Prolog

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Das kleine Mädchen, das sich vehement weigerte ein Kleid anzuziehen und selbst zu ihrem Geburtstag in einer braunen Hose und einem weißen Hemd auftauchte, bretterte die Treppen runter. Sie freute sich schon so lange auf ihre Geschenke. Sie ist heute sieben Jahre alt geworden. Das bedeutete, dass sie kein Kleinkind mehr war, sondern ein Kind. Von der Geburt, bis zum dritten Lebensjahr ist man ein Baby. Von da bis zum sechsten ist man ein Kleinkind. Aber ab dem 7. Jahr ist man ein Kind. Die kleine freute sich schon riesig darauf, weil sie endlich nicht mehr so behandelt werden würde wie ein Baby. Zumindest hoffte sie das. Denn sie war kein Baby mehr! Sie fühlte sich überhaupt nicht mehr so! Außerdem konnte sie schon Bogenschießen. Und welche siebenjährige konnte dies schon von sich behaupten? Sie erblickte am Ende des Geländes ihren Vater. Sie war ganz besonders stolz auf ihn, weil er der König war.,Sie sprang ihm in die Arme und der König gratulierte seiner Tochter. Ihr ältester Bruder kam um die Ecke geschritten wie ein mächtiger, erwachsener Herr und nahm die kleine auf seine Schultern. Sie liebte es wenn er das machte. Er hieß Elias und war schon 21 Jahre alt. Das hieß, dass er schon fast ein Opa war. Aber nicht nur das! Er war ebenso Thronfolger von dem Königreich, weswegen das kleine Mädchen auch stolz auf ihn war. Dann gab es noch Tribon, der 19 Jahre alt war. Er war der klügste von der Bande und hing so gut wie immer über einem Buch. Nur heute nicht, da er seiner kleinen Schwester Respekt zuweisen wollte. Dann gab es noch die Zwillinge Dorian und Darius, die 16 Jahre alt waren und immer für einen Streich zu haben waren. Paolus, der vor einigen Wochen 14 geworden ist und immer mit seinem nächst jüngerem Bruder Soren, der 10 Jahre alt war zusammen etwas unternahm und natürlich Krator, der zwar 8 ist, aber schon sehr bald 9 Jahre alt wurde. Krator zog sie immer damit auf, dass er eineinhalb Jahre älter war als sie, was doch eigentlich keinen Unterschied machte! Oder doch? Elias trat durch die Tür, die in den Speisesaal führte und die ganze Familie beglückwünschte sie. Sie war froh darüber, dass sie das einzige kleine Mädchen war, denn das bedeutete für sie, dass man ihr besondere Aufmerksamkeit schenkte. Und sie fühlte sich frei. Frei von Pflichten, da die Jungs alles erledigen mussten und sie es sich gutgehen lassen konnte. Elias setzte das kleine Mädchen runter, weil sie schon ganz aufgeregt zappelte, da sie sich für die Geschenke freute. Es lagen zwei auf dem Tisch. Sie hatte mehr erwartet, aber es bedeutete, dass sie umso wertvoller sein müssen.
" Von wem ist das? "
Die Frage kam von dem kleinen Mädchen. Sie deutete auf das größere Geschenk. Sie versuchte sich etwas vorzustellen, was so groß sein konnte. Vielleicht ein großer Stoffhase. Aber wehe er war rosa! Das gäbe Ärger. Wahrscheinlich würde sie trotzdem so tun, als würde ihr es gefallen. Einfach, da sie ein dankbares Leben führen wollte...um den Schein zu trügen und später wie eine Schlange zuzuschlagen.
" Deine Brüder haben es dir gemacht. Alle waren daran beteiligt, liebe Askara. "
Ihr Vater hatte geantwortet. Langsam Schritt sie auf die Box zu. An ihr waren Löcher. Zuerst dachte sie sich, dass die Kiste wohl kaputt gegangen sein muss, aber dann hatte sie plötzlich eine Vorahnung. Der Hase brauchte ja Luft zum Überleben! Vorsichtig nahm sie den Deckel von der Kiste und schnappte nach Luft.
" Es ist ein kleiner Drache! "
Der kleine Drache blinzelte ihr ins Gesicht. Askara bewegte ihre Hand auf den schneeweißen Drachen zu und streichelte ihn. Der kleine schien es sehr zu genießen, denn er brummte glücklich. Askara entfuhr ein Lächeln. Dann bedankte sie sich bei jedem ihrer Brüder. Dies dauerte eine halbe Ewigkeit. Es waren immerhin sieben!Inzwischen war der Drache aus der Kiste gekrabbelt und schnupperte an der zweiten Kiste. Askaras Neugier war riesig. Also machte sie schnellstmöglich den Deckel ab, nachdem sie schnell und hastig ihren formellen Dank hinuntergerattert hatte. Vorsichtig und doch irgendwie hektisch riss sie den Deckel von der Kiste. Da drinnen lag ein Ei. Der Drache betrachtete das Ei und schnupperte daran. Dann wendete er sich zu Askara und legte sich um ihre Schultern. Askara bemerkte es kaum, da sie sich fragte, was für ein Ei das war. Vielleicht ein weiterer, kleinerer Drache? Die anderen schnitten schon den Kuchen an, außer ihr Vater. Der kam langsam und beobachtend auf sie zu.
" Weißt du was das ist? "
Sie schüttelte den Kopf.
" Das ist das Ei eines Weisen Adlers. "
Askara traute ihren Ohren nicht. Weise Adler waren gleich zu stellen mit Drachen. Wenn Sie schlüpften, blieben sie demjenigen, der den Schlüpflingen einen Namen gab, für immer treu. Sie lebten so lange wie ihr Besitzer. Sie sterben keine Sekunde früher, oder später. Weise Adler sehen so aus wie normale. Die spezielle Art, weiß man bei ihnen jedoch nie. Es könnte alles sein. Steinadler, Seeadler...Aber sie war froh über ihn. Der Drache war auf ihren Schultern bereits eingeschlafen und schlummerte tief und fest. Sein Atmen wurde von einem steten Schnarchen begleitet.
" Gebe das Ei unseren Dienern. Es muss warm gehalten werden, sonst könnte es sterben. Sobald es schlüpft, werden sie dich rufen. "
Askara nickte und die Kiste wurde mitsamt des Eis weggebracht.
" Willst du deinem Drachen auch einen Namen geben? "
Askara nickte. Sie musste nur kurz überlegen, denn sie träumte mal von einem weißen Drachen, der ihr einen Namen zuflüsterte.
" Ab dem heutigen Tage soll der kleine Drache Graek heißen. "
Der Drache summte zufrieden und der König nickte.
" Na dann! Herzlich Willkommen in unserer Famillie, Graek! Na komm, Askara. Sonst essen dir deine Brüder deinen Kuchen weg. "
Der Drache wachte auf und stürzte sich in die Richtung des Kuchens. Der König lachte und Askara aß mit Graek drei Stücke Kuchen, bis sie schlafend in Askaras Zimmer getragen wurden. Im Halbschlaf sah sie noch einen kleinen Jungen, der etwas älter als sie zu sein schien. Er lächelte ihr schüchtern zu. Wäre die Kleine nicht so müde gewesen, hätte sie bestimmt noch mit ihm gespielt. Aber prompt, nachdem sie diesen Gedanken gedacht hatte, schlief sie auch schon tief und fest. So endete der Tag mit einem herzzerreißenden Anblick in Askaras Bett, in dem sie ihren kleinen Drachen Graek liebevoll im Schlaf in ihren Armen hielt.

Die Prinzessin von AthronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt