𝟙𝟙 》𝕄𝕠𝕥𝕠𝕪𝕒 & ℝ𝕚𝕟𝕥𝕒𝕣𝕠 - 𝟙《

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Vergangenheit
[Motoya-PoV]

Ich war immer schon ein Mensch, der immer das Beste an seiner Situation gesehen hat.
Wenn meine Eltern über das Wochenende weg waren, um ihre Aufträge zu erledigen, war ich alleine und hatte unser großes Haus für mich. Die meiste Zeit über versteckte ich mich jedoch im Büro meines Vaters, das gefüllt von seinen Notizbüchern war, jedes Einzelne davon bis zur letzten Zeile beschrieben.
Er schrieb darin über seine Kampferfahrungen, den Umgang mit verschiedensten Waffen, und das erste Mal, dass ich offiziell mit dieser Seite der Welt konfrontiert worden bin, war an meinem Vierzehnten Geburtstag.
An meinem Vierzehnten Geburtstag, an dem meine Eltern mir eine Waffe schenkten und meinten, ich wäre bereit, meine Ausbildung beim Spite ein Jahr darauf zu beginnen.
Doch bekanntlich spielt das Leben oft nicht so, wie man es sich erwartet, nicht?

Ich ging bis dato an eine ganz normale Schule, wo absolut niemand wusste, dass ich in einer Agentenfamilie aufgewachsen war.
Niemand außer ich, und das war mir ehrlichgesagt schon genug.

Ich habe nie verstanden, wie ein Mensch dazu fähig sein kann, Spaß daran zu haben, andere Menschen zu verletzen, aber vielleicht fehlte mir dazu genau eben dieses Wissen, das ich in meiner baldigen Ausbildung gelehrt bekommen würde.

Meine Mutter hatte mir an meinem Fünfzehnten Geburtstag ein Buch geschenkt, in dem die Grundlagen eines Agentenwissens beschrieben waren, und sie hatte mich dazu verdonnert, es zu lesen und auswendig zu lernen.

Also setzte ich mich in meiner Mittagspause immer in den Schulhof meiner Schule, las in diesem Buch herum, doch im Endeffekt wurde mir dieses ganze Zeug nicht unbedingt vertrauter.

Eines Tages tat ich das wieder.
Ich las und las, dann hörte ich plötzlich ein Streitgespräch, das bei den nahegelegenen Parkplätzen stattfand.
Eigentlich hatte ich nur sicher gehen wollen und war unauffällig etwas näher gekommen, sodass ich die Personen, die da unten gerade stritten, wenigstens beobachten konnte.

„Verdammter Idiot! Ich will mein Geld!“, schrie Takeru.
Er war wohl der Inbegriff eines typischen asozialen Oberschülers, der sich in der Mittagspause statt den halbwegs erträglichen Burgern aus der Kantine lieber illegale Substanzen reinzog.

Ich sah zu, wie er sein Gegenüber am Kragen der Uniform hochzog und gegen einen Baum drückte. „Bist vier Tage hier und glaubst, du kannst tun und lassen, was du willst, huh?!“, fuhr er ihn an.
„Wenigstens hab ich so viel Gehirn, um etwas zu glauben“, sagte der andere Junge, starrte Takeru dabei mit seinem monotonem Blick an, als würde er nicht einmal einen Funken Angst verspüren.
„Pah!“ Takeru spuckte ihm ins Gesicht, doch er reagierte darauf nicht – nicht einmal zusammenzucken tat er. „Gib mir mein Geld, du scheiß-“
„Morgen.“

Eine Weile blieb es still.

Dann holte der Ältere aus, schlug ihm ins Gesicht und ließ ihn auf den Boden fallen.

Der Junge strich sich seine braunen Haare aus dem Gesicht, atmete durch.

„Wie oft willst du dich noch auf morgen ausreden? Bis du tot bist?“
„Eigentlich war das mein Plan, ja.“
Takeru zog ihn wieder hoch. „Sei nicht frech, du ekelhaftes Ding!“
„Keine bessere Beschimpfung parat, Kleinhirn?“
Erneut holte er aus, dieses Mal schlug er mehrmals zu, weshalb sein Opfer etwas Nasenbluten bekam.
„Ohje, das tat jetzt aber weh.“

Ich wollte irgendetwas tun, aber ich fühlte mich so hilflos, dass ich auf meinem Platz stehenblieb und mich nicht traute, mich zu bewegen. Ich hielt den Atem an, aus Angst, Takeru könnte mich hören und mich genauso verletzen.
Nie könnte ich es schaffen, gegen ihn anzukommen – weder physisch noch verbal.
Ich war noch zu schwach dafür.

Killer HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt