Manchmal bricht auch der Stärkste zusammen

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Die Babys lagen da. Gerade frisch geboren. Sie waren nicht betäubt. An der Kopfhaut war ein kleines bisschen aufgeschnitten. Die Babys schrien und weinten und bluteten, während Leute in weißen Kitteln ihnen ohne jegliche Emotion die Chips einpflanzten und die Wunde zunähten. Es war abartig und ekeleregend. Ich zwang mich mit geballten Fäusten dazu den Blick abzuwenden und hochzugehen.

Ich ging in mein Zimmer, wo ich blindlinks auf einen Boxsack, der von der Decke hin einschlug. Ich konnte und wollte nicht glauben, dass Leute sowas taten und mir ging dee Junge nicht aus dem Kopf und die Frage wer ich wirklich war. Ich hab mich doch sonst nicht drum gekümmert. Ich schrie frustriert auf. Mein Kopf soll endlich die Klappe halten, sonst werd ich noch kirre, wenn ich das nicht schon längs bin. Ja, ja das wird es sein. Ich bin kirre! Verrückt geworden!

Ich schlug weiter schreiend auf den Boxsack ein und merkte dann, wie mir Tränen über die Wange laufen. Okay! Silver! Reiß dich gefälligst endlich zusammen! Du kennst das doch alles! Du machst es seit du klein bist! Aber wie konnte man nicht verrückt werden, wenn man mit fünf schießen lernt? Wenn man mit zehn zum erstmal jemanden umbringt? Ich hatte keine Kindheit gehabt.

Manchmal hab ich mir gewüngscht eine Angeschlossene zu sein, nur um normal zu Leben, aber war es eine Kindheit, wenn man keine eigene Kontrolle über sein Leben hatte? War es überhaupt ein Leben? Nein nein war es nicht. Sie sind Roboter, ich nicht. Ich kann selbst entscheiden, was ich tue und wie ich es tue.

Seufzend lies ich mich aufs Bett fallen. Ich nahm mein Buch und meine Schokolade. Ich wollte mich ablenken. Denn manchmal bricht auch der stärkste Mensch zusammen.

I'm not goodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt