𝟚 》𝔼𝕟𝕖𝕞𝕚𝕖𝕤《

369 28 29
                                    

Beim Museum angekommen zogen sie sich ihre Kapuzen, Mützen oder Hauben über den Kopf, Keiji holte ein Seil mit Enterhaken aus seiner Tasche, warf das Ende auf ein Fensterbrett aus der Renaissance im zweiten Stock, das gefährlich bröselte.

Nacheinander kletterten sie hinauf, durch das Fenster nach drinnen, liefen den Flur, der in der Mitte geöffnet war und durch den man die unten sitzenden Geiseln sowie einige dunkel gekleidete Gestalten ausmachen konnte, entlang, bis zu den großen, mit einem roten Teppich ausgelegten Treppen - Sie teilten sich davor auf, damit es nicht zu auffällig wäre und nicht alle gemeinsam entdeckt werden würden, sollte es so weit kommen.

Koshi holte sein Walkie-Talkie hervor, als sie die große Halle direkt vor Augen hatten.

Zwei hier. Seid ihr unten? Over."
Fünf hier. Ja, alles im Blickwinkel. Over."
Vierzehn hier. Ich bin an meinem Posten angelangt."

Er wandte sich an Kiyoomi, der sich hinter der Wand versteckt hielt, seine Waffe nachlud.
„Was denkst du?", fragte er.
„Wir sollten sie ausschalten."
„Vielleicht nicht so brutal?"
„Sorry. Wir könnten möglicherweise dafür sorgen, dass ihre Leben frühzeitig beendet werden."

Koshi seufzte. „Okay", sagte er zu sich selbst - eigentlich wollte er sich damit nur eingestehen, dass es keinen Sinn hatte, mit Kiyoomi zu versuchen zu reden.

Denn dieser ging schnurstracks auf die Menschenansammlung zu, versteckte sich kurz davor hinter einer Säule.

„Du bist so ein Idiot!", zischte ihm Koshi nach.

Auf der anderen Seite erkannte er Keiji, der sich hinter der gegenüberliegenden Säule versteckt hielt, und ihn ansah, als warte er auf eine Bestätigung, loslegen zu dürfen.

Kiyoomi nickte.

Gleichzeitig traten sie hervor, hielten ihre Waffen auf die Fremden gezielt, näherten sich diesen langsam und leise von hinten.

Gerade einmal fünf Zentimeter trennten den Pistolenkopf von dem Rücken, auf den er gerichtet war, als die Person sich plötzlich umdrehte, die eigene Waffe in die Hand nahm, auf ihn zielte.

„Ihr seid echt schlecht", sagte der Junge, den die beiden sofort erkannten - sein kupferbraunes Haar und seine seltsame Frisur vergaß man schließlich nicht so schnell, auch wenn er die Kapuze über dem Kopf hatte.

„Ihr seid auch nicht besser, wenn ihr euch auf sowas einlässt", konterte Keiji, der seine Pistole auf eine andere Person gerichtet hatte, nicht einmal eine Sekunde wegsah, während er sprach.

Schleunigst waren Koshi und Kotaro hinter ihnen aufgetaucht, richteten ebenfalls ihre Waffen auf die Fremden.

„Verschwindet", verlangte ein Braunhaariger, der sich etwas im Hintergrund hielt, seine Waffe bloß in der Hand hielt und nicht den Anschein machte, als würde er schießen wollen.

„Verschwindet selber. Ihr bedroht hier unschuldige Menschen", erklärte Koshi.

„Achja? Und dass ihr den Typen bei dem Museum einfach so erschossen habt war okay?", konterte ein Rothaariger, den sie ebenfalls nur allzu gut kannten, nun dazwischen, stützte sich dabei mit einer Hand auf der Schulter seines Kleineren Kollegen ab. „Macht Kenjirou-lein nicht wütend, das wollt ihr bestimmt nicht", kicherte er, und der Jüngere kniff die Augen wütend zusammen, während dieser ihm in die Seite boxte und er erschrocken aufschrie - der Rothaarige war niemand Anderes als Satori, der allgemein für seine Ablenkungsmanöver bekannt war.

„Halt die Klappe", befahl Reon - Jeder kannte ihn für seine Fernkampfkünste.

Kiyoomi seufzte. „Was wollt ihr hier überhaupt?"
„Was wollt ihr denn hier?" Aus der Menge entfernte sich eine größere und etwas muskulöser gebaute Person, deren Haar Olivengrün glänzte und deren Waffe wohl die teuerste und beste von allen war - sein Name war Wakatoshi, und er war einer der besten Schützen, die es zurzeit gab.

„Wir sind hier, um unsere Mitstreiter zu retten", antwortete Keiji selbstsicher.
„Also geht's euch ja auch nicht um die Menschen." Der Schwarzhaarige ließ sich sein Erschrecken nicht anmerken, als von hinten eine Waffe auf ihn gerichtet wurde. „Und jetzt lass schön brav die Waffe fallen, ja?"
Keiji tat, was ihm befohlen wurde, hob die Arme hoch.

Eine Weile geschah nichts, dann sprang eine der Geiseln auf.

Dass der sich das traut, dachte sich der Jüngste der Truppe - also Kiyoomi.

„Wir haben nichts getan!", schrie der Junge aufgebracht, sein Atem war schwer, seine dunklen, verschwitzten Haare fielen ihm ins Gesicht, über seine dunklen Augen.

Kenjirou hob unbegeistert die Augenbrauen. „Aha? Und?"

„Lasst uns frei!", verlangte er - darauf folgte Stille.

Dann lachten die Mitglieder des ToA.
Und das nicht gerade leise, nein - sie lachten in voller Lautstärke.

Kenjirou senkte seine Waffe, sah sie für einen Moment an. „Regel das mal, Eita", sagte er bloß, während er einen Fleck auf der Pistole entfernte.

Eita verließ seinen Posten hinter Keiji, näherte sich dem Ausreißer. „Wie heißt du?"

Der Junge schluckte, und sogar aus Fünf Metern Entfernung bemerkten die Spite-Mitglieder, dass seine Augen glasig wurden.
Koshi nutzte die Gelegenheit, in der die Gegner abgelenkt waren, um, ohne sich zu bewegen, nach denen zu suchen, für die sie überhaupt hergekommen waren.

„T-Tsutomu", antwortete der Junge.
„Tsutomu?", fragte Eita nach, er nickte daraufhin, wirkte nun eingeschüchtert.

„Also dann, Tsutomu." Der Aschblonde griff nach seinem Kinn, legte ihm die Waffe darunter an. „Halt die Fresse, sonst wirst du bald keine mehr haben."
„N-Nein, bitte!"

„Du bist zu mitleidig", zog ihn Kenjirou augenrollend auf.
Du kannst auch mal den Mund halten!"

„Ohh da hast du aber letzte Nacht noch was anderes gewollt!", rief der Rothaarige dazwischen.

„Sind die immer so drauf, als wären die bei einem Kaffeekränzchen?", fragte Kotaro nach, woraufhin Keiji nickte, der die Gelegenheit nutzte, um seine Waffe still und heimlich aufzuheben.


„Ihr seid echt unerträglich", sagte der unbegeisterte Braunhaarige - sein Name war Taichi, und einige fragten sich, wie er es eigentlich geschafft hatte, mit solch einer Demotivation aufgenommen zu werden - jedoch sollte man ihn nicht unterschätzen, denn wenn es hart auf hart kam, war er ein Meister im Nahkampf und in der Verteidigung.

Tsutomu versuchte sich loszureißen, doch der Größere konnte ihn problemlos aufhalten, griff ihm unter die Arme, hob ihn hoch.

„LASS MICH LOS, BITTE!!"

Kenjirou rollte mit den Augen, entsicherte die Waffe, zielte in die Nähe des Schwarzhaarigen.

„NEIN!"

Er drückte ab, die Kugel streifte ihn nur knapp am Oberarm.

„Ich treffe nur nicht, wenn ich nicht treffen will, so als Randinfo", erklärte er, während er den rauchenden Lauf der Pistole abblies.
Kenjirou war einer der wenigen Agenten, die nicht für ihre Fähigkeiten bekannt waren - vielmehr waren es bei ihm sein Sturkopf und seine Ungeduld, vor der sich so einige fürchteten, schließlich konnte er ziemlich angsteinflößend werden, was ihn zum perfekten Geiselnehmer machte. Seine Schüsse waren außerdem präzise und perfekt, nie verfehlte er.

Das genaue Gegenteil war Eita - Sein Ruf eilte ihm Voraus, besagte, dass er jemand war, der oft blöffte, aber dennoch manchmal auf ernst machen konnte. Genauso wie Kenjirou war er ein präziser Schütze, doch ab und zu überkam ihn die Lust, mehr zu tun, als er sollte, weswegen er des Öfteren verfehlte.

Die Tränen liefen aus Tsutomus Augen, er schniefte etwas auf. „Bitte! Hilfe!", schrie er, woraufhin Eita ihm den Mund zuhielt und die Pistole an der Schläfe platzierte.
„Halt jetzt deinen verdammten Mund!"

Kiyoomi warf seinen Verbündeten, die unter den Geiseln saßen, einen kurzen Blick zu, dann sah er zu Koshi, der genauso wie Kotaro und Keiji die Feinde inspizierte, dabei misstrauisch dreinsah.
Koshi drehte sich ebenfalls zu ihm, formte mit den Lippen die Worte Sieben-Dreizehn-Eins, und Kiyoomi verstand, was er damit sagen wollte, schließlich war ihnen das oft genug eingetrichtert worden.
Ein kurzer Blick zu den anderen genügte, dass sie ebenfalls verstanden, und als Kenjirou einen Moment nicht aufpasste, nutzte der Lockenkopf die Chance, um die Waffe zwischen seinen Augen zu platzieren, woraufhin einige auf ihn zielten, darunter Reon und Taichi, auf den Keiji zielte, der die Waffe von Hayato - der ein hervorragender Nahkämpfer war - an der Schläfe hatte, welcher daraufhin sofort eine von Kotaro in den Rücken gedrückt bekam.
Koshi wurde von Satori bedroht, daraufhin zielte Wakatoshi ebenfalls auf den Grauhaarigen, der Eita, welcher Tsutomu noch immer mit einer Hand festhielt, im Visier hatte.
Und Eita zielte auf Kiyoomi, der ja Kenjirou bedrohte.
Und die Geiseln schraken allesamt auf, als das Desaster begann.

So standen sie für einige Zeit still, keiner regte sich, keiner sagte etwas.

„Lass die Waffe fallen und gib die Hände hoch", befahl Kiyoomi in ruhigem Ton.
Kenjirou seufzte, warf die Pistole auf den Boden, daraufhin konnte er hören, wie Eita die Waffe entsicherte.

„Was für ein Nähe Verhältnis habt ihr beide denn bitte?", fragte Kiyoomi.
„Das geht dich ja wohl am Wenigsten an", fauchte Eita.

Stille.

„Und jetzt? Warten wir, bis du mich erschießt, damit hier 'ne Kettenreaktion entsteht?", fragte Kenjirou, ging dabei einen Schritt nach vorne, wodurch die Waffe nun genau an seiner Haut anlag. „Na los, schieß."

Kenjirou fixierte ihn mit einem starren Blick, er war eisig, gruselig und man verspürte sofort das Gefühl, ihn ernst nehmen zu müssen.

„Wir töten nicht einfach sinnlos irgendwelche Menschen, das haben wir euch schon erklärt."
„Achja? Denkst du, wir tun das?"

„Was wollt ihr hier?", fragte Keiji. „Ich denke nicht, dass ihr auf uns gewartet habt."

Die ToA-Mitglieder lächelten allesamt.
„Du bist noch viel schlauer, als du aussiehst", gab Taichi zu.

„Das war eine Falle...", bemerkte Koshi mit schockiertem Gesichtsausdruck. „Ihr habt uns verarscht!"

„Ich präferiere zu sagen: Wir waren schlauer als ihr", erwähnte Satori.

„Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt alle ganz brav die Waffen runternehmen", sagte plötzlich eine bekannte Frauenstimme - Bei den Geiseln stand Mika, die mit einer Handwaffe auf kein bestimmtes Ziel zielte, sondern abwechselnd von Mitglied zu Mitglied.
„WAFFEN RUNTER HAB ICH GESAGT!", schrie sie, und alle Agenten ließen die Waffen fallen.
„Gut... geht doch... und jetzt gebt ihr mir bitte den USB-Stick, den sich Hayato zwischenzeitlich still und heimlich geholt hat."

Zögerlich sah der Braunhaarige hin und her.
„Bist du taub?!", fragte sie nach.

Hayato sah zu Wakatoshi, der ihm deutete, dass er den Stick übergeben sollte.
„Den zu bekommen hat Monate gedauert!"
„Wir sind ihnen sowieso voraus. Den einen holen wir uns schon noch zurück", erklärte Kenjirou.

Immer noch zögernd überreichte Hayato dem Spite-Mitglied den Stick, die ihn dankend entgegen nahm.

Dann ging alles ziemlich schnell, als plötzlich Schüsse im Gebäude ertönten, die weder von den Spite-Agenten als von den ToA-Mitgliedern kamen.

Schüsse, die sogar die vorhin so vorlauten Leute erschrecken ließen.
Schüsse, die sogar sie als erfahrene Agenten verunsicherten, als sie die Uniformen sahen, die die Neuankömmlinge anhatten.

Denn ToF waren die kleinen Buchstaben, die man auf diesen erkennen konnte.

Killer HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt