vier.

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Kalon

Ich atmete erleichtert auf, als ich endlich wieder den Boden unter meinen Füßen spüren konnte.

Obwohl ich es liebte, zu verreisen und neues zu entdecken, würde mein alter Truck wohl immer mein liebstes Fortbewegungsmittel bleiben.

Noch einmal checkte ich die Adresse, welche mir mein Cousin bei seinem letzten Besuch hastig auf ein Blatt gekritzelt hatte und fuhr mir durch die braunen Haare.

Ob Kory sich wohl freuen würde, ich zu sehen? Er hat mich ja mehr als einmal angeboten, ihn in New York besuchen zu kommen.

Aber da ist er höchstwahrscheinlich nicht davon ausgegangen, dass ich direkt bei ihm einziehen würde.

Okay Kalon, bleib cool. Erst eine Sache nach den anderen, dachte ich mir und atmete tief ein. Erstmal muss ich herausfinden, wie ich überhaupt zur Upper East komme.

Nach etwa zwei Stunden des verwirrten Umherwanderns stand ich endlich müde und verschwitzt in der Lobby des Amancio Hotels in Manhattan.

Leicht schnaufend schaut ich auf die ältere Armbanduhr, welche Dad mir geschenkt hatte. Es war schon kurz vor Sieben, was bedeutet dass Kory schon zu hier eingetroffen sein müsste.

,,Sir, haben Sie eine Anmeldung?"

Ich zuckte vor Schrecken auf, als eine unbekannte Stimme hinter mir ertönte. Peinlich berührt drehte ich mich um und schenkte der kleinen älteren Angestellten ein strahlendes Lächeln, was sie aber wenig zu erwärmen schien.

,,Nein, ich habe keine Anmeldung", antwortete ich langsam. Sonst half meine Charme mir immer weiter, diese Frau scheint mir aber härter zu knacken zu sein. Trotzdem ersuchte ich mein Glück.

 ,,Jedoch kenne ich jemanden der hier lebt, Kory Hale ist sein Name."

,,Und ihr Name wäre?"

Keck grinste ich sie an. "Kalon Hale."

Ungläubig beäugte sie mich vom Kopf bis zum Fuß und nickte einem vorbeigehenden Geschäftsmann freundlich zu. Erst jetzt merkte ich, wie nachlässig angekleidet ich in seinen simplen Shorts und T-Shirt in dieser vornehmenden Lobby ausschaute. Natürlich wollte sie mir nicht glauben, ich sehe aus, als würde ich in meinem Truck leben.

,,Sie sind ein Verwandter von Mr. Hale? Von dem Mr. Hale?",  betonte sie fast belustigt.

,,Sehr wohl, Mrs...", gespielt scheinheilig blickte ich auf ihr Namensetikett. ,,Ms. Loane. Loane, ein sehr schöner Name."

Täuschten mich meine Sinne, oder konnte ich ihr diesmal ein kleines Lächeln auf die Lippen zaubern? Ich hatte es also doch noch drauf.

Ms. Loane entging meine Freude jedoch nicht und leicht errötend wandte sie sich von mir ab. ,,Nun, diese Situation lässt sich sicherlich schnell klären", räusperte sie sich und richtete ihren dunkelblauen Blazer.

,,Ich werde Mr. Hales Etage anrufen und dann wird sich ja herausstellen, ob er Sie kennt." Zufrieden nickte ich und folgte der kleinen Frau zur Rezeption, wo sie wie studiert eine Reihe an Zahlen in das Telefon tippte.

Es pflasterte sich ein professionelles Lächeln in ihrem Gesicht ab als nach dem zweiten Ton eine Person an den Hörer ging. ,,Ah Hallo Mrs. Jones, wie geht es Ihnen....Oh das freut mich", lachte Ms. Loane, fing sich jedoch wieder schnell als sie meine Blicke sah.

,,Nun, ich habe wegen einem kleinen Missverständnis angerufen, ist Mr. Hale vielleicht ansprechbar?... Es geht um einen jungen Mann, welcher meint mit Ihn verwandt zu sein. Er nennt sie Kalon Hale...", amüsiert begutachtete sie mich ein weiteres Mal, bis sie plötzlich stockte. ,,Oh, ist das so? Ich bitte um Verzeihung. Ja, ich werde es weitergeben... Ja ja, bis demnächst!"

Sobald der Hörer auf die Ladestation trifft, fällt ihr das Lächeln aus dem Gesicht. ,,Verzeihen Sie mir das Missverständnis Mr. Hale, Sie werden in Kürze abgeholt", sagte sie mit einem kühlen Ton. Ms. Loane schien mich nicht leiden zu können, dabei habe ich noch nichts gemacht.

Verwirrt erwiderte ich ihren Blick. ,,Abgeholt? Von wem?

,,Von mir du Zwerg!", schrie eine Stimme hinter mir und noch bevor ich mich umdrehen konnte sprang mir Kory auf den Rücken und hielt mich im Würgegriff, was mich zum Fallen brachte. Laut lachend befreite ich mich aus diesen und wir zofften uns auf dem Boden, bis wir die tadelnden Blicke der Erwachsenen in der Lobby bemerkten. Ms. Loane schüttelte nur angestrengt den Kopf. ,,Wie wäre es wenn Sie ihre Begrüßung oben in ihrer Suite ausführen Mr.Hale."

Während Kory alarmierend rot wurde und beim Aufstehen seine Klamotten und Brille richtete, grinste ich nur frech und stand langsam auf. ,,Ja das ist eine gute Idee, danke Nancy", stammelte mein Cousin und warf der  Rezeptionistin ein scheuen Blick zu. ,,Wenn Sie doch so nett wären und sich um Kalons Gepäck kümmern würden, dass wäre sehr nett."

,,Aber natürlich", Ein mütterliches Lächeln breitete sich auf Ms. Loanes Gesicht auf, dieses verflog jedoch schnell bei meinem Anblick. ,,Willkommen im Amancio Hotel Mr. Hale."

Ich zwinkerte ihr zu und folgte Kory zu den Fahrstühlen. ,,Bis demnächst Ms. Nancy."

,,Es ist Ms. Loane für Sie, Mr. Hale", schrie sie mir empört hinterher, aber da schloss sich schon die Fahrstuhltür.



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The Empress Of The Upper EastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt