannt haben.
Der Raum ist in schlichten hellbrauntönen gehalten. Zwei Wände sind komplett offen und dahinter erstreckt sich eine große Grünfläche.

Unter dem bedachten Bereich steht ein Tisch, um den acht Kissen liegen, obwohl dort gerade nur zwei Leute sitzen. Und beide kenne ich sogar, es sind nämlich Hagoromo und Indra, die aber gerade in ein Gespräch vertieft sind.

Der Tisch ist gut gedeckt, trotzdem scheint noch keiner von beiden angefangen zu haben. Wie ich das sehe, werden sie auf Ashura gewartet haben, der aber vorher noch Shiro gesucht hatte.

Ashura hat sich bereits auf einen Platz sinken lassen und zugegebenermaßen stehe ich nun doch hier ein wenig verunsichert in der Gegend herum. Gedanklich irgendwo zwischen ansprechen und einfach still und unbemerkt abhauen. Da Hagoromo allerdings von seinem Gespräch mit Indra ablässt, Ashura einen guten Morgen wünscht und den Blick dann zu mir wendet, war es das mit der letzteren Möglichkeit.

Er lächelt und deutet mir mit einer einladenden Handbewegung an mich zu setzen, doch irgendwie kommt diese Information wohl nicht ganz in meinem Kopf an, weshalb ich weiter schüchtern dastehe und versuche meinen Blick auf irgendeinen Punkt zu fixieren, da es wieder eine ungemein unangenehme Situation ist, mit der ich nichts anzufangen weiß. Schließlich folgt mein Blick Indra, der aufsteht und auf mich zukommt, dann sanft, aber bestimmt meine Hand nimmt und mich mit an den Tisch zieht. Immer noch etwas unschlüssig setze ich mich also neben ihn, innerlich betend, dass die Situation irgendwie angenehmer wird.

Eine ganze Weile herrscht eine geheimnisvolle Stille, die ich nicht so richtig deuten kann, aber irgendwas liegt garantiert in der Luft. Und irgendwie atme ich doch ganz erleichtert aus, als Hagoromo mit seinem Räuspern die Stille unterbricht. Er sieht einmal durch die Runde und nickt dann zufrieden, als er merkt, dass er die volle Aufmerksamkeit hat, sogar von Shiro, der bislang eingerollt neben Ashura lag.

,,Also Saki...", beginnt Hagoromo mit seinem typischen einladenden Lächeln.

Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich es geschafft habe ihnen meinen Namen mitzuteilen, irgendwie war das doch unangenehmer als ich es mir vorgestellt habe, aber dafür scheint es sie für mich gefreut zu haben und irgendwie gibt mir das dann doch jedes Mal wieder ein erleichtertes Gefühl, denn selten habe ich so oft hintereinander in so viele zufrieden lächelnde Gesichter gesehen. Da kann man sich vermutlich gar nicht unwohl fühlen.

,,Nach allem, was Indra mir erzählt hat, scheinst du jetzt keinen Platz mehr zu haben, wo du hinkannst, oder?" und schlagartig wünsche ich mir das Schweigen wieder, dabei ist die Frage sogar berechtigt. Ich hab zwar schonmal diesen Gedanken im Kopf gehabt, aber es zu hören tut trotzdem irgendwie weh, denn trotz den ganzen netten Leuten hier, vermisse ich meine kleine Schwester um mich herum und die Nähe meiner Eltern, es war einfach etwas ganz anderes, auch wenn ich damit auf keinen Fall sagen will, dass mir die Zeit hier nicht gefallen hat mit den Dreien, beziehungsweise den Vier mit Shiro.

Ich nicke etwas irritiert, da ich weder glaube, dass er mich nur daran erinnern will, wie traurig diese Tatsache doch ist, noch könnte ich mir vorstellen, worauf es sonst hinauslaufen soll. ,,Dann biete ich dir an, dass du hier bleiben kannst. Natürlich nur, wenn du das möchtest, sonst werden wir dir auch helfen einen anderen Platz für dich zu finden."

Erwartungsvoll sehen mich alle drei Augenpaare an, doch so überrumpelt und sprachlos, wie ich gerade bin, muss ich diese Aussage erstmal verdauen und auch meine Gedanken machen schlagartig Loopings. Möchte ich hierbleiben? Kann ich sowas überhaupt annehmen?

,,Du brauchst dich nicht sofort zu entscheiden, lass dir die Zeit, die du brauchst."

Ich nicke schwach, murmele ein ,,Danke" als Antwort und somit schwindet die Aufmerksamkeit von mir wieder.

Während ich also die restliche Zeit über meinen Gedanken nachhänge, insofern ich überhaupt vernünftige Gedanken fassen kann, da ich immer noch etwas überfordert bin mit dem plötzlichen Angebot, kommen Hagoromo und Indra in ein Gespräch, allerdings ist das einzige Wort, das wirklich bei mir hängen bleibt, vorausgesetzt ich höre wirklich für eine Zeit lang zu, Ninshu, da es öfters mal fällt, doch kann ich mit dem Begriff alleine nicht wirklich etwas anfangen.

,,Diese eine Entscheidung sollte vermutlich mein gesamtes Leben verändern und indirekt war es mir wohl schon auch damals bewusst, denn diese Frage hat mich sehr lange beschäftigt auch noch nach meiner Antwort. Und dann natürlich noch das Ninshu..."

Gottes Gesandter - IndraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt