Nach ein paar hundert Metern wurden die Bäume immer spärlicher. Wo verdammt nochmal waren wir? Inzwischen glaubte ich nicht mehr, dass wir im Wald zu schlafen hatten. Wir würden sicherlich ein Dach überm Kopf haben, auch wenn es nur eine kleine Holzhütte war. In meinen Gedanken vertieft hatte sich gar nicht bemerkt, dass wir einem riesigen, prunkvollem Tor entgegenfuhren. Erst durch die etwas ungemütliche Bremsung meiner Mutter, bekam ich etwas mit.
Ein Tor so hoch wie ein Haus prangte vor uns. Ab dem Moment war mir klar, dass wir nicht in einer kleinen Holzhütte schlafen mussten. Mir fiel aber auf, dass dieses Tor ziemlich undurchquerbar zu sein schien und rechts und links davon war eine genauso hohe Mauer. Ein wenig vor dem Tor war ein kleines Wärterhäuschen, an dessen Fenster meine Mutter schon energisch klopfte. Wir waren vermutlich später dran als eigentlich geplant war aber um ehrlich zu sein, hatte ich mein Zeitgefühl bei dieser ewigen Fahrt so ziemlich komplett verloren. Der Wärter schien aufgewacht zu sein, denn meine Mutter kehrte zum Wagen zurück, stieg ein und fuhr durch das mächtige Tor, dass sich gerade öffnete. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es sich wie durch Geisterhand öffnete.
"Wolln die uns jetzt in ein Internat abschieben?", sprach Miley genau meinen Gedanken aus und auch Sam sah so aus, als hätte er ähnliche Befürchtungen gehabt. Hoffentlich nicht. "Die können mich mal.", wisperte Sam leise genug, dass nur wir es hören konnten. Es war ein beeindruckendes Gefühl, durch dieses Tor zu fahren. Rechts und links ragten die zwei riesigen Mauern. Sie waren noch dicker als erwartet. Das Tor schien der einzige Weg rein und auch wieder raus zu sein. Na toll, wo steckten unsre Eltern uns jetzt schon wieder hin. Vor ein paar Jahren mussten wir in ein Pfadfinder-Camp, weil sie der Meinung waren, dass die wilde Natur uns gut täte. Wir hätten diese Sommerferien damals viel besser nutzen können! Egal ob reiten, ins Schwimmbad gehen oder einfach nur chillen und unser Leben genießen. Aber so schlimm wie dieses Camp schien das hier nicht zu werden, denn im Dunkeln wurden nach und nach immer mehr die Umrisse eines Schlosses sichtbar. Die Scheinwerfer des Autos ließen den Schatten eines Menschen erscheinen, der vor dem Eingang des Schlosses zu stehen schien. Na zumindest mal ein Mensch, obwohl man zu dieser Urzeit nicht erwarten konnte, viele Menschen zu sehen. Ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy. Die Ziffern zeigten kurz nach zwei Uhr. Es war mitten in der Nacht und wir fuhren zu irgendeinem Schloss, vor dem ein Mann vermutlich schon mehrere Stunden auf uns wartete. Wir waren eindeutig nicht normal. Meine Mutter hielt den Wagen an und befahl uns auszusteigen.
Wir taten was sie sagte, setzten unsere Rucksäcke auf, holten unsere Koffer aus dem Kofferraum und folgten ihr zu diesem Mann. Willkommen auf der Shadow School. "Ihr seid später dran als erwartet. Die Schüler schlafen alle schon, eure Einweisung wird dann Morgen früh erfolgen.", begrüßte er uns. Shadow School. Bitte nicht, ich wollte nicht in eine Schule, wir hatten Ferien, Sommerferien! An den kritischen Blicken von Miley und Sam konnte ich erkennen, dass sie ebenso wenig begeistert waren wie ich. Kein toller gemeinsamer Urlaub also. "Ich zeige euch jetzt eurer Zimmer, dass ihr bis morgen haben werdet, dann werdet ihr Zimmern passend eurem Team zugeteilt.", führte er seinen Vortrag fort, drehte sich um, bedeute uns, ihm zu folgen und ging in das Schloss. "Was will der von uns?", raunte Miley mir zu, während wir mit ein wenig Abstand zu ihm, in das Schloss gingen. Mit einem Schulterzucken bedeutete ich ihr, dass ich ebenfalls keine Ahnung hatte. Die langen Gänge des Schlosses wirkten mitten in der Nacht schon etwas angsteinflößend. Genauso wie der Mann, der uns begrüßt hatte und dem wir jetzt folgten. Mir fiel auf, dass meine Mutter einfach gegangen war, ohne sich zu verabschieden. Ja, das passte zu ihr. Sie lieferte mich ab, fuhr einfach weg und war wahrscheinlich auch noch froh darüber, mich für die gesamten Sommerferien los zu sein. Sie würde dann für die nächsten sechs Wochen sich um kein Kind mehr kümmern müssen, und den ganzen Tag fern schauen können. Das hatte sie auch immer gemacht, wenn ich bei Sam und Miley übernachtet hatte. Seit Jace, mein großer Bruder, vor drei Jahren weggelaufen war, hatte sie sich verändert. Obwohl, weggelaufen? Mir wurde nie wirklich viel über sein Verschwinden erzählt, vielleicht hatte sie ihn auch abgeschoben und ihm hatte es woanders dann besser gefallen. Meiner Mutter war das sicher nur recht gewesen.
Wir waren gerade in einen Flur eingebogen, in dem einige Zimmer zu sein schienen, da hielt der Mann auch schon an und wies uns an, das Zimmer zu betreten. Es sah einladender als gedacht aus und die Betten sahen so verführerisch weich aus. Ich musste schon seit einer Stunde versuchen, meine Augen offen zu halten. "Morgen früh um sieben Uhr seid ihr wach.", befahl der Mann und verließ mit diesen Worten das Zimmer. Sam, Miley und ich schauten uns an, sagten aber nichts weiter. Sie schienen genauso müde zu sein wie ich, also zogen wir uns noch rasch um und fielen dann schon in die Betten. Zähne putzen wurde überbewertet, das konnten wir auch noch morgen tun. Ich schaute auf mein Handy und stellte den Wecker auf halb sieben. Verdammt, nur vier Stunden zum Schlafen! Ich hätte im Auto ein Nickerchen machen sollen. Sobald ich die richtige Position gefunden hatte und bequem lag, schloss ich meine Augen und schlief sofort ein.
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Shadow School - until the end
Mystery / Thriller...eine Schule... ...drei Teams... ...eine verbotene Liebe... ...nur ein Team kann gewinnen... ...nur wenige werden überleben... Menschen waren egoistisch. Nur die wenigsten würden sich wohl für jemand anderen aufopfern. Und die, die es taten, hatt...