Hug

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Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster auf mein Gesicht und weckten mich sanft. Blinzelnd öffnete ich die Augen und richtete mich auf. Mein Kreislauf brach zusammen, vor meinen Augen erschienen weiße Punkte und ich krallte mich in meine Decke bis die Welt aufhörte sich zu drehen. Dann schüttelte ich den Kopf, stand auf und streckte mich.

"Guten Morgen", murmelte Annie und schaute mich kurz an bevor sie ihre Augen wieder auf Tibbers richtete und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gab. Ich nickte ihr bestätigend zu und ging ins Bad, wo ich mir eine Jogginghose anzog und meine geflochtenen Haare öffnete um sie zu normalen Zöpfen zu binden. Danach verließ ich das Bad und wandte mich zum gehen, doch Annie rannte vor mich und versperrte mir den Weg.

"Du willst doch nicht so in die Gruppe, oder??" Verwirrt sah ich an mir runter. Was meinte sie? "Du kannst doch nicht bauchfrei da hin!!! Das könnte jemanden triggern!" Das Kind hatte vielleicht Probleme... Schwester Akali hatte mir ein bauchfreies Top geholt, weil ich mich in sowas wohler fühlte. Seitdem trug ich nurnoch das Top oder meine übliche Kleidung.

 Seitdem trug ich nurnoch das Top oder meine übliche Kleidung

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Ich lachte leicht. "Das passt schon so." Mit diesen Worten bahnte ich mir meinen Weg an ihr vorbei und ging in den Gruppenraum, wo Lucian auf der Couch saß und sich mit diesem Creep im Kittel unterhielt. Wie hieß er nochmal, Shen? Jedenfalls hörte er eher zu wie Lucian über einen Geist namens Thresh schimpfte. Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Wenn Shen nur wüsste, wie wahr die Geschichte von Thresh, Senna und Lucian war....

Ich schaute mich um und sah die gruselige Frau, die hinter der Theke stand und immer das Essen ausgab. Ich kannte ihren Namen trotz monatelangem Aufenthalt immernoch nicht. Sie schaute mich genervt an, sagte aber nichts. Wortlos ging ich - ohne mir Essen geholt zu haben - zum Tisch und setzte mich, leicht verwirrt ob ich überhaupt hier oder schlafend in meinem Bett sein wollte.

Ich dachte kurz nach, wägte pro und contra ab und entschied hier zu bleiben, einfach nur weil ich Jhin gerne sehen wollte. In den letzten Wochen verstanden wir uns sehr gut und ich wollte alle Zeit die ich noch im Purified Soul hatte mit ihm verbringen. Kürzlich hatte mir Akali freudestrahlend mitgeteilt, dass ich bald entlassen werden würde. Aber anstatt mich zu freuen hab ich unfassbar angefangen zu weinen und war seitdem fixiert darauf so krank wie möglich zu wirken.

Fies, ich weiß, aber ich hatte endlich wen gefunden der genauso ein Rad ab hat wie ich und dem ich vertraue! Sowas hatte ich noch nie und ich wollte es nicht verlieren... Niemals... Ich hatte Jhin noch nichts davon gesagt, auch wenn ich es schon recht lang wusste. Ich wollte seine Reaktion nicht sehen, weil ich Angst hatte es wäre ihm vielleicht egal.

"Alles okay bei dir?", weckte seine Stimme mich aus meinen Gedanken und ich konnte das Grinsen unter seiner Maske förmlich spüren. Ich blinzelte kurz und lächelte ihn dann an, etwas unbeholfen aber was solls. Das kam öfters vor, dass ich versuchte zu lächeln und es nicht wirklich kontrollieren konnte. Wieso?

"Jaaaa und bei dir?", antwortete ich und musterte ihn. Er nickte und schaute zu der Frau hinter der Essensausgabe. "Hast du ihr irgendwas getan oder warum guckt die dich so an?" Ich zuckte mit den Schultern und grinste, doch dann wanderte ein Schatten über mein Gesicht. Ich musste es ihm sagen. "Jinx...?" Scheinbar hatte er meinen Blick und meine Anspannung bemerkt, denn von einem Moment auf den anderen wirkte er statt glücklich total besorgt und vorsichtig.

"Ich muss dir was sagen", begann ich und musste schlucken. Meine Sicht verschwamm und ich verschränkte die Arme, um mich zu beherrschen. Ich wollte nicht weinen. "Ich werde bald entlassen." Da waren sie. Die Worte. Ich hatte so Angst, dass es ihm egal wäre, dass wir uns aus den Augen verlieren würden, dass alles vorbei wäre und ich wieder allein sein müsste. Die erste Träne lief meine Wange herab, aber ich tat so als würde sie nicht existieren. Ich durfte nicht weinen...

Arme umschlossen mich und Jhin zog mich zu sich. "Hey, das sind doch gute Nachrichten! Dann kommst du hier endlich raus, das wolltest du doch!" Das wars. Ich konnte nicht mehr. Mein Schutzschild brach, die Tränen liefen in Strömen meine Wangen runter. "A-aber... Du wirst mich vergessen..." Augenblicklich nahm er etwas Abstand und sah mich ernst an. "Jinx, ich vergesse dich nicht. Selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht. Du bist mir zu wichtig dafür, okay?" Unter Tränen und weit geöffneten Augen schaute ich ihn an. "Wirklich...?" Er nickte und schloss mich wieder und strich mir die Tränen aus dem Gesicht.

"Danke", murmelte ich und lehnte mich an ihn. Verdammt, ich hätte mich nie auf jemanden einlassen sollen. Nie jemandem trauen dürfen. Immer wenn ich jemanden aufrichtig mochte stieß ich ihn weg und verletzte ihn, weil ich mir selbst dieses Glück nicht erlaubte. Dabei ging es nicht darum, der anderen Person absichtlich weh zu tun. Es ging darum mir etwas zu nehmen, was mich am Leben hielt. Die andere Person hatte meist noch mehr Freunde, aber ich fokussierte mich immer auf eine Person komplett wenn ich ein gutes Gefühl und Vertrauen hatte.

Ich hatte Angst, unfassbare Angst Jhin ohne es zu wollen zu verletzen, ohne es zu realisieren eine Mauer um mich zu bilden, ohne es zu realisieren mich selbst weiter zu zerstören und alles, was mich umgab. Weitere Tränen quollen aus meinen Augen und er wischte sie wieder weg, wobei er  mich direkt ansah, dann zog er mich in seine Arme und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Ist okay, mich wirst du nicht mehr los." Erleichtert schloss ich die Augen und lächelte leicht in meine Tränen hinein. "Möchte ich auch gar nicht."

So standen wir da und dieser Moment fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis meine Tränen endlich aufhörten zu fließen und er sich von mir löste. "Geht's?", fragte er besorgt und legte seinen Kopf leicht schief. Ich nickte und lächelte ihn an, worauf er mit einem Grinsen antwortete. "Sag mal wirst du immer rot wenn du geweint hast?" Verwundert riss ich meine Augen auf. FUCK. Überfordert trat ich ihm hart gegen sein Schienbein, damit er sich mit dem Schmerz statt mit meinem Gesicht beschäftigen musst. Er zuckte zusammen und hielt sich sein schmerzendes Bein, sah mich dabei aber direkt an und grinste. "Doch so schlimm?" Was ein Idiot. Gespielt wütend stapfte ich zurück in mein Zimmer, konnte mir dabei selbst ein Grinsen nicht verkneifen. Was ein Blödmann!

Annie sah mich von ihrem Bett aus verwirrt an, kam auf mich zu und bedeutete mir mit einer Bewegung mich zu ihr zu bücken. Dann packte sie an meine Stirn und musterte mich skeptisch. "Hast du Fieber? Du bist so rot..." Ich konnte nicht anders als weiter zu grinsen. "Du verstehst das wenn du älter bist", murmelte ich, warf mich auf mein Bett und summte leise. Ich konnte Annies Blick auf mir spüren und tausend Fragezeichen über ihrem Kopf schweben sehen. Wenn sie älter ist, wird sie es verstehen. Warte... Was wird sie verstehen? Verwirrt setzte ich mich auf und fasste an meine Wangen. Sie glühten förmlich. Ich dachte an mein Grinsen, meine Tränen, was zum Teufel war in mich gefahren???

Jinx - In Scherben gespaltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt