𝟙𝟟 》𝕄𝕚𝕕𝕟𝕚𝕘𝕙𝕥《

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Das Licht des Vollmondes ließ die kühle Nacht in einer mystischen Atmosphäre schweben. Eine sanfte, ruhige Brise zog durch die Luft, in der Ferne sangen Grillen ihre Lieder und der Himmel war so klar und wolkenlos, dass es so schien, als wäre jeder Stern sichtbar.

Koshi faszinierte das.

Er lag auf dem Dach des Hauptquartiers, unter ihm die weiten Straßen Tokios, auf denen um diese Zeit nicht viel los war.
Ab und zu fuhren ein paar Autos dort, dann herrschte stundenlange Stille.
Die Hauptstadt wirkte hier so klein und friedlich, dass man gar nicht glauben konnte, dass es überhaupt die Hauptstadt war. Gebäude waren teilweise etwas älter, der nächste Laden war einige Häuserblöcke entfernt und die Gegend wirkte so unscheinbar, dass es die perfekte Tarnung für die Unterkunft einer der größten Agentenorganisationen Tokios bot. Auch, wenn die Polizei teilweise gefährlich nahe an ihnen dran war.

Koshi schloss die Augen, legte seine Hände auf seinem Bauch ab, genoss die angenehme Luft mit allen Sinnen.

Er tat dies immer, wenn ihm alles zu viel wurde oder er einfach nur eine Auszeit von allem brauchte. Es war seine Art zu meditieren, und das ließ er sich von keinem nehmen.

„Is‘ jetzt nicht dein Ernst.“

Die Stimme erkannte er sofort.
Koshi seufzte, legte den Arm auf die Stirn, ließ die Augen dabei geschlossen. „Verpiss dich.“
Kein Anschein, dass er seinen Wunsch ausführte.

Der Silberhaarige öffnete die Augen, drehte den Kopf zu ihm.
Im Gegenteil, Tetsuro kam näher, setzte sich neben ihn. Er trug eine leichte Jacke, was im Kontrast zu Koshis kurzärmeligen T-Shirt stand.

„Ich dachte, es wäre ein Scherz,  dass du manchmal am Dach liegst. Hab gelacht, als ich’s gehört hab.“
„Glaub ich dir. Du bringst mich auch immer zum Lachen.“
„Und wie?“
Koshi hob die Schultern. „Deine Anwesenheit ist einfach ein Witz.“

Sie starrten sich eine Weile an.

„Ha ha, ich lach mich kaputt“, sagte Tetsuro monoton.
Koshi hob die Augenbrauen. „Kaputter kannst du eh nicht mehr werden, also mach dir keine Sorgen.“
„Danke.“
„Gerne.“

Er hatte keine Ahnung, wieso der Schwarzhaarige hier aufgetaucht war – Normalerweise war er der Einzige, der auf solche Ideen kam.

„Was machst du hier?“, fragte er aus Neugier.
Tetsuro starrte in die Ferne. „Neben dir sitzen.“
„Und mir am Leim gehen?“

Der Größere sah zögernd zu ihm. „Genau, das ist nämlich die einzige Sorge in meinem ganzen Leben.“
„Freut mich, dass ich überhaupt jemanden interessiere.“

Daraufhin wurde es wieder still.

„Du hast es wenigstens geschafft, eine Beziehung zu führen“, sagte Tetsuro leise.
„Geführt zu haben.“
„Ist doch egal.“
„Nein, ist es nicht.“

Tetsuro seufzte.

„Ich bin froh, dass das alles vorbei ist.“ Auch, wenn Koshi spürte, dass da immer noch Gefühle für jemanden in seinem Inneren waren. „Beziehungen sind scheiße. Hast keine Zeit mehr für irgendwas und wenn du Pech hast kriegst du nicht mal irgendwas zurück.“
Der Andere zog die Augenbrauen zusammen, zupfte an seinem Fingernagel. „Hm. Mag sein.“

Koshi sah wieder hinauf in den Nachthimmel. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

Er zögerte wieder.

„Nur so.“
„Du hast dich offensichtlich danach erkundigt, wo ich bin, denn sonst wärst du nicht freiwillig hier.“
Es dauerte, bis Tetsuro eine Antwort gab. „Eventuell… wollte ich mit dir über etwas reden…“
„Das wäre?“
„Kannst du mir bei etwas helfen?“, schoss er gerade heraus.
„Das wäre?“
Tetsuro fixierte ihn. „Ich… ich würde gerne etwas… probieren.“
„Das wäre?“
„Eine Art Test.“
„Der wäre?“
„Um etwas festzustellen.“
„Das wäre?“
„Etwas… Wichtiges.“
„Das wäre?“

Wieder zögerte Tetsuro, sah dabei hinaus auf die Dächer des Orts. „Ich… würde gerne… überprüfen… ob… also, ob… naja… ob…“
„Das wäre?“
„Halt doch einfach die Klappe!!“, rief er genervt.

Koshi sah abwartend zu ihm, zog dabei eine Augenbraue nach oben. „Okay? Dann helf ich dir nicht.“
„N-Nein, das… es tut mir Leid.“

Koshi hätte sich beinahe an der Luft verschluckt. Erschrocken setzte er sich auf, starrte Tetsuro an – Hatte er richtig gehört?!

„Was hast du gerade-“
„Lass es. Bitte.“

Koshi konnte sich ein Lachen nicht unterdrücken. „Sag doch einfach, was du-“
„Was würdest du davon halten, eine falsche Beziehung zu führen?“

Bitte, was?!

Der Silberhaarige starrte ihn für die nächsten Minuten sprachlos an.

Er hatte mit Allem gerechnet, aber nicht damit.

Vielleicht sollte er ein Hörgerät beantragen.

Killer HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt