holzblüten

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2029年06月26日 ○ 26. august 2029」
☆ミ 日曜日 ● nichiyobi ○ Sonntag
✎ pov。 牛島 ○ pov. ushijima

Ich habe noch nicht lange geschlafen, als ich meine Augen öffne, da mich ein Vogel von draußen geweckt hatte, der gegen meine Fensterscheibe geknallt war. Normalerweise wache ich mit dem morgendlichen Vogelgezwitscher auf; dass ich von Vögeln, die gegen mein Fenster klatschen, wach werde, ist selbst mir neu.

Mein Blickwinkel liegt gerade in Richtung Fenster zum Garten, in welchem es bereits hell ist, jedoch sieht es nach einem regnerischen Tag aus.
Nachdem ich einmal meine Arme in die Höhe strecke und mich dehne, um wachzuwerden, lege ich meine Hände auf die Greifreifen und bewege, beziehungsweise rolle, mich in Richtung Fenster.

Von hier aus kann ich den Vogel sehen, der regungslos auf der Fensterbank liegt. Schade um das Tier, denke ich, jedoch muss der Kadaver nicht unbedingt gleich neben mir verwesen. Ich strecke meinen Arm, bis ich an das Fenster rankomme, öffne es und will die Scheibe gerade in meine Richtung ziehen, um es aufzumachen, da regt sich der Vogel, zuckt, flattert wie wild mit den Flügeln und fliegt dann wieder los.

Also eine kleine Dramaqueen. Ich schließe das Fenster wieder und versuche, in einer Kurve wieder zurück zu rollen, jedoch bleibe ich mit dem Reifen an etwas Schwerem hängen. Ich beuge mich nach vorne, um zu schauen, was es ist. Eine Millisekunde der Beobachtung verrät mir bereits alles, was ich wissen muss und ich sitze wieder kerzengerade im Stuhl.

Bei dem Objekt, das ich so eben angefahren habe, handelt es sich um den Karton, den Chikara mir vor wenigen Wochen mitgebracht hat. Ich habe mich bisher nicht getraut, ihn zu öffnen. Am liebsten hätte ich auch meine Meinung dazu geäußert, wie ich es fand, dass Chikara ohne irgendeine Erlaubnis einfach zu ihm gegangen war, aber auch das konnte ich nicht. Sie hat mir ihre Meinung zu dem Thema erklärt und hat sich entschuldigt und mir noch dazu die komplette Wahrheit erzählt. Außerdem rede ich sonst auch nie mit ihr, ich fände es schade, dass sie dann das erste Mal, dass sie meine Stimme gehört hätte, nur Ärger bekommen hätte.

Ich verstehe ja, dass sie es aus guter Absicht gemacht hat. Dennoch kann ich jene Nacht nicht einfach vergessen. Meine Art, mit Schwierigkeiten umzugehen, war es noch nie, darüber zu reden. Ich habe immer für mich behalten, was mich belastet und habe es mit mir selbst ausgemacht. Genauso, wie ich es jetzt auch tue. Aber diesmal ist es zusätzlich der Grund, dass ich mich nie wieder mit diesem Thema beschäftigen wollte. Darüber zu reden, hätte mir persönlich die Prozessphase nur erschwert.

Ich traue mich nicht, den Karton zu öffnen, da ich einerseits eben nicht weiß, was mich erwartet, und wie ich damit umgehen kann, aber andererseits auch, weil ich Angst habe, mir den gesamten Prozess, mit meiner Situation klar zu kommen, damit wieder zerschießen würde.

Dabei ist mein Unterbewusstsein aber neugierig und will es wissen. Eine andere Hälfte von mir, nämlich die, die immer versucht, logisch und objektiv zu sein, vergleicht das Ganze mit einem Stapel Büroarbeit. Wenn ich Dokumente durcharbeiten müsste, auf diese keine Lust hätte und ich sie einfach in eine Schublade stecken würde, damit ich sie nicht mehr sehen muss, dann sind die Dokumente schließlich für einen Augenblick unsichtbar. Das würde zunächst ein gutes Gefühl auslösen, irgendwann wäre es dann aber eine Belastung, sobald ich darüber nachdenke. Dann kommt die Phase, in der ich dessen Existenz vergesse, weil ich nicht mehr daran denke und mit anderen Dingen beschäftigt bin. Und irgendwann, ganz zufällig, mache ich die Schublade auf, sehe den nicht erledigten Papierkram und erschrecke mich erstmal zu Tode und ärgere mich dann, dass ich mich nicht doch vorher damit befasst habe. Ganz genau so ist es mit meiner Vergangenheit auch. Ich wollte mich so lange nicht damit befassen, um zu vergessen.

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