Kapitel 9

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Der Briefumschlag liegt auf meinem Nachttisch neben dem Bett, auf das mich Tom gelegt hat.

Ich starre ihn an. Er ist weiß, wie letztens der, den Tom mir überreichte. Es stand wieder meine Anschrift drauf, aber nicht die alte Adresse, sondern die vom Krankenhaus, aber wer weiß, dass ich hier bin?

Ein klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken.

"Guten Tag Frau Fly", sagt ein Mann mit einem weißen Kittel,"wie geht es ihnen denn?"

"Mir geht es gut. Nur ich fühle mich so schwach!"

"Na ja, Sie müssen sich auch ein wenig erholen. So eine Kopfverletzung lässt sich nicht einfach beheben, der Körper muss hart arbeiten, damit Sie sich wieder stark fühlen.", versucht mir der Doktor zu erklären.

"Und wie heißen Sie eigentlich!?", frage ich angespannt.

"Ich bin Doktor Finn. Sie werden morgen das Krankenhaus verlassen können. Wenn Sie Beschwerden haben, dann drücken Sie doch bitte auf den roten Knopf auf dieser Fernbedienung. Eine Krankenschwester wird schnellstens zu Ihnen eilen."

Somit ist er auch schon wieder aus der Tür verschwunden.

Wo ist Tom jetzt eigentlich?

Ich rappel mich auf und gehe auf die Tür zu. Der Griff von der weißen Tür ist silber. Ich drücke ihn runter und betrete den Flur. Ein Mädchen hockt gegen die gegenüberliegende Wand von mir. Leise Schluchzer kann ich hören....das Licht ist ausgegangen...Stromausfall?

Langsam, Schritt für Schritt, schleiche ich mich an sie ran.

Ich stehe nun vor ihr. Vorsichtig setze ich mich vor sie.

Kein Ton.

Mucks Mäuschen Still.

Düster.

Ich schniefe einmal.

Es riecht nach Desinfektionsmittel.

Das Mädchen hebt ihren Kopf.

Ohhh....Schreck!

Echt unerwartet!

Natürlich lasse ich mir mein Gedanke nicht anmerken.

Ich schaue ihr in die Augen, eins ist blau und das andere braun. Sie hat Sommersprossen, aber wenige, nur auf den Wangen, doch sehr deutlich. Sie hat eine weiße, ärmellose Bluse an, sie ist mit Blut verschmiert und zerrissen.

Ihre Haare sind unterschiedlich lang, eine Seite ist bis zum Kinn abgeschnitten und die andere Seite geht über ihre Brust-vielleicht sogar noch länger. Ihr braunes Auge wurde blau-grün geschlagen.Sie hat total viele Kratzspuren im Gesicht und ihr klebt ein mega großes Pflaster auf ihrem Hals. Ihr muss irgendwas schreckliches geschehen sein. Oder sie hat es sich selbst zugefügt.....

Sie schaut mich immer noch an.

Ich stehe auf und fange an, den ersten Schritt in die Gegengesetzte Richtung zu wagen, da flüstert sie:" Ich bin psychisch krank und habe alles kaputt gemacht." Sie seufzt und weint.

Ich bleibe noch ein paar Minuten so stehen....überlege, ob ich zu ihr gehen soll oder meinen Weg weiter einschlagen soll.

Kämpfen, Leiden, Stark seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt