Amanda
Keine seiner Regeln würde mir Probleme behalten, denn ich war weder der Mensch der etwas erwartete noch jemand der Hoffnungen hegte -das war ich schon längst nicht mehr und als er mit den Schultern zuckte rollte ich mit den Augen...wofür ist es denn bitte hier wenn er genauso wenig weiß wie ich was er/wir machen will/wollen ?...fragte ich mich genervt und seufzte. "Wie wäre es wenn ich dir erstmal das Anwesen zeige ?"schlug ich vor und wartete gar nicht erst auf seine Antwort sondern fuhr stattdessen los. Während ich also Fakten über diesen dämlichen Garten runterratterte -in dem ich meine meiste Zeit verbringe, weil hier einfach die wenigsten Leute rumwuseln- und Jake mir einfach nur schweigend folgte fragte ich mich insgeheim warum dieser Junge wirklich hier war, denn niemand stiehlt mal eben so das Auto eines so reichen Mannes und auch niemand wurde so kalt ohne einen Grund...Doch ich wollte ihm nicht zeigen das ich soetwas ähnliches wie Interesse hatte und hielt mich mit Fragen oder ähnlichem zurück.
Auch Jake wirkte nicht unbedingt interessiert an dem was ich hier von mir gab und so schwieg ich nach einer Weile einfach und begann erst wieder zu erzählen als wir das Hauptgebäude erreichten. Umso mehr ich von dem erzählte was mein Vater besaß umso wütender und verbitterter wirkte er. Seine großen Hände hatte er so stark zu Fäusten geballt das seine Fingerknöchel weiß hervortraten, sein Blick kalt und funkelnd vor Zorn, und seine Körperhaltung noch abweisender als meine eigene. Irgendwie erfreut registrierte ich das er all diesen Protz und Reichtum scheinbar genauso wenig leiden konnte wie ich. Früher war ich dieses typisch reiche Mädchen gewesen, verwöhnt zickig und stolz auf all den Scheiß, doch als ich nach dem Unfall erkannte das man auch mit all dem Geld dem Schicksal kein Schnippchen schlagen konnte (ich hoffe ihr kennt den Ausdruck) fing ich an es zu verachten, zu hassen...e
Immer wieder musterte ich Jake von der Seite und stellte immer neue Kleinigkeiten fest, so hatte er zB eine winzige Narbe unter dem Ohr, mir fiel auf wie greade er stand und wie seine Augen von der Seite schimmerten. Immer wieder stellte ich fest das dieser Kerl mich faszinierte ohne wirklich etwas dafür getan zu haben und erkannte das er anders war als meine "Freunde" auch wenn ich -noch - nicht wusste inwiefern er anders war. Auch wenn ich vor mich hin plapperte war ich nicht wirklich bei der Sache gewesen und zuckte zusammen als ich seine raue Stimme vernahm "irgendwie scheiße" meinte er und überrascht schaute ich zu ihm auf. Ich hatte nicht erwartet das er wirklich sagte das es ihm nicht gefiel -was sowieso die wenigsten dachten- doch andererseits überraschte dieser Junge mich eben doch immer wieder ob mit seinen Sprüchen oder seinen Taten...Doch noch mehr als ich überrascht war schien er überrascht zu sein als ich nickte. "Ja, was bringt einem all das Geld während direkt vor deiner Tür die Menschen leiden und sterben weil sie zu wenig haben "meinte ich und erwiderte seinen durchdringenden Blick ohne mit der Wimper zu zucken. "Ja..."murmelte er irgendwann und vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jeans.
Damit schien das Thema gegessen, denn seine desinteressierte Fassade kehrte zurück und ich begann wieder zu sprechen, erzählte hier und da von irgendwelchen Details und kam irgendwann dann vor meinem Zimmer an. Es lag anfangs ziemlich ungünstig im dritten und letzten Stockwerk, doch nachdem wir endlich den dummen Fahrstuhle genehmigt bekommen hatten war auch das kein Problem mehr -zumindest sah mein Vater es so ,doch ich fand es noch immer erniedrigend nichtmal die Treppen zu meinem eigenen Zimmer, meinem Zuhause überwinden zu können- Es erstreckte sich über den kompletten Dachboden, besaß einen riesigen Balkon und hatte ein Zimmer so groß wie manch eine Wohnung. "Mein Zimmer"meinte ich schlicht und stieß die Tür mit so viel Schwung auf das sie gegen die Wand knallte.
Zögerlich folgte Jake mir und blickte sich sorgfältig um, seine Miene verriet nichts, doch mir entging nicht wie er schon wieder seine Hände zu Fäusten ballte und seine Haltung sich versteifte. "Wow...und ich hatte dir fast schon geglaubt, wie gesagt aber nur fast "meinte er irgendwann bitter und ich zuckte bei dem eisigen Klang seiner Stimme zusammen. Mit meinem Blick verfolgte ich seine Bewegungen, sah zu wie er durch das Zimmer lief hier und da stehen bieb und alte Bilder ansah, oder irgendwelchen Schnick-Schnack während ich ansonste regungslos im Eingang verharrte. "Was denkst du wie sehr es deinen Vater treffen würde wenn seinem kleinen Engel etwas passieren würde ?"fragte er plötzlich und kam mir bedrohlich nahe, doch anders als zu erwarten verspürte ich nicht den Drang "wegzulaufen" ,ich hatte auch keine Angst oder so ich blieb vollkommen ruhig und schaute ihn einfach nur an. "Ich denke es würde ihm nur die Last von den Schultern nehmen eine Tochter zu haben die nicht mehr weiß warum sie lebt...ich bin längst nicht mehr dieses kleine Mädchen mit dem er fangen gespielt hat, längst nicht mehr die die er eines Tages zum Traualtar führen wollte...es würde ihn so viel scheren wie wenn in China ein Sack Reis umfallen würde.."murmelte ich bitter und starrte die Wand hinter ihm an. Stille breitete sich aus und machte mich schier verrückt ...warum hatte ich ihm so einen Scheiß erzählt ?...fragte ich mich und hämmerte innerlich mit dem Kopf gegen die Wand. Erneut zuckte ich zusammen als Jake diese Stille durchbrach und zu lachen begann. Es war ein leises Lachen, doch es wurde immer lauter immer verzweifelter und tonloser. Mit aufeinandergepressten Lippen sah ich zu wie er fast schon hysterisch durchs Zimmer lief und sich durch die Haare fuhr. Irgendwann beruhigte er sich und ich glaubte für einen Moment Tränen in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Auf einmal wirkte er so unglaublich hilflos und verloren das ich das Bedrüfniss hatte ihn in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen das alles gut wird, doch ich blieb wo ich war und wartete ab. "Weißt du was ? "brüllte er und noch immer schwieg ich. "Weißt du wie scheiße diese Welt ist wie ungerecht wie verdammt scheiße !" brüllte er weiter und ich wusste genau was er meinte...wie Recht du doch hast...dachte ich und blickte auf meine Beine....
____________________________
Hii meine Herzchen
Ich lasse das hier jetzt einfach mal unkommentiert und hoffe das es euch gefällt....
PS: Die Widmung geht an @beliiber ,weil sie mich unglaublich motiviert hat :*
DU LIEST GERADE
Learn to Fly
Teen FictionAmanda Sawyer, sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Längst hat sie ihren Lebensmut verloren, ist nur ein Schatten ihrer selbst, ist das Mädchen, das immer auf dem Boden der Tatsachen bleibt, nie fliegen wollte oder ein Risiko eingehen wollte. Sie...