Kapitel 8

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Ich wachte auf und bemerkte, dass ich alleine war. Naja. Nicht ganz allein. Zeus lag neben mir und hechelte mich mit seiner übergroßen rosafarbenen Zunge an. Er beobachtete mich mit wachsamen und treuen, braunen Augen. Wahrscheinlich war Likarius in der Arena und übte wieder mit meinen Brüdern das Kämpfen. Obwohl er das meiner Meinung nach nicht nötig hatte. Er kämpfte wie ein geborener Krieger. Besser als die meisten Wachen hier. Mit Reflexen, die nur ein Werwolf besitzen kann. Vielleicht wollte er sich auch einfach nur in Form halten. Ein guter Kämpfer isst sehr viel. Wenn er mehr ist, als trainiert, dann endet er wie unser Küchenchef. Er war ganz nett, aber...sagen wir mal so: Ich würde nur ungern unter ihm liegen. Es wurde an der Tür geklopft.
" Ja? "
Zeus schaute auf die Tür. Im selben Moment hatte er aufgehört zu hecheln und war geduckt und sprungbereit. Ein Diener kam herein.
" Lika... Sir Likarius ist in der Arena. "
Das hatte ich schon geahnt.
" Entschuldigung, Mylady, wollen sie etwas essen? "
Ich schüttelte nur den Kopf.
" Sicher nicht? Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. "
Ich lächelte. Manche Diener waren richtig nett. Andere waren einfach nur riesige, arrogante...Ärsche.
" Sehr freundlich, aber ich habe gerade keinen Hunger. Wenn ich doch etwas will, kaufe ich es mir in der Stadt. "
Der Diener verbeugte sich schnell.
" Wie sie wünschen. "
Die Tür wurde geschlossen. Ich stand auf und zog mich um. Ich nahm mir meine dunkelbraune Lieblings-Hose, ein dunkelblaues Hemd und meinen Mantel. Woher ich die Hose wieder hatte? Likarius hatte es tatsächlich geschafft Ziva zu überwältigen. Er ging ohne zu zögern mit einer finsteren Miene in ihren Stall hinein und knurrte sie an. Fauchend wich sie zurück in die hinterste Ecke des Stalls. So konnte Lik die Hose nehmen. Dann ging er allerdings weiter zu ihr hin. Sie bleckte die Zähne und fauchte immer lauter. Aus ihren Nüstern dampfte Rauch. Likarius hatte eine Hand gehoben und streichelte sanft ihren Kopf. Ziva war darüber so verwundert gewesen, dass sie aufhörte zu knurren und zu fauchen. Grinsend reichte Lik mir meine Hose. Und ich musste über Krators Gesicht grinsen, der Likarius mit offenem Mund anstarrte. Lik und Ziva verstehen sich inzwischen sogar recht gut...
Die Sonne schien, aber es war noch recht frisch. Dann nahm ich mir einen kleinen Geldbeutel und steckte einige Gold- und Silbermünzen rein. Zeus sah den Beutel erwartungsvoll an.
" Willst du ihn beschützen? "
Er bellte glücklich. Also wickelte ich das eine Ende der Schnur um den Sack und das andere Ende um Zeus' rotes Halsband. Bevor ich aus der Tür schreitete, setzte ich die Kapuze hoch. Zeus trottete klimpernd und Recht stolz hinter mir her. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst, denn er knurrte jeden einzelnen Diener an, der sehnsuchtsvoll auf den Beutel schaute.

Als wir durch die Stadt schlenderten, änderte sich nichts daran. Zeus knurrte unentwegt. Ich kam an vielen bunten Ständen vorbei und sah vielerlei hübschen Krimskrams und gut riechendes essen. An einem Stand blieb ich stehen. Eine ältere Frau verkaufte Halsketten und Armbänder. Ringe und ganz viel anderer Schmuck war auch dabei. Ich schaute mich ein wenig um und sah ein wunderschönes goldenes Armband, welches drei Kreise in einem kleinen Bogen schlug. Es sah aus wie eine Art Schlangendrache.
" Sind sie interessiert? "
Ich nickte, hob meinen Blick allerdings nicht an.
" Dürfte ich es mal anprobieren? "
" Aber natürlich, mein Kind! "
Ich legte es an. Es passte wie angegossen. Fragend hob ich den Blick.
" Es kostet eigentlich vier Goldmünzen, aber da du so jung bist bekommst du es für drei. Willst du es haben? "
Ich nickte. Dann kniete ich mich vor Zeus nieder, der geduldig wartete, bis ich das Geld aus dem Beutel genommen hatte. Statt drei nahm ich fünf Goldmünzen aus dem Sack. Dann stand ich wieder auf und reichte es der lächelnden, faltigen Frau.
" Aber mein Kind! Es sind zwei zu viel! Das kann ich nicht annehmen. "
Ich grinste sie an und zog meine Kapuze für etwa drei Sekunden ganz leicht aus meinem Gesicht. Nun flüsterte sie.
" Prinzessin Askara! Was für eine Ehre. Dennoch kann ich es nicht annehmen. "
" Doch das können Sie. Kaufen Sie ihren Enkeln etwas davon. Sie werden sich freuen. "
" Du bist ein so großzügiges junges Fräulein. Ich kann dir gar nicht genug danken. Schönen Tag noch! "
Glücklich drehte ich mich um. Ich liebte es nette Menschen glücklich zu machen. Sie waren dann immer so dankbar und auf den Blick, wenn sie bemerken, dass die Gabe von mir stammt, kann ich nicht verzichten. Inzwischen wichen alle Menschen Zeus aus. Wie es aussah, hatte es sich herumgesprochen, dass ein Säckchen Geld auf vier Beinen durch die Stadt lief, aber sehr gut bewacht wurde. Ich fand es recht amüsant mit zuzusehen, wie sich der Menschenstrom teilte, wie ein Fluss bei einem hohen Stein. Je länger das geschah, desto stolzer wurde Zeus. Er schien sich regelrecht aufzuplustern. Als ich in der Arena ankam, wurde Krator mal wieder auf den Boden geworfen. Krator fluchte und Likarius lächelte triumphierend. Zeus bellte glücklich auf, als er sein Herrchen sah und rannte auf ihn zu.
" Hey, Zeus! Hast du gut auf meinen Schatz aufgepasst? "
Krator spuckte nach rechts auf den Boden, sodass er nicht in meine, oder Liks Richtung spuckte, was als Respektlos galt. Dann sagte er zu mir gewandt:
" Hey Askara! Dein Babysitter ist ein Hund! "
Und mein zweiter ist ein Wolf, lächelte ich in mich hinein. Nur das er dies nicht wusste. Ich schaute mich um. Es gab einige Zuschauer und einige Ritter, die etwas abseits übten. Soren und Paolus waren in Sorens Zimmer, da seine Verletzung noch sehr frisch war. Elias ist vor zwei Wochen nach Brukk geritten zu seiner Frau, denn ihm wurde die Botschaft überbracht, dass sie ein Kind erwartete. Ich werde Tante. Bei dem Gedanken lächelte ich. Likarius kam auf mich zu und stellte sich neben mich, während Krator eine Runde mit Dorian kämpfte. Darius stand daneben und feuerte seinen Zwilling an.
" Hast du die Ketten? "
Ich verdrehte genervt die Augen und antwortete nur knapp.
" Japp. "
" Den Künstler? "
" Japp."
" Deinen Verstand? "
" Ja..."
Wütend schaute ich zu ihm hoch. Lik hob abwehrend die Hände. Dann schloss er die Augen und spielte mir etwas vor.
" Oh nein, mein junges Fräulein! Ich habe sie beleidigt. Was wird die Strafe sein? Werde ich von dem Drachen, oder von dem Hundegott Zeus gefoltert? "
Jetzt änderte sich sein Tonfall und er legte seine Hände auf meine Schultern.
" Oder hast du etwas anderes mit mir vor? "
Sein Lächeln verschlug mir die Sprache. Ich konnte ihn nur noch blöd angaffen, aber dann erinnerte ich mich an etwas und nahm seine Hände von mir weg. Dann zeigte ich in den Himmel.
" Dein Köpfchen wird von dem Möndchen hoch oben im Himmelchen verwirrt. Heute werde ich gar nichts mit dir anstellen. Außerdem werde ich dir heute auch kein Wort glauben. "
Er grinste noch breiter.

Die Prinzessin von AthronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt