𝟛 》𝕄𝕚𝕤𝕥𝕒𝕜𝕖𝕤《

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„Wir haben, was wir brauchen, lasst uns verschwinden!", rief Koshi, nahm dabei sein Walkie-Talkie heraus. „Zwei hier, wir müssen sofort-"
Im selben Moment fiel ein Schuss von hinten, die anderen konnten gerade noch ausweichen.

„WAS TUST DU DA?!", schrie Taichi, bevor er Kenjirou die Waffe aus der Hand riss. „Wir haben keine Zeit, lass uns jetzt gehen!"
„Verdammt nochmal, die haben sieben der Sticks, ich werde nicht verschwinden wie ein Feigling!" Der Kleinere riss die Waffe wieder an sich, entsicherte sie.
„Du bist lebensmüde", sagte Taichi, dann sah er abwechselnd von seinem Mitstreiter zu den Fremden, die sich nun deutlich näherten, und zurück zu seinen anderen Kollegen, die schon einige Schritte zurückgelaufen waren.

Die Geiseln sprangen auf, liefen weg - nur Tsutomu blieb seltsamerweise da, doch in diesem Moment fiel dies niemandem auf.

„Wir sind nicht hier, weil wir überleben wollen, Taichi! Wir sind hier, weil wir für etwas kämpfen, und dafür geb' ich gern mein Opfer, ich hab nämlich nichts zu verlieren!"
Kenjirou lief los, näherte sich den Angreifern selbstsicher.

„Er hat recht", sagte Keiji. „Der ToF hat sich schon einige der Sticks geholt, wenn wir es schaffen-"
„Vergiss es!", rief Koshi dazwischen. „Im Gegensatz zu denen geht es für uns nicht darum, grundlos zu töten und zu verwunden, sondern nur unsere verdammten Aufträge zu erfüllen und ab und zu einen Auftragsmord an Verrätern zu begehen!"
„Für dich vielleicht, aber ich und Kotaro sind aus Yamijis Abteil, wir sind dazu berechtigt!"

„Wir sollten von hier verschwinden!", rief Mika dazwischen - sie und die anderen hatten sich ebenfalls zu ihnen gestellt.

Wie aus dem Nichts lief Eita zu Kenjirou, warf ihn zu Boden - im selben Moment ging eine wilde Schießerei seitens des „Tribe of Fire" los, deren Gesichter der Mitglieder allesamt im Gegensatz zu denen anderer Organisationen fast vollständig verdeckt waren - bloß ihre Augen konnte man sehen.

Alle anderen legten sich ebenfalls zu Boden, Kotaro platzierte sich schützend über Keiji, der daraufhin die Augen aufriss - jedoch nicht, weil ihm die Situation unangenehm war, sondern weil sie ihn an etwas aus seiner Vergangenheit erinnerte, das er längst vergessen wollte.

Die Schussgeräusche verstummten, stattdessen näherten die Mitglieder der Fremden sich nun den am Boden liegenden Gegnern.

Eine Zeit lang blieb es still, nur Tsutomu schrie auf, da man ihn am Fuß getroffen hatte.

„Ich hoffe, wir haben euch jetzt genug eingeschüchtert", sagte ein etwas größerer Junge, dessen kleine gelb-graue Augen aufgrund der dunklen Uniform ziemlich hervorstachen.
Er bückte sich zu ihnen hinunter, betrachtete sie. „Hm... ihr habt da was, das uns gehört", sagte er an Mika gewandt, streckte ihr dabei seine Hand hin.

„Vergesst es", antwortete sie auf seine ungestellte Frage, woraufhin der Fremde den Kopf neigte.
„Okay", sagte er bloß - nicht mehr, nicht weniger.

Dann stand er auf, flüsterte einem Jungen mit grauen Augen etwas ins Ohr, der daraufhin Kiyoomi fixierte, dann aber seinen Blick durch den Raum schweifen ließ.

„Glaub mir, nach diesen Minuten haben wir schon längst vergessen, wie ihr überhaupt ausgesehen habt. Und wisst ihr, wieso?", fragte der Grauäugige.

Unsicher schüttelten sie den Kopf.

„Weil es uns scheißegal ist."

„Wieso erzählst du das alles?", fragte Kiyoomi.
„Wir lassen es euch durchziehen, dass ihr uns den Stick nicht geben wollt, also lasst uns unsere Sachen auch durchziehen", sagte jemand anderes, dessen braune Augen sich in Kiyoomis Gedächtnis brannten.

„Ihr seid doch nur Feiglinge!", fauchte Kenjirou, der sich in der Zwischenzeit von Eita befreit hatte, woraufhin die Fremden sich allesamt zu ihm drehten.
„Achja?"
„Ich meine, ihr nehmt nicht mal diese verdammten Masken ab. Feiglinge, ihr wollt nicht, dass man euch erkennt."

„Wir wollen nicht erkannt werden, weil das gute Gründe hat. Außerdem stürmen wir nicht blindlings drauf los", sagte der Grauäugige.

Kenjirou rümpfte die Nase, Eita griff nach seiner Hand, um zu verhindern, dass er auf die anderen losstürmte.

„NEIN!", schrie Mika, als jemand von hinten den Stick aus ihrer Tasche nahm.

Dieser jemand schwieg, betrachtete ihn, hielt ihn gegen das Licht.

„Und?", fragte der, der als Erstes zu sprechen begonnen hatte.

Der Stille ließ die Hand sinken, warf den Stick auf die am Boden liegenden zu. „Er ist gefälscht."

„WAS?!", riefen die Spite-Mitglieder gleichzeitig.
„Was sollte der Scheiß?!", fragte Koshi an Kenjirou und Eita gewandt.

Die beiden antworteten nicht, Kenjirou stieß einen verachtenden Laut aus.
Kiyoomi ballte die Hände zu Fäusten, presste die Lippen zusammen. Seine Gedanken umspielten eine Idee, die ihm soeben gekommen war.

„Lass gut sein", sagte der Junge mit den braunen Augen an seine Kollegen gewandt. „Hier werden wir ihn nicht finden."

Sie wandten sich zum Gehen, doch als Zeichen, dass ihre Feinde sich nicht bewegen sollten, bis sie die Halle verlassen hatten, entsicherten sie ihre Waffen beinahe gleichzeitig.

Als alle mit den Rücken zu ihnen standen, sprang Kiyoomi auf, richtete seine Waffe auf sie.

„KIYOOMI, NEIN!", schrie Koshi, der ebenfalls aufsprang, doch stehenblieb, als die Fremden sich allesamt wieder umdrehten.

Seine Waffe war auf den etwas Kleineren und Stilleren gerichtet, der einen Blick drauf hatte, den normale Menschen als furchteinflößend befinden mussten.

„Ich mag vielleicht der Stillste sein, aber ich habe keine Angst, wenn du dieses Ding auf mich richtest... Ich hab schon schlimmeres erlebt, glaub mir."
„Ist mir scheißegal. Gib mir den Stick aus dem Architekturmuseum, ich weiß, dass ihr den kriegen konntet."
„Du denkst ernsthaft, wir geben euch einfach so den am schwierigsten zu bekommenden Stick von allen?", fragte der Junge mit den grau-gelben Augen.

„Nein, denn wir werden jetzt verschwinden!", sagte Kotaro, der sich ebenfalls aufgesetzt hatte. „Wir. Verschwinden. Jetzt."

Die ToF-Mitglieder liefen etwas schneller aus der Halle.

In Kiyoomis Kopf drehte sich alles - plötzlich war das einzige, um was sich alles drehte, die Tatsache, dass sich einer dieser USB-Sticks in der Tasche eines Gegners befand.

Er nahm nicht wahr, wie Koshi den anderen deutete, sich zurückzuziehen, oder wie Eita Kenjirou ebenfalls zurück schliff.

Alles, was er wahrnahm, war, wie ein Schuss aus seiner Waffe ertönte, als er den Auslöser betätigte.
Die Kugel landete in der Hüfte von jemandem, der die ganze Zeit über kaum gesprochen hatte und vermutlich nur als Rückendeckung gedient hatte - und doch fiel er zu Boden, ein paar halfen ihm, weiterzulaufen.

Kiyoomi nahm die weit entfernten Stimmen nicht wahr, als er weitere zwei Male abdrückte, dabei immer nur knapp verfehlte.

„KIYOOMI!", brüllte Koshi, der ihn nun in die Realität zurückschüttelte. „BIST DU BESCHEUERT?!"

Für einen Moment verstand der Dunkelhaarige nicht, was er meinte.
Er sah zurück, sah, wie Keiji sich kopfschüttelnd durch die Haare fuhr, wie Kotaro ihn anstarrte.

„Ich würde mal sagen, du hast ziemlich verkackt", merkte Akira ruhig an, der gerade an der Szene angekommen war.

Und erst da verstand Kiyoomi, was er soeben angerichtet hatte.


„Hey...? Könntet... könntet ihr mir bitte helfen?", fragte Tsutomu, der sich das blutende Bein hielt.

Keiji lief zu ihm, untersuchte mit zittrigen Händen die Wunde. „Er muss genäht werden, die Wunde ist tief."
„Bringen wir ihn ins Quartier, sonst verpetzt er uns vielleicht noch im Krankenhaus", schlug Akira vor, woraufhin Keiji Tsutomu stützte, ihm somit beim Gehen half.

Killer HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt