Amanda
Obwohl meine Eltern, meine alten Freunde und vielleicht auch jeder andere Mensch auf dieser Welt nicht verstand warum ,so verbrachte ich meine Tage trotz allem am liebsten allein. Ich hatte gelesen, dass man in dem Moment in dem man dem Tod in die Augen blickt leben will ,doch ich hatte nicht leben wollen... war ich also vielleicht schon tot ? Und wenn ich wirklich tot war warum blieb mir das Recht verwehrt wie jeder andere von dieser Welt zu gehen...Ich sah die Sonne und doch spürte ich sie nicht, ich sah das Wasser vor mir plätschern und hörte es nicht ,ich sah meine Beine und spürte sie kaum...
Vollkommen verloren in mir selbst -oder zumindest dem was davon übrig geblieben war-starrte ich auf den kleinen Teich vor mir und genoss die Wärme die das Sonnenlicht mir brachte. Meine Mutter war -wie so oft seit dem Unfall- auf einer ihrer Modenschauen zu denen ich sie früher stets begleitet hatte ,doch seit damals hatte ich das Interesse an so ziemlich allem verloren und mein Vater war auf irgendeinem Gerichtsding ,hatte jedoch versprochen -warum wusste ich auch nicht- in spätestens einer halben Stunde wieder hier zu sein mit einer "Schönen Überraschung für mein kleines Mädchen "was im Klartext so viel heißen mochte wie "Bitte hör auf depressiv zu sein ,du kriegst auch eine Belohnung". Eine Weile hatte ich mich tatsächlich gefragt wen oder was er mitbringen würde und hatte stark zwischen meinen alten Freunden ,einem Psychologenfuzzi oder einem Pferd geschwankt...Warum ein Pferd ?...dem Mädchen im Pferdeflüsterer -früher einer meiner Lieblingsfilme aus gegebenem Anlass nun nicht mehr -hatte es zumindest geholfen also wer weis...
Wie aufs Stichwort hörte ich schon von weitem die schweren Schritte meines Vaters ,jedoch kein Hufgetrappel weshalb ich die Pferde-Theorie getrost verwarf und mich weiter auf den See konzentrierte. Bis ich ihre Anwesenheit direkt hinter mir zu vernehmen glaubte tat ich weiterhin so als ob ich sie noch nicht bemerkt hätte. Es war als würden kleine Stromstöße meinen Körper durchzucken als ich seine Blicke spürte und ich musste lächeln. "Hallo mein Schatz "hörte ich meinen Vater sagen und versuchte mich -so gut es eben ging- elegant mit dem Rollstuhl unterm Arsch umzudrehen. Ich bemerkte weiterhin die Blicke des Fremden und musterte ihn nun meinerseits : Er hatte dunkles fast schwarzes Haar,welches im sanften Schein der Sonne glänzte und einen gut gebauten Körper, er trug eine dunkle Jeans und ein schwarzes Shirt ,darüber eine klassische Lederjacke und allgemein wirkte er wie all diese kleinen Möchtegern Badboys ,mit dem klitzekleinen Unterschied das dieser hier verdammt echt war. Ich wagte kaum seinen Blick zu erwidern ,denn ich kannte diesen mitleidigen Blick mit dem mich die Leute -greade jene die ich von früher kenne- stets anblickten, früher waren die Blicke die man mir zuwarf gemischt und oftmals anerkennend ,doch spätestens ein Blick auf den Rollstuhl genügte heute diese Blicke zu ändern.
Als ich schließlich doch meinen Blick hob und ihm direkt ins Gesicht schaute war ich wie gefesselt von dem sich scheinbar ständig bewegendem blau seiner Augen ,das rauchig und undruchdringlich wirkte und den perfekten Kontrast zu den dunklen Haaren und dem markanten Gesicht gab. Auch wirkte sein Blick keineswegs von Mitleid getränkt, er wirkte lediglich interessiert und gleichzeitig so dessinteresseiert das es mir kalt den Rücken hinunter lief und ich dem Drang wiederstehen musste mich unter seinen Blicken zu winden. "Hi ,Jake Avery ,du musst Amanda sein ?!"meinte er und versuchte sich an einem Lächeln welches ihm zumindest besser gelang als mir. "Ähmm...Äh...A-Amanda Sawyer,...hey "meinte ich scließlich irgendwann vollkommen verwirrt von seiner Art und starrte noch immer wie gebannt in seine blauen Augen stets auf der Suche nach einem Funken Mitleid, Ablehnung oder gar Spott doch ich fand nichts... überhaupt nichts. "Und du bist kein Psychodoc ?"fragte ich misstrauisch und kniff die Augen zusammen. "Jep" antwortete er und lies das P ploppen. Ungefragt -was eh nicht nötig gewesen wäre und mir prinzipiell lieber war- lies er sich auf einen der Stühle in dem kleinen Pavillion fallen und reckte sich der Sonne entgegen. "Wenn du kein Psychotyp bist und auch keiner meiner Freunde -das wüsste ich - warum bist du dann hier ?"fragte ich nach und löste meinen Blick von ihm.
Andächtig blickte ich über dieses kleine Paradies das allein mir gehörte ,und das eben doch kein Paradies war. Als ich meinem Vater sagte das ich es lieben würde in Blumen zu liegen hatte ich die wilden unansehnlichen Feldblumen gemeint die überall in der Nähe vom Strand in den großen einladenden Wiesen blühten und nicht diese akkurat gepflanzten Rosen und was weiß ich was alles die nun den Garten zierten. In diesen Meeren aus Blumen kam ich mir stets nicht nur verloren vor sondern auch fehl am Platz, während ich mich in einer wilden Wiese gewissermaßen als Unikat fühlte ,die wunderschöne Unperfektheit der Welt um mich herum konnte ich alles vergessen ,doch schon seit Ewigkeiten war ich nicht mehr am Meer oder auch nur aus dem Haus ,denn was hatte ich dort was ich hier nicht hatte ? Hier und dort war alles gleich ,es war eine Welt zu der ich nicht länger gehörte und ich fühlte mich wie eine wunderschöne Blume die verblüht ist und langsam aus diesem Durcheinander namens Erde verschwindet...auf der Durchreise ,zu einem Ort mit beschwerlichen Reisebedingungen. Es stimmte ,diese Welt war nicht für mich gemacht ,überall im Haus hatten wir erst Lifte und Hilfen für mich anbringen müssen ,hatten Durchgänge vergrößert oder Türschwellen verkleinert und auf keiner Gala, keiner auch nur annähernd schicken Veranstaltung hatte ich mehr etwas verloren ,denn ich konnte ja nichtmal mehr tanzen oder mich vernünftig mit anderen Menschen unterhalten...Diese Welt war nicht für mich gemacht und ebenso wenig für den Jungen vor mir. Auch er wirkte hier vollkommen fehl am Platz und doch gehörte er irgendwie genau hier hin...
So versunken in meinen Gedanken bemerkte ich zuerst gar nicht wie Jake wieder zu sprechen begann und mir unbewusst mit seiner rauen und doch so weichen Stimme eine Gänsehaut verpasste ,die ich schnell wieder zu verdrängen versuchte. "Ich weiß das ich gut aussehe Honey aber du musst mich nicht gleich mit deinen Blicken fressen,...das kannst du gerne ganz direkt machen "meinte er und zwinkerte spitzbübisch. "So gut siehst du nun auch nicht aus ..."nuschelte ich und versuchte nicht rot zu werden -was mir kläglich misslang. "Lügen haben kurze Beine "meinte er eiskalt und obwohl jetzt wahrscheinlich jeder andere Gehbehinderte empört über seine Wortwahl gewesen wäre gefiel mir die Art wie er rücksichtslos agierte ohne auch nur ein bisschen auf das zu achten was er sagte und ein kleines -halbechtes- Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. "Ach sooo kurz sind meine Beine nun wirklich nicht "bemerkte ich und versuchte sie mit viel Mühe zu strecken. "Sorry jetzt aber was genau hast du ?"fragte er wie aus dem nichts -auch wenn ich diese Frage hätte erwarten können- heraus und blickte mich unverwandt an. Ich hustete und versuchte meine -plötzlich verschwundene- Stimme wiederzufinden und begann es ihm in knappen Worten zu erklären.....
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Hi meine Herzchen ,hier mal ein Kapitel aus Amandas Sicht ,also was haltet ihr bisher so von Jake und Amanda ?
ALG Nickii :*
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Learn to Fly
Teen FictionAmanda Sawyer, sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Längst hat sie ihren Lebensmut verloren, ist nur ein Schatten ihrer selbst, ist das Mädchen, das immer auf dem Boden der Tatsachen bleibt, nie fliegen wollte oder ein Risiko eingehen wollte. Sie...