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𝐒𝐏𝐎𝐑𝐓

Ayaka's Sicht:


Ich hätte mich vom Unterricht freistellen lassen können, wollte es jedoch nicht. Ich hatte eingesehen das es nichts brachte in meinem Zimmer zu sitzen und die Wand anzustarren.

Es würde meine Mutter nicht zurück bringen und stolz wäre sie wahrscheinlich auch nicht darüber gewesen.

Etwas orientierungslos stand ich in der Tür und schaute durch die Klasse. Mein Blick blieb an Semi hängen der ebenfalls etwas durcheinander aussah.

Das zwischen uns lief Scheiße. Ich verstand, dass er verletzt war aber was hätte ich tun sollen?

~

"Shima, mein Beileid." Herr Yashiro sah mich verständnisvoll an. Ich nickte ihm zu und setzte mich auf meinem Platz.

Dieses Besorgnis regte mich langsam wirklich auf. Ich brauchte keine Bemitleidung, keine Aufmerksamkeit und am wenigsten Leute die mir helfen wollten.

Herr Yashiro begann über die Abschlussfahrt zu reden. "... nach Sakai und dort werden wir..." Es interessierte mich nicht. Gelangweilt schaute ich aus dem Fenster. Seid Monaten gab es kaum ein anderes Thema. Immer nur Arbeiten und die Abschlussfahrt.

Ich spürte wie sich meine Augen langsam schlossen. Nicht das kleinste bisschen versuchte ich dagegen anzukämpfen. Immer wieder war ich in der Nacht aufgewacht, also wunderte es mich auch nicht das sich mein Körper nun nach schlaf sehnte.

Doch der Tisch war einfach zu unbequem. Im Halbschlaf hörte ich meinem Lehrer zu. "Wenn es nicht anders geht dann dürft ihr auch mit jemanden aus einer anderen Klasse auf ein Zimmer."

Er dachte doch nicht wirklich, dass ich mit jemandem Fremden auf ein Zimmer gehen würde. Empört lachte ich in mich hinein. Vielleicht war ich so etwas wie ein Spielverderber aber ich mochte Klassenfahrten nicht wirklich.

Man erwartet immer so viel von ihnen und am Ende passierte nichts davon. Nur weil sich ein paar Lehrer dachten dass es lustig wäre selbst die Zimmer einzuteilen.

~

Die Klingel ertönte. Ich hörte wie alle um mich herum ihre Sachen einzupackten und den Raum verließen. Langsam hob ich meinen Kopf von dem Tisch an und streckte mich. Alles knackte. Müde gähnte ich und stand ebenfalls auf.

"Ayaka?" Semis Stimme ertönte hinter mir. Mit halb geschlossenen Augen drehte ich mich zu ihm um. Ich muss wirklich fertig ausgesehen haben, denn seine Augen weiteten sich etwas als er mein Gesicht sah.

Zögerlich versuchte er einen Satz anzufangen. Und ich hatte schon gedacht dass er nun nie wieder mit mir sprechen würde. "Also... Ich weiß du hast zurzeit andere Probleme aber ich wollte dich fragen ob... Also ich fände es schön wenn das zwischen uns einfach nicht so komisch wird. Wenn du verstehst was ich meine?"

Ich nickte. "Okay... dann sehen wir uns gleich in Sport." Er versuchte zu lächeln und verschwand dann durch die Tür.

Seufzend hang ich mir meine Tasche über die Schulter. Man konnte nichts gegen diese 'unangenehme Stille' machen. Sie war nun da. Und er hatte recht, ich hatte gerade wirklich andere Sorgen. Zum Beispiel wie ich eine weitere Stunde Sport ertragen sollte. Und dass am ersten Tag nach den Ferien.

Aber eine gute Sache gab es daran. Und zwar das wir diese Stunde neuerdings mit der 3.3 hatten weil wiedermal ein Lehrer ausfiel. So hatte ich es in meinem Halbschlaf zumindest verstanden.

~

Eine halbe Stunde später stand ich in einer der Hallen unserer Schule und sah meinem Sportlehrer dabei zu wie er nach unseren Namen fragte. "Okada Yua?" "Hier." Ein Mädchen mit blonden Haaren hob ihre Hand.

Meine Klasse war noch nicht dran also setzte ich mich auf die Bank. "Ushijima Wakatoshi? Ah da..." Er musste sich nichtmal melden um erkannt zu werden. Irgendwie gefiel es mir dass wir diese Stunde mit der 3.3 hatten.

"Otsuka Hikaru?" "Hier." Es vergingen weitere Minuten in den ich auf meinen Namen wartete.

"Shima Ayaka?" Ich stand auf und hob ebenfalls meine Hand. "Hier." "Gut dann sind ja alle da." Er legte seine Mappe weg. "Wir machen mit Tennis weiter." Freudig klatschte er in die Hände und deutete auf die große Tür hinter der schon einige Sportutensilien ungeduldig darauf warteten benutzt zu werden.

Etwas unbeholfen stand ich in mitten der Schüler die gerade die Netze aufbauten. Es waren zu viele, ich hätte selbst nur im Weg gestanden wenn ich versucht hätte zu helfen.

"Jeder sucht sich einen Partner." Ich war es leid immer die zu sein die übrig blieb. Was konnte ich dafür dass ich keine Freunde in meiner Klasse hatte?

Verzweifelt wanderte mein Blick durch die Halle. Naja, einen hatte ich. Und er stand genauso hilflos da. "Semi?" Ich drehte mich zu ihm. Freude zeigte sich kurz auf seinem Gesicht, allerdings unterdrückte er es schnell.

"Spielt 2v2 ich komme gleich wieder." Damit verschwand der Lehrer und ließ uns alleine. Semi und ich sahen uns kurz an und da war sie die 'unangenehme Stille'.

"Semi, Ayaka!" Hayato kam auf uns zugelaufen. Ein Glück, länger hätte ich das hier wahrscheinlich auch nicht ausgeben. "Ich wette du bist nichtmal halb sogut wie im Volleyball." Provokativ richtete er den Tennisschläger auf Semi.

Dieser lachte nur kurz auf und nahm die Herausforderung an. Ich seufzte. Solche wetten waren unnötig. Besonders wenn er mich in seinem Team hatte. "Ayaka komm." Am Arm zog er mich hinter sich her.

"Ushijima, wir spielen gegen die beiden!" Dieser sah auch nicht so begeistert von der Idee aus. Unsere Blicke trafen sich und ich zuckte nur mit den Schultern als Zeichen dass, ich selbst nicht ganz verstand was die beiden vor hatten.

Es war unnötig zu sagen, dass Ushijima auch gut im Tennis war. Ich fragte mich ob es überhaupt etwas gab, dass er nicht konnte.

Zitternd hielt ich den Schläger fest. Ich spürte wie sich meine Hände sich verkrampften und allmählich den Halt verloren. Mit einem unsanften Geräusch ließ ich ihn auf den Boden fallen.

"Können wir vielleicht eine Pause machen?" Fragte ich vorsichtig und die anderen stimmten zu. Wir hatten gerade mal 20 Minuten gespielt und ich war so erledigt wie schon lange nicht mehr.

Schwindelgefühle zwangen mich dazu mich auf den Boden zu setzten. Ich schämte mich dafür dass ich so unsportlich war. Mit den Händen an den Kopf haltend versuchte ich gegen das Karussell in meinem Kopf anzukämpfen.

"Du solltest etwas trinken." Ushijima setzte sich neben mich und lehnte seinen Rücken an die Wand an. "Ich hab nichts hier." Gab ich zu und nahm die Hände herunter um ihn anzusehen.

Schweiß tropfte von seinem Kinn auf seine Brust, die sich von dem starken ein und aus atmen hob und senkte. Ohne etwas weiteres zu sagen hielt er mir seine Flasche hin. Sein Blick war immernoch nach vorne gerichtet, also sah er nicht wie sich meine Wangen rot färbten wärend ich ihn ansah.

"Es schmeckt dir vielleicht nicht ...aber es ist besser als wenn du jetzt garnichts trinkst." Langsam drehte er seinen Kopf zu mir. Seine dunkelgrünen Augen sahen mich mit einem so starken Ausdruck darin an, dass ich nichts anderes tun konnte als sie zu betrachten.

~

"Kommt ihr wieder?" Hayatos Stimme durchdrang die Stille, die sich gebildet hatte weil ich alles um mich herum ausgeblendet hatte um diesen Moment so gut wie möglich zu genießen.

Ushijima räusperte sich. "... bleib hier bis es dir wieder besser geht." Er stellte die Flasche neben mich und stand auf um wieder zu den anderen zu gehen. Ich brauchte einen Moment um meinen Blick, der immernoch an ihm klebte, zu lösen.

Meine zitternden Finger griffen nach der Flasche neben mir. Ich öffnete sie und er hatte recht, es schmeckte mir wirklich nicht besonders. Sportler mussten keinen Geschmack mehr haben wenn sie so etwas trinken konnten. Kopfschüttelnd schloss ich die Flasche und stellte sie wieder auf den Boden.

𝐐𝐔𝐈𝐄𝐓 𝐋𝐎𝐕𝐄  ᵘˢʰⁱʲⁱᵐᵃWo Geschichten leben. Entdecke jetzt