Prolog

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Eine Stimme wehte über das Land,
nicht mehr als eine Briese; sanft genug, um geradeso ein jedes Ohr zu streifen und doch so mächtig, dass sie einen nahezu zwang dem Gesagten gehör zu schenken.
Es war eine Stimme, die einen im ersten Moment vor Rührung in Tränen ausbrechen ließ, einen jeden zum lachen bringen vermochte, als dass ihre Bäuche schmerzten, jedoch ebenso das Gesicht vor Abscheu verziehen ließ.

Die Texte die sie über die Lippen ihres Wirtes brachte handelten von längst vergessenen Zeiten,
Ländern von denen niemand etwas zu wissen schien und Personen deren Namen nicht einmal mehr in den Geschichtsbüchern vertreten waren.

Kriege, die wie jeder andere wirkten, sobald man ihren Verlauf aussprach. Nicht mehr als eine weitere Reihe eines Spinnennetzes, dessen Stränge äußerlich einander glichen und nur durch ihre Funktion für den Fädenzieher von Bedeutung waren.

Die Klagelaute einer stummen Mutter fanden durch ihn eine Stimme. Geschichten von Helden, die des Wahnsinns verfielen und Bösewichten die menschlicher waren als ihr Umfeld, wurden erzählt.

Die herangetragenen Geschichten waren grausam genug, dass seine Zuhörer nicht einmal in Erwägung zogen, dass sie alle wahr waren;
und niemand kam auf die Idee, dass er eigentlich nicht nur ein Teil dieser Geschichten, sondern niemand anderes als ihr Protagonist war;
Ein namenloser Protagonist, der niemals als Held seiner eigenen Geschichte bekannt wurde.

Der Orden der Streuner  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt