10.Kapitel

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"Sieh dich einfach an, dann weißt du was ich meine..ich muss dann auch wieder gehen, ich komme morgen Nachmittag gegen drei wieder, Tschö"...Autsch das tat weh...


Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte er sich um und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Seine Worte hatten weh getan, doch noch viel mehr geschmerzt hatte dieser plötzlich so eiskalte Ausdruck in seinen Augen, den ich so abgesehen von unserer ersten Begegnung - also von gestern – nicht bei ihm kannte, denn auch wenn er stets so verschlossen wirkte so...wie Jake eben, hatte ich nie diesen eiskalten Schimmer in seinen Augen gesehen. Es tat weh ihn so sehr verletzt zu haben, dass er sich nun wieder so verschloss, doch sobald ich auch nur an ihn dachte hatte ich mich einfach nicht mehr unter Kontrolle, er verwirrte mich immer wieder, und brachte alles in mir zum kochen, in seiner Gegenwart hatte ich mich einfach nicht mehr unter Kontrolle. Wenn Jake da war, dachte ich nicht nach, ich sagte und tat genau das was mir in den Sinn kam und hatte es mir dadurch - wie könnte es auch anders sein – bei ihm verscherzt.


Wenn ich nun das Gespräch – konnte man es überhaupt Gespräch nennen?? - so im Kopf durchging, stellte ich fest das es wirklich stimmte! Ich hatte mich auf unser Treffen gefreut, nicht mal wirkliche Angst vor den vielen Menschen hatte ich gehabt, denn mit Jake war es – so schwer ich mir das auch eingestehen wollte – anders als mit anderen. Jake bewegte etwas in mir und brachte mich immer wieder aufs Neue dazu etwas zu wollen, zu tun oder zu sagen, das ich eigentlich überhaupt nicht gewollt hatte, auch wenn er sagte er wüsste nicht wie er mir helfen sollte, so half mir sonderbarerweise allein schon seine Anwesenheit zu vergessen, er half mir wortwörtlich beim aufstehen....


Fast den ganzen Tag über dachte ich über Jake und das was er gesagt hatte nach, überlegte warum es ihn so verletzt hatte was ich gesagt hatte, und vor allem dachte ich darüber nach warum ich ständig an ihn denken musste und kam zu dem Schluss, das es nur einen einzigen Grund geben konnte: Er mochte mich und verdammt ich mochte ihn!


Ich schaffte es nicht einmal ihm wirklich böse zu sein für das was er gesagt hatte - wohl ehr gebrüllt – Zwar hatte es mich schon mehr als ein wenig verletzt, doch andererseits war das was ich gegenüber ......... behauptet hatte auch nicht ganz ohne gewesen. Auch wenn ich ihn noch nicht lange kannte – okay ich kannte ihn eigentlich noch fast überhaupt nicht – so war ich mir doch ziemlich sicher, dass er es nicht so gemeint hatte, denn wie ich mittlerweile ja schon festgestellt hatte neigte er dazu sich von seinen Gefühlen tragen zu lassen – vor wenigen Stunden noch hatte er immerhin vollkommen verzweifelt auf meiner Terrasse gesessen und das fast ohne Grund – und da reagierte man schon mal etwas über...zumindest versuchte ich mir das einzureden.


So war gegen Abend das einzige was ich noch immer nicht verstand, warum in dreiteufelsnamen Jake mich mögen sollte, denn er hatte es selbst gesagt: Wenn ich mich selbst nur musterte stellte ich fest das ich so gar nicht der Typ Mensch war, den Menschen wie Jake normalerweise mochten. Ich war kaputt, dachte ständig über das Sterben nach, konnte mich greade so mit viel Mühe anziehen und war Schuld das mein Bruder tot war – Ja man konnte eindeutig sagen, dass ich kein guter Umgang war, für niemanden.


Wenn man mal so genauer darüber nachdachte, war es doch ziemlich komisch das dieses was auch immer zwischen mir und Jake mir schon jetzt so viel bedeutete, dass ich einen ganzen Tag damit verbrachte darüber nachzudenken...


Am Abend kam dann auch meine Mutter wieder nach Hause, fröhlich wie eh und je kam sie förmlich ins Zimmer gehüpft, doch sobald sie mich sah änderte sich ihre komplette Ausstrahlung und wechselte ins traurige. Wie bei fast allen Menschen – Jake ausgenommen – sah ich in ihren Augen dieses elendige Mitleid und diesen verdächtigen Glanz. Schon seit meinem Unfall sah sie so schuldbewusst aus, obwohl sie eigentlich keinen Grund dafür hätte, denn was könnte sie schon an meiner Situation ändern?


„Hallo Mäuschen, naa wie war dein Tag? Wie geht's dir heute denn? Hast du Schmerzen?" sprudelte es sofort aus ihr, während sie sanft meine Schulter berührte, als würde ich jeden Moment zu Staub zerfallen. „Ganz normal, ganz okay und wann habe ich denn mal keine Schmerzen" antwortete ich entnervt und zuckte mit den Schultern. „Oh..Ähm ja natürlich, sieh nur ich habe dir ein wunderschönes Kleid mitgebracht von der ganz neuen Kollektion. Es wird dir ganz sicher wunderbar stehen" versuchte sie das Thema zu wechseln und ich brachte ihr zuliebe ein halbherziges Lächeln zustande.


Vollkommen in ihrem Element zeigte sie mir in der nächsten halben Stunde irgendwelche Klamotten die mir ihrer Meinung nach ausgezeichnet stehen würden, während ich zusehends genervt versuchte mich auf die grünen, schwarzen, weißen, gelben und blauen Kleider vor mir zu konzentrieren. „Hier Maus, probier das an, als ich es gesehen habe musste ich sofort an dich denken und konnte einfach nicht anders. Ich musste es einfach kaufen" rief sie plötzlich und drückte mir ein dunkelgrünes Kleid in die Hand. Beim genaueren hinsehen, erkannte ich kleine Stickereien in silber und fuhr andächtig mit den Fingern darüber. Ohne zu überlegen nickte ich und verschwand mit dem Kleid ins nächste Badezimmer.


Ich schaffte es mir im sitzen Hose und Shirt auszuziehen ehe ich mich dem weitaus komplizierteren Teil widmete: dem Aufstehen. Mit viel Mühe zog ich mich am Waschbeckenrand nach oben und stützte mich an der Wand ab, während ich mir das Kleid überstreifte und den Rock glatt strich. Der weiche Stoff schmiegte sich leicht an meine Taille an, wurde nach unten hin weit und endete mit leichten Spitzenbesätzen. Obenrum war das Kleid für meine Verhältnisse weit ausgeschnitten, mit einem herzförmigen Ausschnitt und ohne Träger zeigte es doch ziemlich viel Haut, bildete allerdings auch einen tollen Kontrast zu meinem blassen Teint und den roten Haaren.


Mit zittrigen Fingern fuhr ich mir durchs Haar und musterte mich abfällig. Ohne es zu bemerken waren mir die Tränen gekommen. Es tat so unglaublich weh mich so zu sehen, wie ich früher war, so schön, so stark, so...anders.....

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Hii meine kleinen Mäuse

Na wie fandet ihr das Kapitel so?? Lasst doch mal eure Meinung da

ALG Nickii

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