Herz, Lunge. Atemzug. Einer schwerer als der nächste. Das Blut rinnt langsam, dick bleibt es in den Adern kleben, unbewegt. Schwarz färben sich die Bahnen, der schleichende Tod kriecht durch den Körper, breitet sich aus.
Atemzug.
Schwer hebt sich die Brust, die Seele umnachtet. Was ist der Tod schon? Freund oder Feind?
So weit, der Weg. Die Knie schwach, das Herz setzt einen Schlag aus, der Schmerz durchzuckt den Körper. Ich sehe es, in der Ferne, hinter Hügeln. Ist das mein Zuhause?
Das Bein gibt nach, erstickt. Das Knie schon fast auf dem Boden. Nicht aufgeben, geh weiter.
Atemzug.
Die Lunge schmerzt, der Brustkorb wie verklemmt. Ist das ein Kette oder ist es der Hass, der sich da um den Oberkörper wickelt? Die Anstrengung tut so weh. Ich will aufgeben, ich will loslassen, was will ich mit dem Fleisch, schwarz vor Krankheit. Gift im Kopf, es breitet sich aus. Die Gedanken vernebelt, was soll ich denken? Es kroch weiter, damals, als es begann. Ganz langsam kroch es weiter, zerfraß den Hals und den Rücken bis es nun endlich das Herz trifft Es ätzt sich seinen Weg durch die Kammern, der Puls flacht ab, doch es kämpft weiter, für Leben, für Liebe, für Glück.
Für mich.
Atemzug.
Die Nägel werden blau, die Fingerspitzen trocknen aus, die Hand ist hin. Die Ader zerreißts, es rinnt Sand anstatt Blut. Ein Wimmern, ein Schrei braucht zu viel Luft. Schweiß, brennend heiß auf der kalten Haut, rinnt die Beine entlang. Ich wünsche es mir. Ich wünsche mir den Schmerz. Es bedeutet Ende. Und ist es nicht das Ende, dass der Leidende am meisten ersehnt? Doch es schlägt tapfer weiter, stolpert, setzt aus. Das Herz hat noch nicht aufgegeben.
Bist du das? Nimm mich mit, ich folge dir. Nimm mich mit, und wenn es in die Hölle ist. Ziehe mich durch die Flammen doch lass mich nicht alleine. Die Arme nach vorne gestreckt, flehend die Hände geöffnet. Haut, trocken, zerfällt zu Staub. Ein Blick in die Augen, so leuchtend. Ich sehe nur dich und doch weiß ich, das ist nicht, was ich suche. Verblendet von Weisheit, von Schmerz, von dem Verlangen des Suchenden. Die Emotionen zu viel, der Kopf platzt.
Atemzug.
Was soll ich tun? Das Herz schlägt wieder, doch ist es nur Trug, nur eine Hülse an der es sich festhält um nicht zu sterben, jämmerlich zu verrecken in der Ruine, die es so verzweifelt zu retten suchte. Ich sehe nur dich, doch es macht mir Angst. Eins stolpernder Schritt zurück, der Knochen zersplittert, brüchig ist er geworden. Knochenmark ist zu sehen, doch meine Augen ruhen auf dir. Das Herz ist schwach, zu lange hat es geschlagen, zu schnell liebt es, mit Hoffnung die Wärme empfangen zu können, die heilende Wärme und Geborgenheit. Doch ists nicht das erste mal und auf Halt folgt unweigerlich der Sturz. Der zweite Knochen gibt unter dem Gewicht nach, wie Gummi vom Gift aufgeweicht, dein Gesicht verschwimmt vor meinen Augen. Du kannst mich nicht retten, wie, wenn ich es nicht einmal selber vermag? Die Emotion ein Trug, das Herz ein Verräter. Doch es schlägt weiter, schwach, zitternd. Noch so weit weg. Gibt es das, ein Zuhause? Jedes Wort ein Messer, pass auf, dass du mich nicht erstichst, unbedacht, nichts ahnend, unschuldig wie ein Engel. Es ist nicht mit Absicht, ich weiß, doch es tut dennoch weh, die Klinge gleitet mühelos durch ergrautes Fleisch.
Atemzug.
Die Adern leer, aber dennoch füllt Blut die Lungen, der Schnitt ist tief. Dunkel und zäh fließt es, wie Teer. Der Wasserstand steigt, der Sauerstoff verlässt den Körper. Dick und langsam kriecht der Lebenssaft die Kehle hoch, sprudelt aus dem Mund, verklebt das Gesicht, läuft wie ein roter Schleier in die Augen und macht blind. Die Finger greifen ins Leere, ich dachte, da hättest du gestanden, ich sehe nichts mehr. Der Boden muss schon bedeckt sein, das Blut läuft weiter, so dunkel wie die Nacht, ohne Leben. Die Ohren rauschen, ich will sterben. Ich will ertrinken in meinem eigenen Blut. Los, blute weiter, schließe meine Nase, lass es vorbei sein. Die Arme noch immer weit geöffnet, der Tod ist ein guter Freund. Der Atem setzt aus.
Doch das Herz schlägt weiter.
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Silence says a lot more than you think
Short StoryKurzgeschichten, die unter die Haut gehen, Storys über den Rand der Welt. Das Leben ist nicht einfach....also sind diese Geschichten es auch nicht. Pass ein bisschen auf, hör gut zu, und du wirst sie vielleicht verstehen.