Shadow School - until the end

-Ängste-

Ein lautes Klopfen an meiner Zimmertür weckte mich. Verschlafen drehte ich mich in Richtung von meinem Wecker und erkannte auf dem Display, dass es erst sechs Uhr war. Welcher verdammte Mensch kam so früh auf die Idee, mich zu wecken. Ich war der größte Morgenmuffel, den es gab und meine Freunde wussten das auch. "Raven, wach auf! Das Team hat etwas zu besprechen.", herrschte Basil mich an. Oh man, heute Nacht begannen die Spiele. Basil wollte uns sicher noch ein paar Dinge zum Ablauf der nächsten Tage mitteilen. Mürrisch setzte ich mich auf und entzerrte meinen unordentlich geflochtenen Zopf, mit der Hand versuchte ich dann meine Haaren ein wenig zu kämmen und band sie letztendlich zu einem Pferdeschwanz zusammen. Basil schien immer noch ungeduldig vor der Tür zu warten. Eilig striff ich mir die Klamotten von gestern über, Zähneputzen musste heute wohl ausfallen.

Als ich dann endlich vor meiner Tür erschien würdigte Basil mich keines Blickes, stattdessen eilte er zielstrebig durch die Gänge und ich folgte ihm stumm, bis wir vor einer Tür mit der Nummer eins hielten. Der Raum dahinter war riesig und grenzte schon eher an einen Saal. Wie hätte es denn auch anders sein sollten? Hier mussten schließlich alle Skavo platz finden. Alle Augenpaare waren auf Basil und mich gerichtet. Wie es schien, war ich die einzige gewesen, die von diesem Treffen nicht gewusst hatte. Tolle Freunde hatte ich. Keiner von ihnen hatte hierrüber auch nur ein Sterbenswörtchen verloren, nicht mal Sam.

"So, wo jetzt alle da sind,", setzte Basil mit einem Seitenblick auf mich an. Er hatte sich inzwischen nach vorne begeben und die gesamte Menge folgte seinen Worten aufmerksam. Ich hatte Roana und Azrael ausmachen können und mich zu ihnen gesetzt. Basil fuhr fort: "Ich habe eine kurze Ansprache zum heutigen und morgigen Tag zu halten. Wie ihr alle wisst, findet heute Abend das große Buffet statt und auch, wenn es die letzten friedlichen Stunden sind, möchte ich euch nochmal ausdrücklich klar machen, dass ihr euch von den Tersis und Fana fern zu halten habt. Sie könnten Informationen über unser Team erhalten, die sie nichts angehen, also mit keinem Fana und erst recht keinem Tersis reden, damit das klar ist. Für den restlichen Tag heute möchte ich euch bitten, dass ihr euch ausruht und auf die folgenden Tage fokussiert. Die Trainingsräume wurden alle abgeschlossen und sollte ich mitbekommen, dass irgendwer meint, woanders Trainieren zu müssen, werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass dieser Jemand auf jeder einzelnen Patrouille dabei sein wird."

Jeder im Raum schien während Basils Rede die Luft anzuhalten, vor allem seit seiner Drohung mit den Patrouillen war es totenstill und keiner traute sich, ihn auch nur ansatzweise zu verärgern. Während seiner Rede wurde immer klarer, wie wichtig ihm dieser Sieg war, es war schon beinahe angsteinflößen, wie sehr er dafür brannte. Er war angsteinflößend. Basil befahl uns auch, heute noch ein wenig zu schlafen, da wir ab Mitternacht vermutlich keine Ruhe mehr finden würden. Die Regeln hatten erklärt zu werden, wir mussten uns ein Lager errichten, nicht zu nah an denen der anderen, aber auch nicht komplett abgeschottet. Nach seiner Ansprache hatten noch ein paar ältere Schüler was zu sagen, sie berichteten von Fehlern, aus denen sie in den letzten Jahren gelernt hatten. Allerdings folgte ich ihnen nur mit einem Ohr, viel mehr war ich damit beschäftigt, mit Azrael Basil und Bunny zu betrachtet und zu rätseln, wie lange es noch dauern würde, bis die beiden wieder zusammen waren. Das zwischen den beiden war ein ewiges hin und her und jeder der Skavo wusste es, inzwischen auch ich.

"Hey, kommst du mit uns frühstücken?" Wir waren gerade dabei den Saal zu verlassen, als Sam auf mich zusteuerte, Kantao im Schlepptau. "Klar kommen wir mit.", übernahm Azrael, obwohl er nicht einmal gefragt worden war und Roana nickte eifrig. Da ich sowieso zugestimmt hätte, machte es mir auch nichts aus und wir Fünf steuerten den Esssaal an. Allerdings verging mir der Hunger jedes Mal, wenn ich mich daran erinnerte, dass in nicht mal vierundzwanzig Stunden die Spiele begannen und ich ein Teil davon war. Ich quälte mir ein Toast mit Erdbeermarmelade rein, mehr schafft ich nicht. Miley saß an dem Tisch gegenüber von uns. Sie hatte mir zögerlich zugewunken und ich hatte es mit einem knappen Nicken erwidert. Sie schienen ähnliche Anweisungen erhalten zu haben wie wir, was den Kontakt zu den anderen Teams anging. Die Anspannung in Mileys Haltung beunruhigte mich nur noch mehr. Sie bemühte sich, dass man ihr nichts ansah, aber dafür kannte ich sie schon lange genug. Und auch Sam schien bemerkt zu haben, wie schlecht es ihr ging. "Denkst du, wir drei stehen das durch?", raunte er mir zu, als Kantao sich mit Azrael und Roana unterhielt.