Es waren noch drei Tage bis zu den Spielen und inzwischen war die Spannung zwischen den Schülern kaum noch zu ertragen. Ich war zwar froh, dass ich nicht dabei sein musste, doch was, wenn einer meiner Freunde bei den Spielen sterben würde. Wenn Kylan sterben würde. Sam hüpfte wie ein kleines Kind neben mir herum, während ich einfach nur Basil den langen Flur entlang folgte. Azraels Prophezeiung hatte sich bewahrheitet und Basil hatte sich tatsächlich nach zwei Tagen schon wieder von Bunny getrennt. Seitdem hatte sie kaum ihr Zimmer verlassen und wenn man sie mal sah, dann nur mit geröteten, nassen Augen. Und trotz des ganzen Dramas, das sie veranstaltete, war ich mir sicher, dass sie sich ein weiteres Mal auf ihn einlassen würde.
Basil bog in einen weiteren Gang ein. In diesem Teil der Schule bin ich noch nie gewesen. Vermutlich war er für die Lehrer, aber was wollten wir hier? "Der Dekan will euch sprechen.", sagte Basil ungewöhnlich freundlich. Vorsichtig klopfte ich an die robuste Holztür. Ein dumpfes "Herein!" erklang und ich trat gefolgt von Sam ein. Mein Bester Freund schien auch nicht mehr so munter, sondern wirkte eher eingeschüchtert, mit seinem gesenkten Blick und den runterhängenden Schultern. Doch als er Miley beim Dekan sitzen sah, hellten seine Augen sich etwas auf. Normalerweise würde ich mich darüber freuen sie zu sehen, doch in diesem Moment war so eine angespannte Stimmung in dem kleinen Büro, sodass ich zu sehr auf den Dekan und seine Mimik konzentriert war. Er schaute zwar ziemlich emotionslos, doch eine einzige Grimmasse würde mir helfen, zu deuten, ob es um etwas Gutes oder etwas Schlechtes ging. Sollten wir wieder nach Hause?
Trotz den kranken Prinzipien dieser Schule machte der Gedanke mich etwas wehmütig. Ich hatte in den paar Monaten hier so gute Freunde gefunden, die ich nach der Zeit hier vermutlich nie wieder sehen würde. Und ich müsste Kylan zurücklassen. Das wäre das Schmerzhafteste an der ganzen Sache. Wir hatten und seit dem ersten Treffen auf dem Dach zwar nur ein weiteres Mal noch getroffen, aber beide Treffen waren so intensiv gewesen und es verging keine Tag, an dem ich nicht an ihn denken musste.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder dem Dekan zu und setzte mich neben Miley auf einen der beiden Stühle, Sam stellte sich hinter uns. "Ihr fragt euch sicherlich, warum ihr hier seid.", begann der Dekan. Ich war mir nicht sicher ob ich nicken oder eine andere Reaktion zeigen sollte, aber ich ließ es einfach. "Ich habe mich in den letzten Tagen mal bei euren Lehrern und Anführern umgehört, nachdem Basil mich darauf hingewiesen hatte, dass ihr ziemlich schnell lernt und alle Grundlagen schon gut beherrscht und die meisten von uns waren sich einig. Also haben wir beschlossen, dass ihr drei an den Spielen teilnehmen werdet." Stille. "Ihr dürft gehen.", sagte er nur, nachdem keiner etwas sagte. Wir folgten seiner Anweisung und ich stand wie ferngesteuert auf. In mir war das reinste Gefühlschaos. Panik, Hass, Angst, Verzweiflung, Neugier,
Wutentbrannt stürmte ich auf Basil zu, der mit einem selbstgefälligen Grinsen vor der Tür gewartet hatte, ich holte aus und gab ihm eine Schelle wie ich sie noch nie verteilt hatte. "Was fällt dir eigentlich ein. Du kannst deinen Hass ruhig an mir auslassen, ich hab es zumindest noch verdient., schrie ich ihn an. Nein hast du ni, wollte Sam widersprechen, aber ich hielt ihn zurück und fuhr fort: Aber das du ekelhafter Idiot meine Freunde da mit reinziehst, geht eindeutig zu weit. Ich holte ein zweites mal aus und schlug diesmal von der anderes Seite zu. Kurz wich sein Grinsen einem wütenden Ausdruck, aber einen Wimpernschlag später triumphierte er wieder und verschwand um die nächste Ecke. Arschloch!, rief ich ihm noch hinterher, doch er ignorierte es gekonnt und zeigte keine weitere Reaktion darauf.
"Ich möchte euch nicht wehtun müssen." Mileys leidender Blick traf mich tief und ich versuchte irgendwie überzeugend zu klingen: "Das wirst du schon nicht müssen. Wir werden alle Drei überleben." Sam schien zu wissen, dass ich mir da selber nicht so sicher war, aber Miley beruhigte es für den Moment etwas. "Ich denke, wir sollten zurück zu unseren Teams gehen.", meldete Sam sich zu Wort. Wir stimmten zu und verabschiedeten uns voneinander. Auf dem Weg zurück zu den Skavo begegneten wir Kantao, der gerade vom Abendessen zurückkehrte. "Und, was wollte Basil von euch? Scheint ja wichtig gewesen zu sein, so wie der aussah." "Wir müssen auch an den Spielen teilnehmen.", antwortete Sam knapp. "Was? Sind die verrückt? Das können die doch nicht machen!", schrie Kantao schon beinahe, so empört war er, "Ihr habt viel weniger Übung als wir. Klar, ihr seid echt gut, aber trotzdem, die Spiele sind kein Spaß." "Das wissen wir doch.", versuchte Sam ihn wieder etwas zu beruhigen, aber die Sorge in Kantaos Augen blieb.
Nach einer kurzen Weile gefüllt mit Stille schlang Kantao seine Arme um Sam und vergrub sein Gesicht in Sams Schulter. Sam erwiderte die Umarmung und drückte den asiatischen Jungen an sich. Die beiden Standen eine Ewigkeit so da. Es war zugleich das Schönste, als auch das Traurigste, das ich jeh gesehen hatte. Die beiden Standen in einem menschenleeren Flur und lagen sich in den Armen, beide umeinander besorgt und voller Angst vor der Zukunft. Sam hatte sich schon seit Wochen Sorgen um seinen Freund gemacht und nun war es auch Kantao, dessen Augen mit Tränen gefüllt waren, weil er Sam nicht verlieren wollte.
Dieses Bild war so herzzerreißend, dass sich in meinem Hals ein riesiger Kloß bildete und ich mir Tränen in die Augen stiegen. Bevor die beiden sich aus ihrer innigen Umarmung lösten, flüsterte Sam Kantao noch etwas zu, so leise, dass ich es nur gerade so hören konnte und ein Schmunzeln bildete sich auf meinen Lippen. Ich musste echt bescheuert aussehen, wie ich hier dastand. Verheulte Augen und trotzdem ein Lächeln auf den Lippen. Aber das, was Sam gesagt hatte, bestätigte meine Vermutung, die ich schon seit Wochen hatte.
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Shadow School - until the end
Детектив / Триллер...eine Schule... ...drei Teams... ...eine verbotene Liebe... ...nur ein Team kann gewinnen... ...nur wenige werden überleben... Menschen waren egoistisch. Nur die wenigsten würden sich wohl für jemand anderen aufopfern. Und die, die es taten, hatt...