Mehr als Freunde

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"Du hast mehrere Waffen in einer?", fragte er mich während wir auf der Couch lagen und ich mich in seinen Arm kuschelte. Mir war kalt, aber ich hatte keine Lust einen Hoodie vom Purified Soul zu tragen, weil die Hoodies immer kratzten. Ich nickte und grinste ihn an während mich im Arm hielt. Er lachte leise und schaute mich an, wobei ich seinen Blick aber nicht deuten konnte. In letzter Zeit wirkten seine Blicke anders als zuvor. Vertrauter.

"Dir würden meine Waffen gefallen", murmelte ich verschlafen und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. "Bestimmt", antwortete er und strich mir meine ausnahmsweise offenen Haare aus dem Gesicht. "Jinx...? Wir müssen noch etwas besprechen..." Ruckartig setzte ich mich auf und starrte ihn ungläubig an. Etwas besprechen bedeutete nie etwas Gutes. Ich rückte etwas von ihm ab und malte mir aus, was jetzt kommen würde. Wollte er doch keinen Kontakt mehr mit mir wenn wir aus der Klinik kämen? War er mich Leid? War ich zu aufdringlich?

"Jinx...?" Ich musterte ihn und  bemerkte, dass er laut schluckte. Es lief mir kalt den Rücken runter und ich begann zu zittern. Panik stieg auf. Ich hatte unfassbare Angst und krallte mich in die Couch. "Jinx, ich weiß nicht wie ich das jetzt sagen soll, aber..." Meine Atmung blieb aus. Ich fasste mir an den Hals, wollte mich zum Atmen zwingen, konnte aber nicht. Panikattacke.
"JINX???" Er stürmte auf mich zu, nahm meine Hände und zählte, ganz langsam. Er gab mir einen Atemrythmus vor. Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei.  Luft.

Ich riss mich zusammen, schnappte nach Luft und realisierte nicht die Tränen auf meinen Wangen. "Hey, alles gut." Er nahm mich in den Arm und ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren. "A-alles gut..", murmelte ich. "Was wolltest du besprechen...?" Mehr Tränen. Mir wurde schwindlig.

"Schlechtes Timing, aber..." Er löste sich von mir, kratzte sich am Hinterkopf und sah mich dann direkt an. "Ich wollte fragen, ob du vielleicht... Meine Freundin sein möchtest..." Ich starrte ihn an, unfähig zu reagieren. Freundin. Freundin... "Freundin wie in Freundin oder Freundin wie in Freundin-Freundin?" Er drehte kurz seinen Kopf weg und ich konnte an seiner Stimme hören, wie unangenehm ihm die Situation war. "Freundin wie feste Freundin..."

Feste Freundin... Feste Freundin?? Ich dachte er wollte mich loswerden, aber.. Weitere Tränen liefen mir die Wangen runter und ich nickte. Ein erleichterter Seufzer war zu hören, dann schweigen. Ich denke wir waren beide etwas überfordert. Etwas sehr.

"Kommt ihr? Es gibt essen!", rief eine Stimme von der Essensausgabe aus und brach die Stille. Akali war heute mit Essen ausgeben da und lächelte mir entgegen. Kurz warf ich Jhin einen Blick zu, dann stand ich auf und ging zu ihr. "Kannst du mir für Jhin auch einen Teller vorbereiten bitte?", murmelte ich ihr entgegen und schaute verlegen auf den Boden. "Ja klar." Als ich zu ihr und den zwei fertigen Tellern aufschaute sah ich sie lächeln und verwegene Blicke zwischen Jhin und mir her schweifen. Sofort fühlte ich Hitze in meinen Wangen aufsteigen, nahm die Teller und ging zum Tisch.

Jhin kam wenige Minuten später und wir aßen gemeinsam schweigend unsere Suppe. Keiner von uns wagte von den Tellern auf zu schauen. Ich weiß nicht ob es ihm auch so ging, aber ich hatte das Gefühl von allen angestarrt zu werden. Als ich dann mit meinem leeren Teller aufstand um ihn weg zu bringen und meinen Blick hob realisierte ich, dass es keine Einbildung war. Lucian lächelte mir zu, Annie sah mich verwirrt an und sogar Shen, der im Türrahmen lehnte, warf mir Blicke zu. Woher wussten die das alle? Mein Blick wanderte zu Akali, die schuldbewusst die Schultern zuckte. Toll...

Jhin stand ebenfalls auf und warf mir einen vorsichtigen Blick zu, der mehr sagte als tausend Worte. Ihm war es wohl noch unangenehmer als mir... Ich bedeutete ihm mit einem Blick mir zu folgen und floh in mein Zimmer, welches er direkt hinter mir betrat. Schnell schloss ich die Tür und atmete genervt aus. "Alles okay?", fragte ich zu ihm gewandt und er nickte. "Ja, alles super. Diese Idioten... Können die sich nicht um ihren eigenen Scheiß kümmern?" Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich mit Schwung auf die Fensterbank. "Die Tatsache dass ich dich in mein Zimmer geschleift habe macht es bestimmt nicht besser." Ich grinste und konnte seinen überforderten Blick durch die Maske erkennen. "Du wolltest aber nicht...." Lachend sprang ich von der Fensterbank und boxte ihm gegen den Arm. "Nein du Idiot! Bahh!"

Er atmete erleichtert aus und ich konnte nicht anders als ihn auszulachen. Als ich mich beruhigt hatte musterte ich ihn. Jhin wanderte in meinem Zimmer auf und ab und schaute in meinen Schrank. Es war merkwürdig, aber ich hatte nichts dagegen. Darin lag eh nur Kleidung von der Klinik und sehr viele Haargummis.

"Ich hätte gedacht du hättest mehr hier", murmelte er und schloss den Schrank wieder. Ich zuckte mit den Schultern. "Wozu? Ich bin eh in einer Woche hier raus, genau wie du." "Stimmt auch wieder." Er nahm seine Maske ab, streckte sich und lächelte mir zu. Ich war jedes Mal fasziniert, dass ich sein Gesicht sah. Er nahm die Maske nur vor mir ab, sonst vor niemandem. Immer wieder meinte er er könne niemandem so trauen wie mir und allein der Gedanke daran ließ mich leicht lächeln.

"Hey Jhin...?", murmelte ich und ließ meinen Blick nicht von seinem Gesicht. Er nickte und schaute beschämt weg. "Ja?" Ich kam auf ihn zu und umarmte ihn. "Danke. Du bist toll." Schweigen. Er schlang seine Arme um mich und flüsterte "Ich hab zu danken" als Erwiderung, ehe er mir die Haare verwuschelte.

Jinx - In Scherben gespaltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt