Devils Desire - Aus Zwei wird Eins

Kapitel 16 - Vis -á - Vis

Der Erzengel schwang die beiden halbrunden Dämonendolche in seinen Händen und schien seinen Bruder damit provozieren zu wollen.
Er wusste, dass Lucifer machtlos war in diesen Fesseln der Göttlichkeit.

Er war damals schon daran beteiligt, seinen Bruder in Ketten zu legen und später aus dem Himmel zu werfen. Michael hatte das richtig genossen.

Jetzt ging er auf Chloe zu, die vergeblich versuchte, sich zu befreien.
„Ich habe dir gesagt, dass du ein Monster in dir trägst. Du hast dich entschieden dieses ... Ding ... anzunehmen. Nun ... dieses Monstrum bedeutet Chaos auf der Erde", sagte er mit diesem widerlichen Grinsen im Gesicht, während er Chloe immer näher kam, ihren Bauch anvisierte.

„Ich werde es töten, bevor es Unruhe stiften kann, dann muss ich nicht in die Hölle", fuhr er fort. „Vater wird stolz auf mich sein und ich werde wieder an seiner Seite sitzen. Lucifer wird der Sündenbock sein, wie immer!"

Chloe schluckte. Michael war verrückt.
Sie konnte nicht glauben, dass ihr Baby ein Monster sein sollte.
Nein, das konnte nicht stimmen.
Lucifer hatte es selbst gesagt, er war zuvor ein Engel gewesen und das ist es, was in ihm steckt.
Ein Engel – kein bösartiger Teufel.
Zu Dem wurde er nur gemacht, weil er um Freiheit gekämpft hat.

„Michael, du musst das nicht tun", sagte sie mit möglichst ruhiger Stimme. „Ich kann verstehen, wie du dich fühlst, aber das hier ist nicht der richtige Weg."
Sie traf einen wunden Punkt.
„DU weißt gar nichts, Mensch!", fauchte der Erzengel, spuckte ihr das letzte Wort entgegen.

„Michael", mischte sich nun Lucifer ein. Er klang verzweifelt. „Bitte, mach mit mir was immer du willst, aber lass Chloe gehen."
Chloe hatte noch nie gehört, dass Lucifer so um etwas gebettelt hatte.
„Oh um dich kümmere ich mich noch. Das hier ist Teil deiner Bestrafung, Samael."

Er kniete sich neben Chloe und zog ihr das Oberteil hoch. Sie atmete flach, versuchte instinktiv sich zurückzuziehen. Michael schaute auf seinen Dämonendolch und legte die scharfe Klinge an den Bauch der Polizistin.
„Ich bitte dich, Michael! Ich ... ich gehe freiwillig zurück in die Hölle, wenn du Chloe gehen lässt", rief Lucifer mit erstickter Stimme.
Er kämpfte gegen die Ketten, doch er kam nicht dagegen an.


„Das ist wie Musik in meinen Ohren", säuselte Michael und hielt grinsend die freie Hand wie ein Trichter an sein Ohr. „Mein Bruder bettelt um das Leben eines Menschen."
Er drückte die Klinge in Chloes Bauch und sie stöhnte auf, als Blut aus dem Schnitt floss.
Das war der Anfang vom Ende.


Lucifer schrie wutentbrannt auf und stemmte sich auf die Beine.
Die göttlichen Fesseln explodierten in tausend kleine Teile, Lucifers Flügel entfalteten sich und rissen den Käfig ein.

Michael ließ von Chloe ab, schaute erschrocken zu seinem Zwillingsbruder, der sich mit einem Flügelschlag neben Michael niederließ und seinen Bruder mit einem heftigen Stoß mehrere Meter durch die Halle wirbelte.

Chloe war noch immer gefesselt, doch in der Panik hatte sie sich die Handrücken inzwischen blutig gerieben und dieses Blut nutzte sie wie Seife, um sich aus den Seilen zu befreien.
Als sie Lucifer ansah, stockte ihr Herz.

Er schien innerlich zu glühen, seine Flügel strahlten so weiß, dass sie blinzeln musste.
Ein wahrer Engel.

Lucifer nahm sich den zweiten Dämonendolch vom Tisch neben Chloe und grinste nun seinerseits.
„Na komm, lass es uns ein für alle Mal beenden!", brüllte er seinem Zwilling entgegen.
Dieser rappelte sich gerade auf, der Schreck war ihm in den Augen abzulesen, dennoch stellte er sich Lucifer gegenüber.

Dieser atmete tief durch, spürte tiefe Befriedigung, als er endlich vis-á-vis seinem Bruder gegenüberstand.
Michael fuhr auch seine schwarzen Flügel aus und brachte sich in Stellung.
Auch er sah dieses Leuchten in Lucifer und versuchte nun zu fliehen. Er streckte die Flügel und schwang sich in die Luft.

Doch Lucifer hatte ihn durchschaut und erhob sich seinerseits in die Lüfte.
Er war wie ein Donnerschlag, als die beiden Engel in der Luft gegeneinander krachten und miteinander kämpften.
Chloe musste die Augen schließen und öffnete sie erst wieder, als sie Schritte hörte.

Der Lieutenant rannte mit der Tasche davon.
Sollte er nur. Was hier passierte, war definitiv nicht für Menschenaugen gedacht.
Mit einem lauten Krachen stürzten die beiden Brüder zu Boden, Staub wirbelte auf und nahm Chloe die Sicht.


Lucifer erhob sich vom Erdboden und griff Michael erneut an.
Dieses Mal würde er ihn nicht davonkommen lassen.
Nicht nachdem er versucht hatte Chloe und das Baby zu töten.

Sie standen sich einen Moment gegenüber, verschnauften.
Beide Brüder bluteten aus mehreren Wunden, doch Lucifer spürte eine ungeahnte Kraft in sich.
So hatte er sich noch nie gefühlt. Er würde Michael besiegen!

Sein Bruder griff ihn wieder an, schnitt ihm dabei mit seinem Dolch in die Seite.
Die Wunde brannte sofort wie Feuer, doch Lucifer fühlte sich wie betäubt.
Er schaltete sämtliche Schmerzen aus, stürzte sich wieder auf seinen Zwilling und fügte ihm ebenfalls Verletzungen zu.

Er bekam am Rande mit, dass der Lieutenant wegrannte, doch es kümmerte ihn nicht.
Sein einziges Ziel war Michael.
Sie krachten wieder aneinander, Lucifer stieß Michael gegen einen Maschendrahtkäfig.
Dabei blieb sein Dolch dort hängen. Er bekam seine Waffe nicht herausgezogen, da das Messer mit der Klinge zu ihnen zeigte.

Michael nutzte die Chance, wirbelte herum und wollte Lucifer gegen seine Klinge werfen, doch dieser stemmte sich dagegen und schlug seinen Bruder nieder.
Dieser riss Lucifer ebenfalls zu Boden, wo sie eine Weile miteinander rangen.

Michael wollte zu Chloe laufen und beenden, was er begonnen hatte, doch Lucifer stellte sich ihm entgegen und stemmte die Füße in den Boden.
Er begann seinen Bruder von Chloe wegzuschieben, rammte ihn mit seinem ganzen Gewicht zurück.

Mit einem Hieb stieß er Michael schließlich gegen den Maschendraht. Der Dämonendolch drang tief in seinen Rücken ein und verletzte seinen Bruder schwer.
Lucifer spürte ebenfalls einen reißenden Schmerz und keuchte auf.
Er stand an seinen Zwilling gelehnt, sie starrten sich einige Sekunden an.

„Wie hast du es geschafft? Was ist dein Geheimnis?", flüsterte Michael weniger Zentimeter von Lucifers Ohr entfernt.
Er spürte die Wärme seines Körpers an seinem, das Blut seines Bruders durchtränkte sein Hemd.
Aus Michaels Mund lief Blut, er verschluckte sich daran und hustete.
Er würde sterben.

„Liebe", antwortete Lucifer und merkte nun, dass das ganze Blut nicht nur das seines Bruders war.
Er sah an sich herunter, der zweite Dolch steckte in seiner Brust, genau auf Höhe seines Herzens.
Michael hatte ihm die Klinge in die Brust gerammt, als er gegen den Käfig und in den Dolch gedrückt wurde.

Sein Blick glitt wieder hoch zu Michael, doch aus dessen Augen war das Licht des Lebens bereits erloschen.
Lucifer konnte sich nun selbst nicht mehr auf den Beinen halten und stolperte ein paar Schritte zurück, ehe er seine Kraft verlor und auf dem Boden zusammensackte.
So sollte es nicht enden.



Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn ...." (2. Mose 21,24)