XVIII. Die letzten Drachen

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"Wohin bringst du uns?", rief Ray, als wir weiter von Sisu durch die Lüfte getragen wurden. Aber als ich sah, wohin wir flogen, warf ich Ray einen verwirrten Blick zu, den der erwiderte. Wir flogen nach Herz. Genauer gesagt, zum ehemaligen Versteck des Drachenjuwels.

"Sisu? Warum sind wir jetzt hier?", fragte ich, als wir landeten. "Hier ist es passiert." "Ja. Wissen wir. Wir waren dabei", sagte Ray.

"Nein. Hier ist das passiert, was vor 500 Jahren war." Sie zog ein paar Lianen weg und zeigte einen versteinerten Drachen. Erstaunt gingen wir näher heran. Die sind mir noch nie aufgefallen. "Darf ich vorstellen? Meine Brüder und Schwestern. Die wirklich mächtigen." Sie lächelte traurig. "Sie fehlen mir."

"Ich wusste nicht, dass sie hier sind", gestand ich. "Ich auch nicht", sagte Ray und wir beide zeigten unseren Respekt. "Seht ihr die elegante Dame dort?", fragte Sisu und deutete auf eine der Drachenstatuen.

"Das ist Amba. Von ihr hab ich mein Leuchten." Sie zeigte uns die nächste Statue. "Und das ist Pranee. Sie ist eine Formwandlerin." Die nächste Statue, die fast vollständig mit Pflanzen bedeckt war. "Jagan, Nebel." Dann sah sie wieder zu der Statue, vor der wir standen. "Und Pengu. Unser großer Bruder. Er bringt den Regen. Wir waren die letzten Drachen."


Rückblende (3. Person, Sisu erzählt)

Die fünf letzten Drachen standen zusammen in einem Kreis umgeben von Druun.

"Alle anderen Drachen waren zu Stein geworden. Wir ertranken in einem Meer von Druun. Doch mein ältester Bruder Pengu wollte sich nicht geschlagen geben."

Pengu schöpfte etwas Wasser in seine Hände.

"Hier kämpften wir unser letztes Gefecht. Vereint."

Er formte aus dem Wasser einen blau leuchtenden Edelstein. Die anderen drei transferierten ihre Magie in den Stein.

"Sie begannen einer nach dem anderen, all ihre Magie zu verbinden, und erschufen das Drachenjuwel."

Pengu sah zu Sisu und hielt das Juwel zu ihr.

"Ich weiß nicht, warum sie mich auserwählten. Es hätte jeder von uns sein können."

Pengu nickte ermutigend zu Sisu, woraufhin sie den Edelstein nahm.

"Ich weiß nur eins: Ich habe ihnen vertraut."

Die Vier wurden von den Druun erfasst und zu Stein verwandelt.

"Und sie vertrauten mir. Und dann-"

Sisu nutzte die Magie des Juwels und rettete die Welt.


Wieder in der Gegenwart (Narisaras Sichtweise)

"Als sie ihr Vertrauen in mich setzten, gab mir das mehr Kraft, als ich mir je erträumt hätte." Sie wendete sich von Pengu ab und sah zu uns. "Dasselbe kann mit Namaari passieren." Wir seufzten. "Wir würden das wirklich gerne glauben, Sisu", sagte ich. "Wir haben mal gedacht, wir könnten befreundet sein."

"Wenn alles vorbei ist, ist das vielleicht möglich." "Selbst, wenn sie uns helfen wollte, wie sollen wir es schaffen, ihr zu vertrauen? Sie hat uns schon einmal hintergangen", fragte Ray. "Wenn es euch irgendwie gelingt, würdet ihr nicht nur deinen Bà zurückbringen, sondern ebenso seinen Traum, Kumandra."

Ray und ich sahen uns kurz an und blinkten dann durch das Loch in der Wand auf die Brücke, wo Benja stand. Wir gingen zu ihm herunter und Ray legte vorsichtig eine Blüte in die mit Wasser befüllte Schale, die seine Hände formten.

Danach hielten wir den Kreis vor unsere Stirn. Ray sah traurig zu seinem Bà und ich umarmte ihn von der Seite, was er erwiderte. "Sisu? Glaubst du, er würde uns überhaupt erkennen? So viel hat sich verändert", fragte Ray. 6 Jahre ...

"Natürlich würde er das." Wir lösten uns von der Umarmung und drehten uns zu Sisu. "Du erinnerst mich an ihn", meinte ich zu Sisu.

"Ach ja? Stark, gut aussehend, mit perfekt sitzendem Haar?" "Voller Hoffnung", sagten Ray und ich gleichzeitig und lächelten zu Benja. Wir drehten uns wieder zu Sisu. "Wie sollen wir Namaari gegenübertreten? Nach all den Dingen, die passiert sind."

"Es mag vielleicht unmöglich erscheinen, aber es kommt vor, dass man den ersten Schritt machen muss, auch wenn man noch nicht bereit ist. Vertraut mir."

Ray sah kurz zu mir, dann zu Benja und letztendlich wieder zu Sisu. "Na schön. Folgen wir deinem Plan." "Was? Meinem Plan? Ihr folgt meinem Plan?", fragte sie motiviert.

"Ja", bestätigte ich, während Ray nickte. "Ha! Hau rein! Das werden ihr nicht bereuen. Aber unser Geschenk muss rattenscharf sein! Worauf steht sie wohl? Katzen? Messer? Katzen mit Messer? Messer mit kleinen Katzen drauf?" Ray und ich lachten leise und sahen uns an. Dann kam mir eine Idee. Die Drachenhalskette.

"Eigentlich weiß ich genau, was wir ihr schenken könnten." Ich nahm den Anhänger aus meiner Tasche und Ray legte eine Hand auf meine Schulter, als er es erkannte. "Brillante Idee."

Zusammen bis zum bitteren Ende ( m. Raya - Raya und der letzte Drache )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt