Amanda
Überrascht schaute ich mich um und stellte fest das ich noch voll angezogen -nur ohne Schuhe- in meinem Bett lag und schlug die Decke zur Seite. Gähnend zog ich meine Beine über die Bettkante und wackelte zum Kleiderschrank, nahm mir eine Jeans und ein schwarzes Top mit Nieten heraus. Ich beeilte mich in die Klamotten zu kommen und lies mich mit zitternden Beinen in den Rollstuh fallen, der ebenfalls wieder an seinem Platz gestanden hatte. Verwundert pustete ich mir eine rote Strähne aus dem Gesicht und begann mich fertig zu machen.
Nach einem Blick auf die Uhr stellte ich fest das ich nur noch eine knappe Stunde hatte bis Jake mich abholen wollte und ein sonderbares Flattern machte sich in meiner Bauchgegend breit. Fast schon grinsend schaufelte ich etwas zu Essen in mich hinein und lies mir die gute Laune nichtmal von der Nachricht vertreiben, dass mein Vater mal wieder auf Geschäftsreise war. Ungläubig musterte Diana -unsere Köchin- die Portion die ich verdrückt hatte und fast schon enttäuscht stellte ich fest das ich noch immer knapp eine halbe Stunde -etwas weniger- Zeit hatte und hoffte irgendwie das Jake zu den Menschen gehörte die zu früh kamen.
Als es knapp fünf Minuten später an der Tür läutete rutschte ich nervös im Rollstuhl herum und erstarrte ruckartig als ich erkannte das nicht Jake sondern Shawn in der Tür stand die sich greade vor mir öffnete. Ein erstickter Laut drang aus meiner Kehle, denn normalerweise sagte er immer Bescheid bevor er vorbei kam, doch sein plötzliches Auftauchen weckte in mir das Bedürfniss gaaaanz schnell wegzurennen. "H-hi Shawn.."nuschelte ich und sah auf meine unruhigen Hände. "Hi Mandy"meinte er und versuchte so locker und fröhlich wie früher zu klingen, doch ich konnte deutlich das Mitleid und die Trauer in seiner Stimme hören.
In letzter Zeit waren seine Besuche -und auch die der anderen- weniger geworden, denn erst vor kurzem hatten wir einen mehr als heftigen Streit. Immer wieder hatte er mich gefragt wann ich endlich wieder die alte Mandy werden würde, wann ich endlich wieder "normal" wurde und irgendwann hatte man ihm seine Genervtheit mehr als deutlich angemerkt. Es hatte mir einen Stich versetzt zu bemerken das der Junge der mich einst auf Händen trug und mich förmlich anhimmelte jetzt genervt von mir war...hatte ich mich wirklich so stark verändert..fragte ich mich und auch jetzt bemerkte ich sein Unbehagen, wie er unruhig vom einen auf den anderen Fuß trat und hoffte das es bloß bald vorbei sein würde.
Längst hatte ich das Gefühl das er nur noch mit mir zusammen war weil ich nunja...weil es mir so schlecht ging. Auch meine Gefühle waren mehr als nur verblasst doch ich konnte mich einfach nicht überwinden mit ihm Schluss zu machen. "Wie...Wie äh geht es dir Mandy?" fragte er und fuhr sich durch die Haare. "Es geht, danke der Nachfrage, wie geht es dir so?"fragte ich höflich und verknotete meine Finger zu immer neuen Figuren. "Ganz gut, die Klausuren sind ja jetzt glücklicherweise alle geschrieben jetzt heißt es nur noch warten"meinte er und erschrocken registrierte ich das es nicht weh tat zu bemerken wie all meine Freunde ihr Leben weiterlebten während meines zum Stillstand gekommen war...falls man das noch Leben nennen konnte. Mittlerweile interessierte mich so gut wie nichts mehr und irgendwo musste ich meinen Freunden Recht geben, ich hatte mich wirklich verändert. Ich war nachdenklicher, melachonisch und erdrückender geworden. Niemand hielt es wirklich lange in meiner Nähe aus, denn die Düsterniss die um mich herum waberte zehrte ständig an ihnen.
Nervös schaute ich immer wieder auf die Uhr während zwischen mir und Shawn ein peinliches Schweigen herrschte und betete das Jake bald kommen würde. "Wie läuft es im Sport?" versuchte ich schließlich doch ein Gespräch anzufangen wohlwissend das Shawn zum Thema Sport schlichtweg immer was zu sagen hatte und tatsächlich begann er mir stockend vom Training und von den Wettkämpfen seiner Manschaft zu erzählen.
Gespielt interessiert langweilte ich mich einfach nur und versuchte die Zeiger der Uhr per Telepathie vorzuschieben. Dann endlich klingelte es und fast wäre ich vor Freude aufgesprungen als George -unser Butler- Jake ins Zimmer führte. "Jake"flüsterte ich sonderbar atemlos und lächelte leicht. Seine Mundwinkel zuckten und seine undurchdringlichen Augen schienen mich anzuleuchten. Als sein Blick jedoch auf Shawn fiel sah er fragend zwischen uns hin und her und verusuchte scheinbar die Situation zu ergründen -ähnlich wie Shawn der Jake abschätzend musterte.
"Jake" stellte Jake sich kühl vor und nickte Shawn halbherzig zu. "Shawn, Mandys Freund"meinte Shawn überlegen und legte einen Arm auf meine Schulter. Überrascht zuckte ich zusammen ..Gott wie lange ist es her das er mich berührt hat?...fragte ich mich und musste schockiert feststellen das ich mich nicht erinnerte wann er mir in letzter Zeit jemals näher als einen halben Meter gekommen war.
Scheinbar bemerkte auch Jake meine Reaktion und er runzelte für einen Moment die Stirn ehe er sein strahlendstes Fake-Grinsen aufsetzte und auf mich zukam. "Kommst du Amy, wir müssen los" meinte er locker und betonte das Amy provozierend....Amy,...Amy,...Amy,...hallte seine Stimme in meinem Kopf wieder und ich nickte schüchtern. "Wer ist das Mandy, du hast mir gar nicht gesagt das ihr einen neuen Fahrer habt...und wohin willst du? Hast du wieder einen Arzttermin?"hörte ich Shawn ganz am Rande fragen doch ich war zu gefesselt von Jakes, fesselndem Blick. "Ähm...er..äh"stotterte ich und Jake rettete mich.
"Ich bin nicht der Fahrer, ich wurde engaiert um Amy etwas Gesellschaft zu leisten, wir wollten einen Ausflug in die Stadt machen..."erklärte er kühl und ich nickte zaghaft. Überrascht und irgendwie auch enttäuscht blickte, denn seine Einladungen irgendetwas zu unternehmen lehnte ich stets ab. "Ich dachte du gehst nicht gern in die Stadt we-"setzte er an doch ich unterbrach ihn hastig: " Ja das stimmt schon, aber mein Vater zwingt mich dazu irgendetwas mit Jake zu machen,..."nuschelte ich mit schlechtem Gewissen und spürte sofort Jakes eisigen Blick auf mir. "Oh...naja,ich ähm ich muss dann auch schon wieder los Mandy, bis bald..."meinte Shawn und verabschiedete sich mit einem Winken von mir.
...Normale Paare verabschieden sich mit einem Kuss oder wenigstens irgendeiner Berührung...flüsterte eine leise Stimme in mir, doch ich konnte nicht alles immer auf Shawn schieben, denn es stimmte schon das ich anfangs nach dem Unfall Körperkontakt verabscheut hatte doch mittlerweile wünschte ich mir fast er würde mich wenigstens einmal mit dem Arm streifen oder mich aus seinen strahlend braunen Augen ansehen....
"Soso, ich zwinge dich also mitzugehen, wenn du das so siehst Amanda, dann brauchen wir wohl gar nicht weiterzureden. Was bringt es schon wenn du gezwungenermaßen "Spaß" haben sollst"meinte Jake bitter und wandte sich zum gehen.....
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Learn to Fly
Teen FictionAmanda Sawyer, sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Längst hat sie ihren Lebensmut verloren, ist nur ein Schatten ihrer selbst, ist das Mädchen, das immer auf dem Boden der Tatsachen bleibt, nie fliegen wollte oder ein Risiko eingehen wollte. Sie...