Kapitel 5

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Likarius kam fast jede Nacht zu mir vorbei. Mein Vater hat ihm ein Zimmer einrichten lassen, da Likarius mal beinahe beiläufig davon erzählt hatte, dass er allein im Wald lebte. Empört darüber, dass der Retter seiner Tochter im Wald lebte, befahl er ihm sogleich mit ein paar Dienern ein Zimmer einrichten zu lassen. Er erzählte, dass er sich durch jagen am Leben gehalten und es Momente gab, in denen er den Wald vermisste. Da er selbst andauernd auf die Jagd gegangen war, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, dass wir uns einmal trafen. Meine Brüder bereiteten sich auf die jährlichen Männerspiele vor. In den Spielen musste man gegeneinander kämpfen. In Gruppen mit jeweils vier Personen. Meine Brüder teilten sich immer auf und kämpften mit einem ihnen würdigen Ritter, um zu trainieren, was sie meiner Meinung nach gar nicht nötig hatten. Sie waren alle extrem stark. Und die, die es nicht waren, wie zum Beispiel Soren, glichen es mit Schnelligkeit und Grips aus. Aber diesmal kämpfte Likarius mit. Er hatte solange darum gebettelt mitzukämpfen, bis ich genervt zu meinem Vater gegangen bin, um eine Ausnahme zu machen. Das war nötig, da Likarius kein Ritter, aber ein guter Kämpfer war. Die Spiele wurden unterteilt in zwei Fraktionen: Die Normalbürger und die Ritter. Und die Normalbürger kämpften wie meine Brüder es mit drei Jahren taten. Es war stinklangweilig und Likarius hätte kein bisschen Spaß dran gehabt. Mein Vater stimmte der Ausnahme mit Freuden zu und war gespannt, Lik mal kämpfen zu sehen. Obwohl er mich lange dazu überreden musste, meinen Vater zu fragen, fand ich es sehr antörnend, ihn bald kämpfen zu sehen. Vielleicht war das seine Absicht. Sei es drum. Sollte er doch mit mir machen was er wollte. Inzwischen habe ich mich wirklich in ihn verliebt. Wie es aussah fühlte er genauso wie ich. Doch wir hatten es uns gegenseitig noch nie wirklich gesagt und haben uns auch noch nie geküsst. Mein Vater liebte Likarius wie seinen eigenen Sohn. Vater wollte immer, dass Lik neben ihm saß, aber Likarius bestand darauf, dass ich neben ihm saß. Trotz Vaters Schmollmündern konnte er sich nicht umstimmen lassen sich neben mich zu setzen. Inzwischen verteidigte er mich sogar vor Krator, was ich echt lustig fand. Meine Brüder lachten immer, wenn er seine Witze über mich riss, aber Lik blähte sich dann immer sofort auf und sagte auf seiner eigenen gewitzt verspielten Art und Weise, was er davon hielt. Denn wenn wir mal am Tisch saßen und er eine Bemerkung zu uns beiden abgab, dann antwortet Likarius lässig:
" Du bist so sehr mit uns beschäftigt, dass du nicht bemerkt hast, dass du noch Single bist was? "
Dann kam der Moment, in dem Krator beleidigt dreinschaute und alle anderen über ihn lachten. Es war eigentlich nur eine harmlose und indirekte Andeutung, dass wir zusammen waren, aber dennoch ließ es mein Herz höher schlagen. Ehrlich gesagt wusste ich nicht ob wir zusammen waren oder nicht...

Ich hörte auf mit meinen Tagträumereien und sah mich um. Titus war nicht da. Er machte wahrscheinlich einen kleinen Ausflug. Kurz rieb ich mir über die Augen und trat die Decke weg, die mich noch umgab. Frische Morgenluft begrüßte und weckte mich gänzlich auf. Nachdem ich meine Schlafsachen gewechselt hatte ging ich aus meinen Gemächern raus und wurde von den Wachen mit einem knappen Nicken begrüßt. Der rechte sagte dann allerdings doch etwas zu mir:
" Likarius wartet auf Sie in der Arena, Mylady. "
" Danke. "
Mehr konnte ich nicht sagen, da ich schon die halbe Treppe runtergestürmt bin, um so schnell wie möglich zu ihm zu gelangen. Nach Graek musste ich mich gar nicht erst umsehen. Wenn Titus weg war, war mein Drache es meistens auch. Ich rannte über die Straßen an den Ständen und Leuten vorbei. Manche Menschen lächelten mich freundlich an und andere waren darüber empört, dass ich rannte. Sollten sie sich doch ruhig kommen und sich bei meinem Vater beschweren. Einige Augenblicke später sah ich auch schon die Arena. Wie gut dass ich kein Kleid anhatte. Diese Dinger waren viel zu frei und zu breit und hätten mich beim rennen nur behindert. Für das Reiten waren sie auch nicht besonders gut gemacht, wenn man nicht gerade vorhatte, sich zu entblößen. Ich zog mir meistens eine Lederhose an, damit ich diese Aktivitäten ungestört machen konnte. Als ich eintrat, sah ich Likarius und Krator kämpfen. Hoffentlich tat Lik meinem Bruder weh! Er hatte nämlich meine Lieblingshose mal wieder versteckt. Neben den beiden stand Elias und dirigierte sie. Durch meinen Anblick wurde Likarius kurz abgelenkt. Krator nutzte diese Gelegenheit aus und stieß ihn zu Boden. Aber bevor er sein Schwert auf Likarius' Kehle setzen konnte, machte er eine Rolle nach hinten und stand auch schon wieder. Einen Jubelschrei konnte ich nicht unterdrücken.
" Krator! Vorsicht Graek! "
Mein Bruder duckte sich, sodass Likarius ihn überwältigen konnte. Ächzend fiel er auf den Boden. Elias kicherte. Likarius hielt Krator die Hand hin, doch er schlug sie weg und sprang von selbst auf.
" Du hast betrogen! "
Tribon schnitt ihm ins Wort. Er hatte wieder seinen wissenschaftlichen Lehrer-Unterton in der Stimme.
" Es gibt keine Regeln, schon vergessen? " 

Die Prinzessin von AthronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt