Kapitel 5: What a wonderful world

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Die Türen des Aufzugs öffneten sich und Chloe wurde von melodischer Pianomusik begrüßt.
Sie trat aus dem Fahrstuhl und betrachtete das Bild, welches sich ihr bot.
Lucifer saß an seinem Klavier und spielte voller Hingabe ‚Nothing Else Matters',  dabei hatte er seine weißen Flügel ausgebreitet.

Sofort besserte sich ihre Laune, vergessen war die unangenehme Situation auf der Polizeiwache.
Sie wollte sowieso nicht weiter darüber nachdenken.

Eine ganze Weile lauschte Chloe den Klängen, ehe sie näher kam. Ihr Teufel hatte sie noch nicht bemerkt, er drehte sich erst zu ihr um, als sie um einen seiner Flügel herum ging, um neben ihm Platz zu nehmen.
Er hörte nicht auf zu spielen, spielte Note um Note und sah sie dabei immer wieder an.
Das Lied klang so harmonisch mit einem Hauch von Dramatik, dass Chloe es stundenlang hätte hören können.

Sie betrachtete ihn einfach weiter, wie er spielte und dabei vollkommen entspannte. Sie wusste, dass ihm das Spielen sehr wichtig war und ihm half, Emotionen zu verarbeiten. Sie merkte es, ohne, dass er es ihr jemals offenbart hatte.
Chloe liebte es, ihm dabei zuzuhören. Sie ließ ihren Blick über seine Flügel gleiten, dabei fiel ihr auf, dass er seine Fixierung entfernt hatte.
Es war bloß ein einfacher Verband um die Wunde gebunden.

Lucifer bemerkte ihren Blick und hörte auf zu spielen.
„Keine Sorge, Detective", sagte er mit seinem typischen Lucifer-Grinsen. „Es heilt schneller, als du ahnst."
Er nahm einen Schluck aus seinem Whiskeyglas, welches er immer auf dem Klavier abstellte.
„Auch, wenn ich hier bin? Ich meine, zuletzt warst du sogar unverwundbar in meiner Nähe. Wobei ich immer noch nicht weiß, was das zu bedeuten hat."

Er presste die Lippen aufeinander und sah sie einen Moment lang an. Auch er kannte die Antwort darauf nicht.
„Chloe, ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber du bist noch immer der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich stoße dich nicht weg, wirklich nicht."
Damit spielte er auf ihre Unterhaltung auf dem Revier an, kurz bevor es passierte.

Chloe hatte nicht mehr darüber nachgedacht, wahrscheinlich hatte sie es einfach verdrängt.
„Ich glaube dir", flüsterte sie und küsste ihn sanft. Als ihre Lippen seine berührten, vergaß sie beinahe diesen unfassbar schlechten Tag.
„Lucifer", fing sie an. „Ich bekomme die nächsten Tage nicht frei. Der neue Lieutenant lässt mich mit Freude jede Menge Papierkram erledigen."
Er hob eine Augenbraue und sah sie eindringlich an.

„Soll ich vielleicht mal ein Wörtchen mit ihm reden?", schlug er vor. Er wusste, wie sehr sie nach den letzten Ereignissen eine Auszeit brauchte.
„Nein, nein, das brauchst du nicht. Wirklich", winkte Chloe hektisch ab, was Lucifer nur mehr verwunderte.
„Ist etwas vorgefallen, von dem ich nichts weiß?", fragte er eindringlich und sah ihr direkt in die Augen.
Sie unterbrach den Blickkontakt, schaute auf die Tasten des Klaviers.

Er nahm sein Glas, trank den letzten Rest daraus und wartete.
Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machte oder sich Lt. Garvey vorknöpfte. Aber sie wollte ihn auch nicht anlügen, denn er log sie auch niemals an.

„Ich erzähle es dir aber bitte, Lucifer, bleib ruhig", sagte Chloe. „Ich bin wohl während der Arbeit eingeschlafen und er hat mich deshalb vor all meinen Kollegen angebrüllt und mich in sein Büro zitiert."
Sie sah, wie Lucifers Hand sich fester um das Glas schloss und kurz befürchtete sie, dass es jeden Moment splittern würde.
Seine Augen wurden dunkler und nahmen einen leichten Rotstich an.
Als er so wütend wurde, zog er mit einem Mal seine Flügel ein.

Scheinbar waren sie weit genug geheilt, dass Lucifer sie wieder kontrollieren konnte.
Dafür waren seine Augen inzwischen blutrot gefärbt.
Chloe versuchte ihn zu beruhigen, strich mit ihrer Hand über seine Bartstoppeln. „Mach dir bitte keine Sorgen. Ich denke er spielt sich auf, weil er neu ist. Noch dazu einer, der scheinbar alles flachlegen will, was ihm vor die Beine läuft."

Sie seufzte, spürte, dass Lucifer ihr Handgelenk festhielt.
„Hat er irgendetwas Unangebrachtes gesagt oder getan?", fragte er leise mit knurrendem Unterton.
Chloe versuchte zu Lächeln, doch sie wusste nicht, ob es ihr gelang.
„Nein, hat er nicht. Es waren nur anzügliche Bemerkungen, mehr nicht."
Sie wollte nicht wieder daran denken, wollte wieder zum Alltag zurückkehren. Also stand sie auf und bewegte sich zur Bar.

„Wie wäre es, wenn wir beide etwas zu Essen bestellen?", fragte sie, um vom Thema abzulenken.
Er sprang tatsächlich darauf an, ließ das Glas los und drehte sich zu ihr um.
„Worauf hast du Hunger?"
Sie überlegte nicht lang, ging zu ihm und küsste ihn. Sie bekam kaum genug von seinen Lippen, seiner Nähe, seiner Wärme.
„Überrasch mich", bat sie ihn.
Er war wieder der Alte, stand vor ihr und lächelte sie nun an.

„Zieh dir was Schönes an, Detective", sagte er dann und scheuchte sie geradezu ins Schlafzimmer.
„Okay, okay", lachte sie. „Ich mach mich ein wenig frisch."
Sie küsste ihn noch einmal kurz und atmete seinen wundervollen Geruch ein.
Dann löste sie sich von ihm und verschwand ins Bad.

Sie ließ sich extra Zeit, ging duschen, machte sich die Haare und schminkte sich notdürftig mit dem, was sie in der Handtasche bei sich trug.
Dann war sie allerdings ratlos. Sie hatte keine Sachen bei ihm. Es war schließlich nicht geplant, dass sie so lange hierblieb.

Doch als sie ins Schlafzimmer kam, fand sie dort eine große Box vor. Darauf klebte ein kleiner Zettel, ‚Zieh mich an' stand handschriftlich darauf.
Sie sah sich kurz nach Lucifer um, doch von dem war nichts zu sehen. Also öffnete sie die Box und staunte.
Da drin war ein wunderschönes, trägerloses, rotes Kleid.
„Wow", hauchte Chloe voller Begeisterung.


„Ich hatte es dir damals für unser besonderes Date gekauft", hörte sie Lucifer sagen. Er stand an die Wand gelehnt und beobachtete sie. „Nachdem das geplatzt war, wollte ich das Kleid erst Ella geben, aber sie nahm bloß die Karten für die Oper und meinte, du wirst es bestimmt irgendwann tragen. Wie Recht sie damit hat..."
Chloe konnte es noch immer kaum glauben, zog das Kleid ganz aus dem Karton, um es zu betrachten. Es war wunderschön.

Lucifer legte noch einen kleineren Karton daneben und öffnete ihn für sie.
Es waren dazu passende, edle Schuhe. Ein wenig Absatz, aber keineswegs zu hoch. Sie waren perfekt
Chloe nahm alles und ging damit ins Bad, um sich anzuziehen.
Als sie sich schließlich im Spiegel betrachtete, musste sie die Tränen zurückhalten. Sie sah aus wie eine Märchenprinzessin.

Langsam schritt sie die Treppen vom Schlafzimmer hinab, wo Lucifer schon wartete.
Er hatte sich in einen neuen Anzug geworfen, dessen Hemd und Einstecktuch auf ihr Kleid abgepasst waren.
Lächelnd hielt er ihr die Hand hin, welche sie dankend annahm.
Er führte sie gezielt zum Aufzug, was hatte er nur wieder vor?
Die Türen schlossen sich und sie fuhren nach unten. Es schien, als würde der Fahrstuhl Ewigkeiten brauchen. Wohin würde Lucifer sie ausführen?

Als sie die Türen öffnete, klappte ihr die Kinnlade runter.
Das LUX war leer, keine Menschenseele war zu sehen. Leise Musik drang an Chloes Ohren und sie musste lächeln, als sie ‚What a wonderful world' erkannte.

Lucifer führte sie zur Treppe, wo sie nicht anders konnte, als ihrem Teufel um den Hals zu fallen.
Er hatte unten in der Mitte des Saals einen Tisch dekorieren lassen.
„Oh mein Gott, das hast du alle für mich gemacht?", fragte sie gerührt.
„Ich glaube, meinem Dad ist das hier nicht zu verdanken, aber ja", gab er neckisch zurück. „Das hier ist ein Dankeschön an dich."

Devils Desire - Aus Zwei wird EinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt