VII. Der Kontrollflug

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Mein Training war in vollem Gange und ich bekam immer öfter mal einen oder zwei Tage frei, da ich zum einen ein Naturtalent war und zum anderen von meinen Lehrern den Tag frei bekam, um mich zu erholen oder mich weiterzubilden.

Inzwischen durfte ich auch ohne Begleitung Kontrollflüge mit Zorrac (und manchmal in Begleitung seiner Schwester und Lyria) unternehmen, da ich Hector mehrfach bewiesen hatte, dass ich zu hundert Prozent vertrauenswürdig bin und ich das Gebiet nach diesen Wochen schon wie meine Westentasche kannte.

Eigentlich war es immer der gleiche Ablauf. Wir flogen die üblichen Kontrollrouten ab, achten auf ungewöhnliche Aktivitäten und Gestalten und griffen ein, wenn wir der Meinung waren und uns mit Hector beraten hatten (was mithilfe von Telepathie auch über weite Entfernungen funktionierte), dass diese Situation unser Eingreifen benötigte. Diese Fälle kamen aber so gut wie gar nicht vor.

Ich stellte mich darauf ein, dass es bei diesem Kontrollflug nicht anders sein würde. Aber ich ahnte nicht, wie sehr ich mich getäuscht habe. Again.

Wir begannen wie immer, wenn mein Partner und ich zum Kontrollflug aufbrachen.

Um neun Uhr morgens trafen wir uns am Dorfplatz, dann überprüfte ich meinen Rucksack mit einer Decke, falls es in den höheren Lagen zu kalt für mich werden sollte, denn manchmal half nicht mal Zorracs natürliche Wärme und außerdem kleine Snacks für meinen Begleiter und mich für minimale Zwischenstopps und Pausen.

Dann vergewisserte ich mich, ob mein Umhang, der Brustpanzer und die Waffen gut festgeschnallt und verschnürt waren, damit ich sie unterm Fliegen nicht verlor. Manche von diesen Sachen waren zum Teil extrem wertvoll.

Ich schwang mich nach dem Check, inzwischen ohne Zorracs Hilfestellung auf Zorracs Hals und mein Freund hob ab.

Magic flog natürlich mit. Er genoss die Flüge immer bis zum letzten Flügelschlag.

Und so flogen wir, mit keinen Sorgen und nicht der geringsten Ahnung, was dieses Mal anders sein würde, auf die Kontrollrouten.

Zuerst mussten wir die Fangzähne, das Grenzgebirge zwischen Drachenterritorium und den anderen Territorien überqueren. In unserem Gebiet war eigentlich nie etwas auffälliges los, deswegen konnten wir das raue Klima relativ schnell hinter uns lassen.

Wir überflogen die Nixengewässer, die magischen Wälder der Feen und Einhörner, die Felsvorsprünge der Greifen und die Steppe der Gestaltwandler.

Als wir am Wald des Verderbens vorbeifliegen wollten, registrierte ich im Augenwinkel eine Bewegung. Auch Magic drehte seinen Kopf in diese Richtung, was bedeutete, er hatte die Bewegung auch wahrgenommen.

"Zorrac hast du das gesehen? Ich denke, wir sollten uns das einmal ansehen."

"Ja, in Ordnung, aber gib Hector zuerst Bescheid. Du weißt, wie fuchsteufelswild er werden kann, wenn er erfährt, dass wir ohne seine Zustimmung aus der Luft gegangen sind."

Ich nickte. Wie konnte ich das vergessen. Einmal war ich - noch relativ am Anfang meiner Drachenreiterinkarriere - unerlaubterweise mit Zorrac Richtung Erde geflogen, einfach weil ich es nicht besser gewusst hatte.

Aber ich hätte gut darauf verzichten können zu sehen, wie sich Hector in eine wutschnaubende, furchteinflößende Kreatur des Untergangs verwandelte.

War Dragons  - Alles hängt von dir ab (Bd. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt