windstill

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(trigger-warnung: dieses kapitel enthält (kind of) schilderungen von selbstverletzendem verhalten. wenn ihr betroffen seid oder euch so etwas nicht gut tut, zu lesen, bitte ich euch, das kursiv-fett geschriebene zu überspringen, denn für den verlauf ist es nicht weiter wichtig. zudem wirkt das, was gleich kommt, hundertprozentig erst sehr verwirrend und strange, aber in einem anderen kapitel wird dazu noch mehr erklärt. und erinnert euch bitte nochmal an meine Worte, bevor ihr kommentare schreibt.)

「2019年05月24日 ○ 25. mai 2019」
☆ミ土曜日 ● doyobi ○ samstag

✎ pov。 天童 ○ pov. tendou

Ohrenbetäubend laut ist es um mich herum, während die Dunkelheit das Sonnenlicht ersetzt und es von Minute zu Minute dunkler um mich herum wird, als würde ein Fluss alles mit sich reißen und mich darunter begraben. Als würde man ein Zeitraffer betrachten. Die Zeit rennt schneller, als sie ein anderer wahr nehmen würde. Ich wünschte, dass das in den letzten sieben Jahren auch schon so gewesen wäre, denn vielleicht wäre ich dann weniger überanstrengt und ausgelaugt, weniger zerbrochen, weniger unglücklich.

Obwohl niemand im Raum ist, zumindest niemand, der für alle sichtbar ist, denn ich sehe sie alle, muss ich grinsen. Normalerweise ist da nicht viel Mimik in meinem Gesicht, wenn niemand da ist. Ich selbst muss nicht vor mir ausdrücken, wie ich fühle, schließlich spüre ich das schon zu Genüge.

''Was ist so witzig?'', fragt eine der vielen Personen im Raum.

''Dass ich wirklich geglaubt hatte, dass es für jeden ein glückliches Ende geben wird. Und siehe da, so ist es nicht.'', antworte ich.

''So ist es nicht, so ist es nicht.'', hallt immer wieder durch den Raum, es widerholt sich immer wieder, bis die Stimmen still sind.

''Nein, so ist es nicht. Schaut, was aus mir geworden ist. Ein versunkenes Wrack, das zu dem wird, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte. Ängstlich, verbittert, wütend, einsam, in einem bisschen Liebeskummer versunken.''

Wieder widerholen die Personen im Raum meine letzten Worte.

''Schweigt, ihr nervt mich!'', zische ich zurück, als ob es einen Einfluss auf sie hätte. Doch sie hören nicht auf, widerholen meine Worte noch lauter, brüllen wie wild durcheinander.

Ich umklammere mit der linken Hand eine Scherbe einer zerbrochenen Vase, drehe mich zu einer der gesichtslosen Gestalten, die mir ähnelt und neben mir sitzt, und versuche, die Spitze in dessen Hand zu rammen, welche tröstend auf meinem Oberschenkel liegt, aber ich vergesse, dass es keine echte Person ist, die dort sitzt und muss im nächsten Moment einen Schrei zurückhalten, denn die Spitze steckt in meinem Bein.

''Verdammte...'', fluche ich leise vor mich hin und ziehe die Spitze der Scherbe aus dem Bein. Es ist zwar nicht allzu tief, aber es blutet, tut höllisch weh und wenn ich mich nicht irre, färbt sich die Stelle sogar blau, aber ich darf ja nicht einmal meinen eigenen Augen mehr trauen.

Doch obwohl es wehtut, stört es mich nicht. Es tut sogar irgendwie gut, ist angenehmer als mein Herzschmerz. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, vielleicht ist es auch der Gedanke, dass dieser Schmerz ein absehbares Ende hat, behandelt werden kann und sichtbar ist.

Ich stehe also auf, um zu testen, ob ich noch laufen kann. Es zieht ein wenig im Oberschenkel und es laufen tröpfchenweise kleine Blutperlen an meinem Bein herunter, das stört mich aber nicht weiter.

Es ist noch immer ohrenbetäubend laut. Ein ''Verdammt'' kommt wiederholt aus einer Ecke, ein ''Ihr nervt mich'' vehement aus der anderen.

Immer lauter, immer schneller, immer verzerrter. Der Raum fühlt sich erdrückend an, die Dunkelheit engt mich ein. Mein Herz klopft bis zum Hals, ich laufe hochrot an und versuche noch, mit zitternden Fingern nach einer Lichtquelle zu tasten, denn die Sonne ist längst untergegangen und im Raum liegt nur eine Dunst von Dunkelheit, doch ich erreiche den Lichtschalter nicht.

PAPER THIN - [ushiten]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt