[9 - Spaziergang]

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Ich schleiche mich so leise wie nur möglich durch die Gänge zu meinem Zimmer zurück und schließe hinter mir genau so leise die Türe, bevor ich mich seufzend das schwere Holz hinuntergleiten lasse, die Beine an mich heranziehe und den Kopf in die Arme lege. Es herrscht einige Minuten, - vielleicht auch länger, ich kann es nicht ganz einschätzen - Stille und mich reißt erst ein Klopfen an der Türe wieder in die Realität zurück. Beinahe wäre ich sonst wirklich eingeschlafen.
Ich bin ruhig, überlege ob ich mir das Klopfen nur eingebildet haben könnte, aber stehe dann trotzdem auf, um sicher zu gehen. Ich streiche mir eine schwarze Strähne hinters Ohr und greife nach der Türklinke.

Durch den Spalt erkenne ich zunächst nur die groben Umrisse eines Erwachsenen, aber die lilafarbenen Augen, welche trotz der Dunkelheit erkennbar sind, signalisieren mir, dass Hagoromo vor mir steht, weshalb ich die Türe auch weiter öffne und etwas unsicher hochsehe. ,,Du bist wieder da, wie schön. Ich würde gerne mit dir reden, wäre das für dich in Ordnung?"
Mir wird flau im Magen, zwar mag ich den alten Mann wirklich sehr, aber trotzdem habe ich immer wieder ein wenig Angst. Ich ignoriere die Schmerzen, die mein Bein verursacht und folge dem Ootsutsuki. Wir laufen aus dem Gebäude raus in den Garten, ein Ziel scheint er nicht wirklich zu haben, daher nutze ich die Zeit und beobachte den Himmel, wir haben vermutlich bald Vollmond.
Endlich scheint Hagoromo auch auf das Thema zu kommen, worüber er mit mir reden wollte, ich hätte ihn beinahe wieder vergessen, da ich geistesabwesend die verschiedensten Sternzeichen durchgegangen bin. Da hat mir mein Vater beigebracht, wir haben oft zusammen die Sterne beobachtet. (Mein Satzbau wird immer schlimmer, habe ich das Gefühl xD)

,,Das Feuer hat dir heute zu Schaffen gemacht, nicht wahr?" Ich sehe hoch, erkenne aber weiterhin nur die Silhouette und konzentriere mich daher wieder aufs geradeaus laufen. ,,Stimmt.", gebe ich kleinlaut zu und versuche gedanklich nicht erneut zu den glühenden Flammen abzuschweifen, welche unser Haus verschlungen haben.
,,Was hältst du von Indras Entdeckung?", fragt er und ich muss wirklich überlegen, von meiner Angst abgesehen, ist Indra echt erstaunlich. ,,Ich glaube es ist wirklich beeindruckend und kann einiges verändern.", beginne ich, aber irgendwas fehlt mir an meiner eigenen Aussage noch. Es hat nicht nur gute Seiten, auch wenn ich für Indra nicht hoffe, dass es jemals falsch verwendet wird. ,,Aber...", beginne ich, kriege es aber irgendwie nicht über die Lippen.
,,Sprich ruhig aus, was du sagen willst. Es gibt keine falsche Meinung.", motiviert Hagoromo mich und ich schlucke den Klos in meinem Hals herunter. ,,Es kann auch Zerstörung bringen.", flüstere ich beinahe schon, aber trotzdem scheint mein Gesprächspartner es verstanden zu haben, denn er spricht einfach weiter. ,,Da hast du vermutlich Recht mit. Das Chakra soll die Leute verbinden. Man kann es auf viele verschiedene Weisen einsetzen, nicht nur in dem Feuer, wie du es bei Indra gesehen hast. Sondern unter anderem auch, um andere Leute zu heilen, wie ich es bei dir getan habe. Und jetzt sag mir, würdest du auch lernen wollen, wie man damit umgeht und Jutsus anwendet?" Überrascht beginnen die Gedanken in meinem Kopf umherzuschlagen, denn darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Es ist bestimmt auch in Indras Sinne anderen Leute mit seinen Jutsus zu helfen, ich muss ja nicht mit Feuer hantieren.

,,Ich würde es gerne lernen, um anderen damit zu helfen.", beschließe ich etwas selbstbewusster.
,,Ganz wie dein Vater." Ich blinzle verwirrt in die Dunkelheit hinein. Hä? Hab ich mich eben verhört? ,,Mein Vater?" ,,Seishin Uchiha. Ich kannte deinen Vater, er hat sich mir auf meiner Reise angeschlossen und sich dann im Nachbardorf, wo ihr gelebt habt, niedergelassen. Ich habe ihn zwar einige Zeit nicht gesehen, aber wir hatten trotzdem noch regelmäßig Kontakt und er hat mir von der Familie erzählt, die er aufgebaut hat. Du siehst ihm sehr ähnlich und er hat dir einen Teil seines Chakras vererbt, daher war es für mich eindeutig, dass du seine Tochter bist. Er hatte den Entschluss gefasst möglichst vielen Leuten in seinem Leben zu helfen. "
,,Hast du mich deswegen aufgenommen?", frage ich etwas irritiert, nachdem ich mir das Gesagte immer wieder durch den Kopf gehen haben lasse (Ernsthaft... ist das noch ein deutscher Satz?). ,,Ich hätte jedem Kind in Not geholfen, denn mein Ziel ist es ebenfalls den Leuten bestmöglich zu helfen. Aber natürlich nehme ich die Tochter von einem meiner besten Freunde gerne bei mir auf und kümmere mich um dich."
Das Bild meines Vaters geht mir immer wieder durch den Kopf und bestärkt mich in meinem Beschluss. ,,Dann will ich zukünftig auch helfen, wo ich kann."

,,Das freut mich zu hören und jetzt leg dich lieber schlafen, es ist schon spät." Tatsächlich sind wir durch unseren Rundgang schon wieder an meinem Zimmer angekommen, motiviert betrete ich den dunklen Raum, wünsche Hagoromo ebenfalls noch eine gute Nacht, bevor ich die Türe schließe und schlagartig fällt mir auch auf, wie müde ich überhaupt bin. Somit führt mich der Weg - mit einem kleinen Umweg ins Bad, um meine Wunden zu säubern - ins Bett.

,,Ich war zwar ein wenig verwirrt über diesen Abend, aber irgendwie hat es mir auch Mut gemacht. Ab da an habe ich es mir zur Aufgabe gemacht so viel wie möglich zu helfen. Ich habe angefangen den Bediensteten auf dem Ootsutsuki-Anwesen zu helfen, zusammen mit Indra an weiteren Jutsus herumprobiert und danach haben wir versucht es auch Ashura beizubringen. Hat ein paar Wochen ganz friedlich funktioniert, nur gab es auch negative Folgen, welche sich bald begonnen hatten zu."

Gottes Gesandter - IndraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt