Autobahn und ein schnelles Auto.

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Am Nachmittag fuhren wir zum Frankfurter Flughafen, um genau zu sein fühlte es sich an als würden wir fliegen. Eventuell habe ich vergessen, dass man in Deutschland keine Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten hat. Nicole wählte vorhin ihren Porsche zum Fahren und hatte offensichtlich Spaß daran. Immer wieder schaute ich auf das Tacho, was meistens über 150 km/h anzeigte, ab und zu auch über 200. So unauffällig wie möglich klammerte ich mich mit meiner linken Hand an den Sitz und mit der rechten hob ich den Türgriff fest.

„Beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass mir damals bei meiner Arbeit das schnelle Fahren beigebracht wurde? Ich bin eine sehr gute Fahrerin, ich kann meine alten Kollegen als Referenzen anbieten.", grinst sie, während ihr Blick fokussiert auf der Straße bleibt.
„Alleine einen Wert über 110 zu sehen, macht mich schon nervös. In Amerika darf man höchstens 75 mph fahren, was in km/h irgendwas um die 110 sein dürften. Aber ich vertraue dir, dass du gut fahren kannst. Es ist einfach ungewohnt zu schnell zu fahren."

Tief durchatmen.
Wir werden nicht länger fahren, als Levin mich abholte. Es sind erst 20 Minuten vergangen, nicht mehr lange... maximal 40 Minuten noch.

„Willst du noch einen Kaffee?", fragt sie unschuldig.
„Gerne. Aber nur wenn dafür Zeit ist, ich will nicht, dass dein Bruder mich direkt hasst..."
Kurz lachte sie auf und meinte, dass wir in ein paar Minuten da wären.

Komisch, ich erkenne nichts wieder. Gut, es war auch Nacht als ich hier ankam.
Aaah, jetzt sehe ich auch Beschilderung, gut... das war wirklich schnell...
Zügig parkte sie auf einen Parkplatz, fragte schnell was ich möchte und stieg aus. Vergisst sie manchmal, dass sie bekannt ist? Warum verdeckt sie sich nicht etwas mit einer Sonnenbrille oder einer Mütze?! Oh Gott,... ich stelle mir schon bildlich vor wie Bilder von ihr und mir später online sein werden - so viel zu ungestört kennenlernen... ich rutschte immer tiefer den Sitz runter und zog meine Cap tiefer ins Gesicht.

Entweder war sie wirklich etwas länger weg oder ich bildete es mir nur ein, aber sie kam mit einer Tüte und drei Getränken zurück. Erschrocken schaute ich sie an.

„Hast du einen Geist gesehen oder warum der Blick?", fragt Nicole nun verwirrt. Schnell erkläre ich meine Gedanken der letzten zehn Minuten woraufhin sie nur lachte.
„Ach Seb, in Deutschland ist das nicht so schlimm wie in den US. Die einzige Situation, wo man mit Paparazzi rechnen muss, ist, wenn man vorher irgendwo sagt, an welchem Tag man wieder in Deutschland landet. Ansonsten sind es vielleicht nur ein paar Fans, die einen erkennen und süß nach einem Bild fragen. Was übrigens gerade der Fall war, deshalb hat es etwas länger gedauert."
„Und was ist, wenn diese Fans gleich rauskommen, hier herrennen und ins Auto fotografieren?! Dann weiß bestimmt halb Instagram Bescheid!", frage ich schockiert nach. Alles Sachen die man schon erlebt hat.
„Das wird hier kaum passieren, aber keine Sorge, wir fahren jetzt ins Parkhaus.", schmunzelt sie und düst los. Vielleicht bin ich etwas paranoid...

„Darf ich fragen warum? Also dich scheint sowas schon zu beschäftigen? Ich verstehe ja, dass solche ‚Stalker'-Fotos von Fans scheiße sein können...", fragt Nicole vorsichtig und nimmt sich ihren Becher aus der Halterung.

Also erzählte ich ihr die Geschichte, die mich ein Fan in Italien stalkte. Sie war überall, an unserem Drehort, in unserem Pausen habe ich sie gesehen, bei meinem Hotel hat sie auf mich gewartet. Sie war den ganze Abend vor unserem Hotel und wollte dann, als ich hinunter ging zu der kleinen Gruppe Fans eine besondere Pose für das Bild mit mir. Was für mich sehr unangenehm war. Sie diskutierte minutenlang mit mir und als ich nachgab und hoffte, dass sie nun endlich ging, blieb sie bis zum nächsten Morgen vor dem Hotel. Ich zog in ein anderes Hotel ein, war die ganze Zeit paranoid und als ich dann am letzten Tag zum Flughafen gebracht wurde, stand sie wieder da.

„Mhm, okay. Verständlich nach dieser Geschichte. Hast du ihr damals gesagt, dass du dich durch sie unwohl gefühlt hast? Weil ich sag das immer offen, wenn jemand zu sehr auch bemüht. Es verletzt die Person eventuell, aber sie sind dann einsichtig und entschuldigen sich meistens.", erzählt Nicole und nimmt meine Hand.

„Für sowas bin ich zu nett. Ich liebe meine Fans und hätte dann zu sehr Angst, dass sie mich danach nicht mehr mögen. Oder dass irgendwelche Gerüchte auf Twitter entstehen, was für ein Arschloch ich sei."

„Ach Sebastian, manchmal ist es ganz gut ein bisschen das Arschloch zu sein. Du kannst es nicht jedem recht machen. Anderes Thema, ich habe drei Cookies und drei muffins, bedien dich.", strahlt sie mich an und schnappt sich die Tüte vom Rücksitz.

In angenehmer Stille gönnten wir uns die Snacks und warteten. Auf meine Frage, wann ihr Bruder denn ankäme, schmatzte sie zuckersüß „25 Minuten.". Ich verliere noch meinen Verstand, wie sehr kann man sich verlieben?

at least 20 dates.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt