X. Boun

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Wir rollten auf Tuk Tuk den Abgrund hinunter ins Wasser. Er paddelte bis zu einem Boot und wir stiegen alle auf. Namaari und ihre Leute umgingen das Wasser und versuchten uns auf anderem Wege zu erreichen. So oder so mussten wir hier schnell weg. Lange werden sie nicht brauchen, um uns zu erreichen.

"Ist jemand hier?", fragte ich, als ich mich vorsichtig umsah. Schnell wurden uns Stühle herangeschoben, sodass wir darauf saßen. Becher landeten vor uns auf dem Tisch und dann stand ein kleiner Junge neben uns. Schätzungsweise 10 Jahre, vielleicht aber auch ein wenig älter.

"Willkommen im berühmten Shrimporium. Mein Name ist Boun. Ich bin heute ihr Kellner. Darf ich ihnen unser Tagesgericht verraten?"

"Unbedingt", meinte Sisu. "Wir haben Shrimps, Congee und Shrimps-Congee vom Feinsten."

"Wir haben keine Zeit für so was, wir müssen hier schnellstens weg, bevor Namaari kommt", flüsterte Ray zu mir. "Boun? Wo ist der Käpt'n?", fragte ich sofort.

"Ich hol ihn schnell." Boun drehte sich um, ging ein paar Schritte nach vor und drehte sich wieder zu uns. "Was ist Phase, neu gekommene Gäste? Ich bin Käpt'n Boun! Besitzer, Koch und Leiter der Finanzabteilung vom Shrimporium! Was kann ich für euch tun?"

Ich bemerkte, wie Namaari und ihre Bande immer näher zu uns kamen. Ray schien es auch mitzubekommen.

"Naja ich bin Sisu-" "Und wir müssen nach Klaue. Sofort!", sagte Ray schnell.

"Tut mir leid, das Shrimporium ist kein Wassertaxi." Ich hielt ihm ein paar Jadesteine hin. "Toll! Ist das 'n Haufen Jade!" Bevor er sich alles nahm, sagte ich schnell: "Die Hälfte jetzt, die andere, wenn wir da sind. Okay?"

Er nahm sich seine Hälfte. "Klammert euch an euer Congee, heute gibt es alles zum Mitnehmen."

Er rannte wieder los und machte das Boot startbereit. Nachdem er sich einen langen Bambusstock genommen hatte, schubste er uns langsam vom Ufer weg.

"Äh, Käpt'n Boun, geht es auch 'n Tick schneller?", drängelte Ray.

Jetzt sah Boun auch Namaari und ihre Bande. "Wow! Euch ist Zahn auf den Fersen? Das kostet euch extra!" "Kein Stress, ich mach' das!", meinte Sisu, als sie ins Wasser sprang.

"Was hat sie vor?" Das Boot fing plötzlich an, nach vorn zu düsen. Wir drei fielen zu Boden.

"Was geht denn hier ab?", fragte Boun. "Unsere Freundin ist 'ne krass gute Schwimmerin."

Ray stand auf und winkte Namaari zu. "Bis bald, Binturi!" Ich rollte nur lächelnd mit den Augen. "Das musste sein, oder?" "Natürlich", meinte er grinsend.

Als wir weit genug weg waren, stockte das Boot und schwamm in normaler Geschwindigkeit weiter. Ray und ich lehnten über den Bordrand und suchten nach Sisu. "Sisu? Sisu!"

Sie kam aus dem Wasser und glitt in ihrer Drachenform an der Oberfläche. "Bitte! Komm da raus!", flüster-rief ich ihr zu.

"Ich bin ein Wasserdrache. Das ist Wasser. Das ist mein Ding. Kommt ihr auch?" "Jemand könnte dich sehen!", drängelte Ray.

"Oh, du meinst Käpt'n Pop und Lock da drüben? Wieso? Habt ihr Angst, er fordert euch zu 'nem Dance Battle heraus?"

Sie guckte über den Bordrand, doch Ray und ich sorgten dafür, dass Boun sie nicht sehen konnte. Er kochte nebenbei für uns etwas zu essen, was hoffentlich besser schmeckt als das Dörrfleisch, was Ray immer macht.

Wir drehten uns wieder zu Sisu. "Wir haben erlebt, wie Leute wegen eines Drachenjuwels durchgedreht sind. Kannst du dir vorstellen, was die bei 'nem echten Drachen anstellen? Wir brauchen dich, damit das alles glattgeht." "Solange wir nicht alle Steine haben, musst du ein Mensch bleiben. Bitte!"

"Da hat wohl jemand Probleme, zu vertrauen." Ray atmete einmal tief durch. "Hör zu, mein Vater hatte die Angewohnheit, den Menschen blind zu vertrauen und jetzt ist er Stein."

Sisu verwandelte sich in einen Menschen und kletterte an Bord. "Hey, wir kriegen deinen Bà zurück. Ganz locker, Turteltäubchen. Wer ist euer Drache? Ich-Ich meine, Mensch. Weil ich ein Mensch bleibe, solange – ja, ihr wisst schon." Ray und ich lachten sanft. Auf Sisus Kommentar wurde ich leicht rot, doch korrigierte sie nicht. Ray schien es entweder nicht gehört oder ignoriert zu haben, denn er drehte sich nur weg in Richtung Wasser.

Damit ich seine geröteten Wagen nicht sah.

Boun schob uns wieder die Stühle hin und wir setzten uns. Vor uns platzierte er Schüsseln mit Löffeln. "So, wer hat Hunger?" "Oh ich", meldete sich Sisu.

"Zwei nach Art des Hauses. Wie würzig darf's sein? Scharf, schärfer, oder bumm! Reines Dynamit." Er stellte die Dynamit-Soße zu uns.

"Brenn mir die Zunge weg!", meinte Sisu, während ich das ungeschärfte Essen essen wollte. Das wird sie sicher noch bereuen.

Ray nahm mir den Löffel und Sisu gleich die ganze Schüssel weg. "Nein. Das könnt ihr schön vergessen." Er inspizierte das Essen, als würde er so sehen, falls der Kleine irgendwas gemacht hat. "Was treibst du da?", fragte Sisu. Ich verdrehte die Augen. Ich bin mir sicher, dass Boun uns nicht vergiften wird.

"Wir kennen ihn nicht. Vielleicht ist das Gift", flüsterte Ray uns zu. "Warum sollte er uns vergiften?", fragte ich. Normalerweise bin ich ja übervorsichtig, zumindest hatte Ray das mal gesagt, aber komm schon. Ich bin mir fast 100 % sicher, dass er harmlos ist. Und ich habe Hunger.

Boun hatte anscheinend zugehört. "Ja, warum sollte ich euch vergiften?"

"Erstens wegen unserer Jadebörse, zweitens wegen meines Schwertes und drittens ... keine Ahnung ... um Tuk Tuk zu entführen."

Ray hatte, während er mit Boun redete, Sisus Schüssel los gelassen. Sie nahm sich ihre Schüssel wieder und ich fischte mir meinen Löffel aus seiner Hand, ohne dass er es mitbekam. Danach fingen wir an, das Essen zu verschlingen. Der erste Biss war ein Traum. Was ganz anderes als das Dörrfleisch und 1000-mal besser. Ich merkte in dem Moment erstmals wirklich, wie hungrig ich eigentlich war.

"Hm, gute Argumente, aber sollte das wirklich Gift sein", meinte der Junge und schlürfte etwas von seinem Löffel, "werdet ihr glücklich ins Gras beißen." Ich nickte leicht, während ich weiter aß.

Ray nahm sich aus seiner Tasche etwas Dörrfleisch, biss ab und kaute mühselig darauf herum. Obwohl es scheußlich schmeckt, war er trotzdem stolz auf sein selbst getrocknetes Dörrfleisch. "Ja, danke, aber wir sind Selbstversorger."

Erst jetzt bemerkte er, wie wir schon fast alles aufgegessen haben. Er sah mich mit einem unzufriedenen Blick an. Ich lächelte nur zurück. "Ich korrigiere, du bist Selbstversorger. Das hier ist absolut köstlich. Kompliment an den Koch. Du musst es probieren." Ich hielt ihm meinen Löffel hin und er nahm ihn mürrisch in den Mund. Er schien im nächsten Moment erschrocken, wie gut es schmeckte, gab mir den Löffel zurück und begann seine eigene Suppe zu essen, was mich lächeln ließ.

Boun bedankte sich wegen des Kompliments, doch im nächsten Moment begann Sisu mit ihren Händen vor ihrem Mund herumzufuchteln. "Aber es ist scha- es ist scha- Oh, es ist scharf. Es ist scharf. Es ist voll scharf. Oh Mann, oh, Wasser! Boun! Käpt'n Boun! Wir brauchen Wasser an Deck!", rief sie.

Ich lächelte nur kopfschüttelnd.


Zusammen bis zum bitteren Ende ( m. Raya - Raya und der letzte Drache )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt