,,Ich werde mich nie mehr in der Lobby blicken lassen können", maulte Kory und haute seinen Kopf gegen die Küchentür. Sanft klopfte ich auf seine Schulter und öffnete den Kühlschrank neben ihm.
Ehrlich gesagt fand ich Korys Scham ziemlich lustig. Es war so, als würde eine sadistische Seite in mir erwachen sobald ich in seiner Nähe war, denn ich liebte es ihn in peinliche Situationen reinzuziehen.
,,Ach, in zwei Tagen haben das eh alle vergessen, mach dir nichts daraus", versuchte ich ihn zu beruhigen und nahm einen Schluck von der Flasche, welche ich ergriffen hatte. ,,Deine neue Wohnung sieht aber mal richtig krass aus, du musst mir unbedingt eine Tour geben!"
Verlegen weicht der Student meinem strahlenden Lächeln aus. Ich konnte einfach nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf meinen Cousin war. Wer hätte gedacht, dass dieser schüchterne Nerd noch vor einem halben Jahr im Keller unserer Grandma in Missouri hauste?
Ich wusste schon immer, dass Kory irgendwann groß rauskommen würde. Dass er aber als Student eine feste Stelle als Junior Consultant für eine der größten Unternehmen des Landes ergattern würde, hätte ich mir nicht mal im Traum vorstellen können.
,,Wie geht es Tante Maeve und Onkel Theodor?", fragte Kory nach wenigen Minuten des Schweigens und griff nach einer grünen Schürze. Wissend grinsend nahm ich die blaue daneben und band sie mir um.
,,Chicken Teriyaki mit Reis?", vergewisserte ich mich leicht aufgeregt und ballte in kindlicher Weise meine Faust, als ich meinen Cousin wissend grinsen sah.
Als Kory und ich noch klein waren und er noch in Detroit lebte, begannen wir zusammen diverse Kochshows zu schauen und das, was wir sahen, nachzuahmen. Dies lief nicht immer gut aus, jedoch entwickelten wir uns mit der Zeit zum Besseren. Bis heute noch liebte ich es zu kochen und mit durch meine Werke meinem Umfeld ein kleines Lächeln zu entlocken.
Kory aber schien meine Euphorie nicht teilen zu können.
,,Kalon", er schaute mich eindringlich an. ,,Du weichst meiner Frage aus. Wie geht es deinen Eltern?"
Die Beziehung zwischen meinen Eltern und Kory war um einiges enger als die, welche er mit seinen hatte. Schon als Kind präferierte der Lockenkopf es mehr, nach der Schule in unserem Haus zu kommen und auf mich, seinem fünf Jahre jüngeren Cousin, aufzupassen, als die Streitereien zwischen Tante Linda und Onkel William mitzuerleben.
Kory war schon immer wie ein großer Bruder für mich, welcher mich aus jeglicher Scheiße herausholte. Noch heute kann ich nicht Worte fassen, wie froh ich darüber war, dass er immer da war. Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, zu was für eine Person ich mich ohne seine Leitung entwickelt hätte.
Deshalb verstand ich nicht, warum das Schicksal sich stetig gegen ihn wendete; Nachdem er sich offiziell mit sechzehn Jahren outete, schmiss ihn mein Onkel aus dem Haus. Tante Linda versuchte noch über meinem Dad mit ihren Sohn Kontakt zu halten, dies wurde jedoch letzten endlich von William eingestellt.
Kory lebte daraufhin bis zu seinem Abschluss bei uns und als er dann ein Vollstipendium von der Northwest Missouri State University bekam, zog er zu Grandma nach Maryville. Nachdem er weg war, handelte ich nicht gerade wie ein Musterschüler und begann in der Middle School immer mehr mit fehlgeleiteten Kindern in unserer Umgebung abzuhängen. Ich liebte es zu der Zeit, Regeln zu missachten, aber zu sehen wie mein Vorbild um jede kleine Möglichkeit kämpfte, zeigte mir wie ich meine eigenen sorglos wegschmiss.
Nicht dass meine Familie besser wäre. Es brach mir das Herz, ihm nun unsere derzeitige Situation offenbaren zu müssen. ,,Mum versucht ihr Bestes", begann ich langsam und versuchte mich kläglich an einem optimistischen Lächeln. ,,Sie hat jetzt eine neue Stelle als Lehrerin an der St. Vincent De Paul Middle School in Detroit. Du weißt schon, dass ist diese Privatschule für Snobs in Training."
,,Hmm, Preparatory School", Kory nickte mit dem Kopf und öffnete das Herdfeuer. ,,Die bezahlen doch ziemlich gut, oder nicht?"
,,Ja, wir sind alle ziemlich glücklich darüber, da sie dadurch nicht auf zwei Jobs angewiesen ist. Du erinnerst ja daran, wie sie letztes Jahr den Zusammenbruch hatte."
Besorgt hörte der Lockenkopf auf die Zwiebeln zu schneiden. ,,Zurzeit geht es ihr aber gut, ja?"
,,Ja, das schlimmste was sie hatte war Kopfschmerzen von den ganzen kleinen Gören an der Schule", beschwichtigend wies ich ihn darauf hin, das Messer wieder zu senken.
Erleichtert atmete Kory auf und schnippelte aufmerksam weiter.
,,Und was ist mit Onkel Phil?"
Kurz schloss ich meine Augen. Ich hatte gehofft, dass er nach den guten Nachrichten nicht mehr nachhaken würde. ,,Dad hat wieder mit den Wetten angefangen. Und dem Trinken. Das Haus hat Mum noch mit ach und krach abbezahlen können, mit der Bank werden wir also keine Probleme mehr haben, jedoch fehlen bis zum Ende des Monats 12.000 Dollar Unterrichtsgebühr."
Kurz holte ich nach Luft. ,,Weil es schon das dritte Mal in diesem Jahr war, dass wir mit der Gebühr nicht hinterherkamen, haben sie mich der Schule verwiesen. Mum will nicht, dass ich auf eine öffentliche Schule in unserer Gegend gehe damit ich nicht 'zurückfalle', deshalb hofft sie, dass ich hier auf eine gehen kann. Irgendeine geht klar, sie soll nur in einer sicheren Gegend sein", ratterte ich nervös herunter und nahm einen riesen Schluck von meinem Wasser.
Es herrschte eine unangenehm lange Stille in der Küche.
Diesmal legte Kory das Messer komplett weg und lehnte sich an der Theke ab. Trotz dessen, dass ich mit meiner Größe und Muskelmasse dem 23-Jährigen weit aus überlegen war, schüchterte mich sein plötzliches Auftreten ein.
,,Dieser verdammte Mistkerl", fluchte mein Cousin und setzte seine Brille ab.
Auch wenn Dad und Onkel Phil sich in vielen Dingen nicht ähnelten, hatten sie eine Gemeinsamkeit : Sie ließen beide gerne ihre Familie im Stich.
Kory schaltete den Herd aus und setzte sich ruhig an den Küchentisch. Ich wusste nichts besseres zu tun und tat es ihm einfach gleich. Jeder andere würde anhand von seiner Haltung denken, dass er wütend sei, aber nein.
Kory ist am planen und keiner seiner Pläne schlägt jemals fehl.
Teils aufgeregt, teils bewundernd beobachtete ich meinen Cousin während seines Gedankenprozesses. ,,Kalon", mein Cousin schaute mich ernst an. ,,Kümmere dich nicht um die Schulgebühr, siehe sie als schon bezahlt. Und nein, ich will keine Widerworte hören. Du wirst gleich in deinem Zimmer deine Sachen auspacken, Tante Maeve anrufen und ihr sagen, dass ich mich um alles kümmern werde."
,,Und was ist mit der Schule?", fragte ich ungeduldig. Stolz grinste Kory mich an. ,,Warte doch Kal, dazu werde ich doch jetzt kommen."
,,Du wirst zur Dalton High gehen, der besten Privatschule in Manhattan."
***
Hey Friends!
Ich hoffe, dass es euch gut geht und dass euch das heutige Kapitel gefallen hat :)
Auch will ich mich dafür entschuldigen, letzte Woche nicht ein Kapitel hochgeladen zu haben.
Gründe dafür gab es viele (letzte Woche war generell nicht die beste Woche für mich) aber der Hauptgrund war, dass ich aufgrund eines Sturzes nicht in der Lage war, weiter zu schreiben.
Mir geht es aber schon etwas und weil ihr so lange warten musstest ist dieses Kapitel etwas länger :))
Außerdem will ich noch die Gelegenheit nutzen und mich bei LejoluH für ihre ausführliche Rückmeldung bedanken. Es kann deshalb möglich sein, dass diesen Freitag KEIN Update kommen wird, da ich die Zeit nutzen werde, um die bisherigen Kapitel zu überarbeiten. Checkt auf jeden Fall ihr Feedback-Buch für weitere Bücher ab, es lohnt sich ;)
Frage: Was hält ihr von Kalon und Kory? Mögt ihr die zwei Charakter und falls nicht, warum? Schreibt eure Meinungen in die Kommentare, die interessieren mich sehr :)
Ich wünsche euch letztendlich einen schönen Tag/Abend.
Kuss, Ocean :))
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The Empress Of The Upper East
Teen Fiction"Too many white lies and white lines, Super rich kids with nothing but loose ends, Super rich kids with nothing but fake friends." ___________ Justice Amancio. Schön, Schlau und Stoisch. Man muss schon unter einem Stein leben, wenn man meinte sie ni...