Kapitel 7

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Es wackelt. Holpersteine.

Ich blinzle in die Sonne, die hell auf mein Gesicht scheint.

"Ahhh! ", brülle ich. Ich habe mir bei einem Holperstein, über den Tom gerade gestolpert ist, mir auf die Zunge gebissen. Das tat weh!

"Alles gut, Prinzesschen?", fragt Tom besorgt.

"Ja, alles gut. Wo sind wir?"

"Gleich in unserem neuen Zuhause.", meint er ganz aufgeregt.

Ich sehe nur Wohnblöcke-ganz viele aneinandergereiht.

Interessant.

"Und hier wohnen wir?"

Er lächelt wie ein Honigkuchenpferd. "Ist das nicht toll?!"

Ich erwiedere das Lächeln, das leider aber nicht von Herzen kommt. Ich zweifle daran in ein großes Haus rein marschieren zu dürfen und zu sagen, dass es meins ist.

Wo sind wir hier?

Das sieht ja aus, als wären wir im Harz IV-Viertel. Sind wir arm?!

Kleine Kinder spielen auf der Straße mit einem Ball. Tom hupt einmal, um die kleinen Zwerge zu warnen, doch sie zeigen uns nur den Mittelfinger und spielen fein weiter.

Was war das denn? Den Mittelfinger? Wie alt mögen sie sein, höchstens 7 Jahre alt. So frech ey.

Jetzt steigt Tom aus und redet mit den Kindern. Ich glaube, der eine nennt meinen Bruder einen Hurensohn. Ich weiß es nicht, seine Lippen formten sich so, er zeigte (sprach) es sehr deutlich. Ohhh....wie es ausschaut, habe ich sogar recht gehabt. Tom hebt den kleinen Jungen mit seiner Hand am Kragen hoch und hält sein Gesicht ganz nah an seines. Der Kumpel von dem kleinen Jungen tretet gegen das Bein meines Bruders und während er den Jungen in der Hand trägt, schubst er den anderen so doll, dass er zu Boden fällt und weint.

Ich sehe von weiter Entfernung, wie eine Truppe auf Tom zu steuert. Sie sehen nicht nett aus.

"Tom, da kommen welche und die sehen nicht sehr erfreut aus. Bitte lass uns schnell weg fahren-nach hause.", bitte ich ihn, nachdem ich die Autotür aufmachte und ein Schritt raus ging, um ihm Bescheid zu sagen. In dem Moment, wollte ich nur noch in unser neues Zuhause.

"Na gut, setze dich schon mal rein. Ich komme sofort.", hörte ich ihn über seine Schultern rufen.

Was war das? Die Tür, sie geht nicht mehr auf!!! Was zur Hölle! Die Schlüssel. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er sie mitgenommen hat. Ich reiße die Türklinke auf und zu und das mehrmals hintereinander. Sie ist ehrlich verschlossen.

Und die Truppe, anscheinend voller Jungs, kommen immer näher zu ihm.

Warum kommt er denn nicht, sondern bleibt stehen. Inzwischen ließ er auch den frechen Zwerg runter. Die zwei sind weggelaufen.

Tom steht mit dem Rücken vor dem großen LKW. Die Jungs...es sind 4, 5, 6, 7, 8, 9. Neun Jungs gegen einen?!

Sie sehen echt böse aus. Total schwarz angekleidet. Sie reden mit Tom. Kennen sie sich?

Einer geht auf Tom zu. Der Typ schubst ihn so heftig, dass er fast nach hinten fällt. Er schubst ihn nochmal und nochmal, bis er an den Transporter knallt. Ein anderer Junge kommt dazu und sie schlagen meinen Bruder, einer hält ihn fest, der andere boxt in Toms wunderschönes Gesicht.

NEEEIIINNN!!!!!! Ich reiße an der Türklinke, will raus, will ihm helfen! Tooommmm!!!

Tom schnellt sein Bein gegen den, der ihn festhält. Er heult auf. Dann greift sich Tom den Arm des Typen, der ihn schubste und schlug. Er wirft ihn über seine Schulter auf den harten Betonboden. Ich schätze, er ist bewusstlos. Man konnte sehen, wie er zu erst mit dem Rücken und dann extrem, mit einem extra Schwung von Toms Hand, mit dem Kopf auf den Boden knallte. Man könnte froh sein, wenn er keine argen Verletzungen abbekommen hat. Ich hoffe es trotzdem.

Drei Jungs rasen auf meinen Bruder zu und schnappen ihn sich alle gleichzeitig.

Mein Herz, es schlägt so heftig, Adrenalin pumpt sich in mir drin auf. Ich muss raus. Ich muss ihm doch helfen. Wie komme ich raus.

Die Tür-einschlagen?

Aber mit was.

Der Kerl, den Tom getreten hat, zeigt auf mich. Schnell ducke ich mich, vielleicht denkt er, er hat sich das nur eingebildet, ein Mädchen gesehen zu haben. Jemand betätigt den Türgriff, vergeblich.

Glasscherben fallen auf meinen Kopf. Scheiße, jetzt haben sie mich.

Unter mir sehe ich einen Feuerlöscher. In Sekundenschnelle greife ich danach, mache mich gefasst ihn zu benutzen. Tatsächlich.

Eine Hand greift an den LKW. Er schlägt die Scheibe bis zum geht nicht mehr ab, um sich hochziehen zu können.

Eine Hand fässt hinein, ich schlage mit all meiner Kraft, die ich habe und mit dem Feuerlöscher gegen seine Hände. Ein Aufschrei durchquert die ganze Straße.

"Was ist los, du Pisser! Kannst du nicht mal auf ein Auto klettern!", machte ein Mann ihn fertig.

Wieder zwei Hände und wieder schlage ich fest zu. Erst die eine Hand und bevor er die zweite Hand richtig los lassen kann, dresche ich auch da nochmal richtig drauf. "Ahhhh!", höre ich nur noch.

Ich hebe meinen Kopf ein wenig (ein großer Fehler, wie es sich gleich raus stellt) und bekomme volle Kanne einen riesen Stein gegen meinen Kopf.

Schmerz! Ich unterdrücke den Brüller.

Vorsichtig hebe ich nocheinmal den Kopf, habe ein wenig Angst noch was gegen den Kopf zu bekommen

....was habe ich getan?!

Tom....ich schaue, ob die Jungs noch da sind. Keine Spur von ihnen.

Mit den riesigen Stein schlage ich die Windschutzscheibe ein und klettere hastig raus. Über die Motorhaube gerutscht sitze ich nun neben Tom.

Er ist total blutig geschlagen.

Apropos Blut. Wieso habe ich Blut an meiner Hand. Ich habe ihn doch noch gar nicht berührt.

Langsam fasse ich an meinen Kopf. F***k!

Was sehe ich denn da an Toms Bauch? Ist das etwa auch Blut?

Ich drehe ihn ein bisschen auf den Rücken, da er auf der rechten Seite liegt.

Mir wird schwindelig.

Panik! Was soll ich machen, eine Blutlache kommt um Toms Körper zum vorschein. Immer weiter fließt es. Überall Blut!

Ich ziehe meinen Pullover aus und versuche ihn etwas hoch zuheben, damit ich so eine Art Verband umbinden kann. Er ist schwer, doch mit Mühe und sehr viel Anstrengung schaffe ich es, ich binde es so, dass der Druck auf der Wunde herrscht, damit kein Blut weiter fließt.

Ich höre Sirenen, doch sie sind noch weit weg.

Ich werde müde. Bei mir dreht sich alles. Jetzt ist er bald in Sicherheit, gleich kommen welche, die ihn versorgen.

In ein paar Minuten wird es ihm wieder gut gehen.

Gut, dass ich so lange durchgehalten habe. Ich habe ihm doch noch geholfen. Ich...ich...

Ein Auto mit Blaulicht...ich liege halbwegs auf Toms Brust. Mit Mühe nehme ich mir meine letzte Kraft und stehe auf-es dreht sich immer noch alles.

Ein Mann kommt auf mich zu. Ich stolpere zu ihm und schlendere in einem schwarzen Top in seine Arme. Er scheint was zu sagen, doch ich verstehe nichts. Ich werfe mich in seine Arme und alles wird dunkel.

Ich sah nur noch sein schockiertes Gesicht auf mich gerichtet oder doch auf Tom? Ich weiß nicht so genau. Aber der Blick, als würde er ein Geist sehen...ich hoffe nur, dass Tom wieder zu Kräften gelangt, dass es ihm bald wieder gut geht.

Kämpfen, Leiden, Stark seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt