Antworten

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,,Wer bin ich?", fragte Vivien die Frage die sie sich innerlich so oft gestellt hatte, aber sie nie auszusprechen gewagt hatte.

Horuk schien kurz zu überlegen.

Er blickte auf seine Hände und sah erst auf als er sich die Worte für seine Antwort zurechtgelegt hatte.

,,Ich glaube, die Antwort auf diese Fragte findest du nicht hier im Clan", sagte er und schaute dem Mädchen dabei fest in die Augen.

,,Und wo werde ich sie dann finden?", fragte diese nach einem kurzem Schweigen.

,,Auch auf diese Frage weiß ich keinen Rat. Aber ich glaube hier wirst du nicht fündig", erklärte Horuk in einem Tonfall, den man nicht richtig beschreiben konnte. Er war auf der einen Seite weich und einfühlsam und auf der anderen Seite stark.

Vivien nickte als hätte sie verstanden, aber dies war nicht der Fall.

Wo bist du?, fragte Athemis in ihrem Kopf.

,,Ah!", schrie Vivien, sprang vom Stuhl auf und ihre Hände fuhren zu ihrem Kopf. Aber gleich darauf blickte sie Horuk angsterfüllt an. Was würde er jetzt tun? Aber er tat nichts, sondern begann nur wieder zu erzählen.

,,Früher wurden die Krieger losgeschickt um ihr Seelentier zu finden und einen Ban schließen zu können. Aber jetzt, sie werden benutzt, wenn man Glück hat! Hat man kein Glück, wird man verbannt oder zur Bestrafung wird das Seelentier vernichtet!", die Bitterkeit in Horuks Stimme hatte Vivien bisher noch nie dort gehört.

Athemis, versteck dich! Bitte!, Vivien umschloss nun Angst. Was wenn man Athemis finden würde? In diesem Moment stand für sie nicht mehr außer Frage das Athemis ihr Seelentier war.

Vivien stellte sich die Frage, ob Horuk auch ein Seelentier hatte oder immer noch hat. Er war einer der ältesten im Clan und vielleicht wurden Seelentiere damals noch geschätzt und hoch anerkannt?

Eine Eidechse, Vivien wusste nicht genau welche Art, aber sie erkannte die Echse die nun auf der Schulter des alten Mannes saß.

,,Danke", war alles was sie im Moment zustande brachte.

Ihr Kopf explodierte förmlich.

Von Seelentieren hatte sie noch nie etwas gehört.

In diesem Moment wusste sie noch nicht wie groß die Folgen dieses Gesprächs nicht nur für sie waren. Das es Folgen geben würde wusste sie, aber sie wusste nicht in welchem Ausmaß.

Als Vivien aus Horuks Haus kam, lief sie geradewegs ihrem Vater in die Arme.

Einen kurzen Moment schien er mit ihr schimpfen zu wollen, aber dann schien er sich an die Worte von Horuk zu erinnern und schloss den soeben geöffneten Mund wieder.

,,Es tut mir leid, Vater", sagte Vivien automatisch auch wenn sie in Gedanken ganz wo anders war.

Wo war Athemis? Ging es ihr gut?

Aber ihr Vater nickte nun und ging dann einfach weiter was Vivien sehr verunsicherte.

Das Mädchen ging zum Haus, indem ihre Familie lebte.

Die Antwort wirst du nicht hier finden, ging sie noch einmal das Gespräch mit dem alten Mann durch.

Wo dann? Diese Frage lief in ihrem Kopf Karussell.

Kaum das sie das Haus betrat, verließ sie es wieder.

Wo bist du?, fragte sie Athemis in ihrem Kopf.

Hier, diese Angabe hätte sie sonst ganz kirre gemacht. Als ob man jemanden anhand einem ,,Hier" in einem Wald finden konnte. Aber irgendwie wusste Vivien wo Athemis war.

Selbst wenn es noch keinen Tag her war seit Vivien und die Bärin sich kennengelernt hatten, fühlte es sich für sie an als könnte die braune Bärin sie verstehen egal bei was.

Als Vivien in den Wald trat und durch die dichten, grünen Blätter und Ästen lief, wusste sie wo sie hinwollte. Sie wusste auf eine Weise, die nicht mal sei selbst beschreiben konnte, wo Athemis war.

Schon nach wenigen Metern sah sie den Clan nicht mehr.

Sie hörte noch den Alltagslärm aber sehen konnte sie nichts mehr.

Als sie zu Athemis stieß zögerte sie kurz was sie jetzt machen sollte.

Athemis ging auf sie zu rieb ihre pelzige Schulter an dem Mädchen.

,,Wo soll ich suchen?", fragte Vivien mehr zu sich selbst aber doch auch zu der Bärin wehrend sie gedankenverloren das dichte, braune Fell streichelte.



Taris II Auf Suche nach AntwortenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt