Throw back

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"Ich möchte doch keine Pizza" "Echt nicht? Als ob du kein Hunger hast, jetzt nachem lernen?" "Nein, ich denke auch dass ich gleich nach Hause gehe." Plötzlich kommt mir alles falsch vor, als müsste ich mich verstellen. Ich will zwar nicht mehr alleine sein, doch das alles hier ist irgendwie zu viel. "Nein, warum denn? Eben meintest du doch noch dass du noch bleibst" "Ja ich will auch aber..." Ich weiß einfach nicht was ich antworten soll. Julie schaut mich mit ihren klaren, blauen Augen an. Man kann Hoffnung in ihren Augen aufblitzen sehen, leider muss ich sie enttäuschen. "Sorry Julie, wir sehen uns morgen" Julie bringt mich stumm und mit gesenktem Kopf zu Tür. Eben kam mir dieses Haus so schön und hell vor, aber jetzt kommt es mir vor als ich vor die Haustür trete, als wenn ich wieder durchatmen könnte. So als hätte ich die ganze Zeit die Luft angehalten. Ich hab die ganze Zeit versucht mich zu verbiegen. Ich gehe an den großen Blumenbeeten des Hauses vorbei, die Straße runter und dann nur noch in mein Zimmer. Ich verschanze mich, wie immer. Ich will das ja gar nicht aber ich kann gegen dieses schlechte Gefühl nichts tun. Normalerweise trete ich taff und kalt auf, aber innerlich bin ich gar nicht so. Ich wurde verletzt und habe einen großen Verlust mitgemacht! Aber ich lasse niemanden sehen dass es mir schlecht geht. Aber bisher hat das auch niemanden interessiert.
Ich schnappe mir ein Buch und lege mich in mein schlicht weiß bezogenes Bett, um mich ein bisschen auszuruhen.
Buchstaben, Worte, Sätze... sie geben mir halt. Am liebsten lese ich Bücher die ich schon einmal gelesen habe, denn dann kann mich nichts mehr überraschen, so wie im wahren Leben. Ich brauche keinen Nervenkitzel. Ich brauche Sicherheit und Geborgenheit. Ich lese immer wieder die selben Bücher, weil das wahre Leben mich zu sehr aufregt und zu kompliziert ist.

Nach einer Weile nehme ich mein Handy vom Nachttisch und schaue nach ob ich irgendwelche Nachrichten habe. Tatsächlich, Julie hat mir geschrieben und gefragt ob alles gut sei. Das höre ich nur von meiner Mutter. Sonst interessiert sich niemand dafür. Ich antworte ihr, dass es mir leid täte und dass ich es wieder gut machen werde. Ich werde versuchen es wieder gut zu machen. Julie hat versucht mit mir Kontakt aufzunehmen, ist Diejenige gewesen die angekommen ist und mich nicht aus der gerne angeschaut hat. Keine zwei Sekunden später kommt ihre Antwort. "Das kannst du, wenn du am Samstag mit mir auf die Party von einem Freund von mir kommst" ich weiß nicht was ich davon halten soll. Das letzte mal als ich auf einer Party war, war das als sie noch da war. 27.07. der Todestag von Kath. Die letzte Party. Ich muss nachdenken und schließe whatsapp. Ich schaue auf meinen homescreen, wo ich und meine Schwester abgebildet sind. Damals hatte jemand Geburtstag den wir gar nicht richtig kannten, ein Junge namens Ethan. Das war eine typische Party mit Alkohol, Drogen... Scheinbaren Spaß. Bis zu dem Zeitpunkt als meine Schwester betrunken vor ein Auto lief. Ich sah alles mit an, ich könnte sie nicht aufhalten. Ich glaube meine Mutter gibt mir immer noch die Schuld daran, nur versucht sie es zu verbergen. Aber ich sehe doch wie sie mich mit jedem Blick straft den sie mir gibt. Seid dem Unfall haben wir nicht mehr geredet. Also schon geredet aber nicht über wichtige Sachen, sondern über belangloses. Wir haben nicht mehr miteinander gelacht.
Ich gehe auf Instagram, und sehr dass ich neue likes auf meinem Bild, und neue follower habe. Die alle interessieren sich für mich. Für mein Erscheinungsbild. Ich gucke noch ein bisschen die neuen posts an, bis ich ohne weiter nachzudenken auf whatsapp gehe, Julies Chat öffne und ihr schreibe, dass das klar geht. Ich werde jetzt wieder Leben.
Ich will nicht mehr alleine in den Pausen in der Klasse sitzen und meinen Apfel essen.
Ich will nicht Tausend mal ein und das selbe Buch lesen.
Ich will lachen, trinken, tanzen, küssen, Spaß. Leben.

NamelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt