fünfundzwanzig

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i s o b e l

Es war fast ein Uhr morgens. Isobel saß auf den Stufen von Dracos Apartmentgebäude und zitterte in ihrem Mantel.

Sie hatten den größten Teil des Tages in einem Park verbracht, stundenlang geredet, neblige Atemzüge in die Winterluft geblasen und die vorbeiziehenden Menschenmengen beobachtet. Als die Kälte zu stark geworden war, waren sie zurück in seine Wohnung gegangen und hatten Takeout und Wein auf seiner Couch gegessen.  Und sie hatte die ganze Zeit kaum ihre Augen von ihm lösen können.

Draco hatte sie in St. Mungos zurückgelassen, noch einmal mit seinem Wort, sie am nächsten Tag zu sehen.

Ihre Mutter hatte wieder während den Besuchszeiten geschlafen, aber diesmal hat sie nicht im Schlaf geredet; kein zusammenhangloses Gemurmel mehr. Isobel hatte ihre Hand zwei Stunden lang umklammert, in dem unbequemen Holzstuhl gesessen und ihrer Mutter angefleht, dass es ihr besser gehen wird. 

Als sie nach Hause kam, war die Stille überwältigend, die Einsamkeit lastete schwer auf ihrem Herzen. Sie war im Haus auf und ab gegangen, die Halskette in der Faust, und dachte, morgen sei nicht genug. Sie wollte Draco jetzt sehen. Wenn die Gefahr bestand, ihn jeden Moment zu vergessen, wollte sie die verbleibenden Momente optimal nutzen.

Sie konnte ihm nicht alles geben, was er wollte.  Noch nicht. Sein Anblick in der Hütte plagte sie;  stehend in einem Türrahmen, blasses Gesicht voller Elend. Sie war nicht bereit, ihm das Leben zu geben, nach dem er sich sehnte, aber sie konnten zumindest das Beste daraus machen.

Als es Mitternacht erreichte, apparierte sie zurück in seine Wohnung und dachte, dass er jetzt sicherlich wieder aus der Bar zurück sein würde. Aber sie hatte sich in sein Gebäude eingelassen und ein paar Minuten lang an seine Tür geklopft, und es hatte keine Antwort gegeben. Also saß sie draußen auf der Treppe und wartete in der Kälte auf ihn. Ihr Herz raste; aufgeregt, noch einmal in seinen grauäugigen Blick zu sehen.

Er tauchte lange nach ihr auf, ein heller Haarschopf aus einem ganzen Block entfernt. Sie sah ihm nach, das Kinn in die Hände gestützt, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Wünschte verzweifelt, dass sie ihm schon vor Monaten vertraut hätte und auf ihn zugekommen wäre, damit sie vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten.

Aber als Draco sie erreichte, sah er nicht glücklich aus. Er blieb einige Meter von ihr entfernt stehen und sagte: "Du solltest nicht allein hier draußen sein."

Isobel stand auf. "Dir auch Hallo."

Die Straßenlaternen um sie herum warfen scharfe Schatten auf sein Gesicht. "Du solltest drinnen sein."

Sie runzelte die Stirn. "Du warst nicht zu Hause, also habe ich auf dich gewartet." 

"Nächstes Mal geh einfach rein," sagte er finster. Er ging an ihr vorbei und zog seinen Schlüssel aus seiner Tasche. "Das machen alle anderen." 

"Ich kann nicht einfach in deine Wohnung gehen, wenn du nicht da bist." 

"Doch, das kannst du," sagte er. "Ich gebe dir einen Schlüssel. Warte das nächste Mal drinnen." 

Sie spottete; beobachtete, wie er die Tür aufschloss und sie mit einer Schulter aufstieß. "Ist etwas an der Bar passiert? Etwas hat dich wütend gemacht und jetzt lässt du es an mir aus?"

Er antwortete nicht. Hielte hielt ihr nur die Tür auf, damit sie hineingehen konnte; seinen Rücken zu ihr.

"Hör zu, wenn du mich nicht hier haben willst, gehe ich –"

Draco drehte sich wieder zu ihr um, eine Hand an der Tür, die andere zu einer weißen Faust geballt. "Geh rein, Belly."

"Nein, werde ich nicht," sagte sie und hob ihr Kinn. "Nicht, wenn du dich so verhältst."

dear draco, teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt