Inner experience and behavior

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Ich schüttete mir nochmal Wasser nach und trank einen Schluck, bevor ich meine Beine hoch zog, um mich im Schneidersitz auf den Sessel zu setzen, auf dem ich in jeder Therapiestunde sitzen musste. ,,Willst du darüber reden, was im Crownjewel passiert ist?", durchbrach sie leider Gottes die wirklich sehr angenehme Stille, die ich ihrem Geschwatze vorgezogen hätte, ,,Du hast gesagt, du bist auf Harry Styles los gegangen, weil du einen sexuellen Tagtraum über ihn hattest, durch den du mit Danielle gestritten und quasi mit ihr Schluss gemacht hast. Das ist ziemlich viel für einen Tag. Wie hast du dich gefühlt, als du diesen Jungen geschlagen hast? Warst du wütend auf ihn?"

,,Nein, ich...", stöhnte ich verzweifelt und fuhr mir mit allen zehn Fingern durch meine ohnehin schon zerzausten Haare, ,,Ich hab die Kontrolle verloren und ich..."

,,Du warst wütend auf dich selbst."

Manchmal hasste ich sie zutiefst.

Statt zu antworten, nickte ich einfach und wünschte mich in ein anderes Sonnensystem. Leider Gottes musste ich mir gelegentlich eingestehen, dass sie wirklich gut in ihrem Job war.

,,Sind wir fertig?", fragte ich durch meine Hände, in denen ich mein Gesicht vergraben hatte.

,,Ja, wir sind fertig für heute."

Immer dieses "für heute". Ich hasste es, wenn sie das sagte, dass machte mir nur mal wieder deutlich, dass ich nicht entscheiden konnte, wann diese verschissene Therapie endet. Ich wollte es nicht, ich hatte absolut die Schnauze voll, aber es gab keine andere Möglichkeit außer Klapse.

,,Und, wie war es Großer?", musste Mum natürlich fragen, als ich an der Schule ankam, wo sie unbedingt auf mich warten musste.

Manchmal war sie mir wirklich peinlich.

,,Wie soll es schon gewesen sein", jammerte ich vor mich hin und ließ mich ganz kurz (vielleicht auch ein bisschen länger) in eine warme und sichere Umarmung ziehen. ,,Ich will das nicht mehr Mummy." ,,Ich weiß Boobear, aber es hilft dir und das ist das wichtigste", erwiderte Mum darauf und streichelte mit ihrem Daumen über meinen Hinterkopf. ,,Aber ich kann mir nicht immer wieder irgendwelche Ausreden für dich ausdenken, warum du irgendwen zusammen geschlagen oder gevögelt hast." Und in diesem Punkt liebte ich meine Mum dann wieder, sie war einfach schonungslos ehrlich und null verklemmt. Manchmal war das wirklich das, was ich gerade brauchte. Aber im Moment war ich einfach nur auf Sexentzug und war kurz davor, Danielle um Verzeihung zu bitten, nur um sie mal wieder in der Umkleide vor den Sporthallen flach zu legen.

Aber warum begrenzte ich mich auf Danielle?

An dieser Schule gab es genügend Mädchen (und Jungs), die sich mir regelmäßig anboten, und bereitwillig mit mir vögeln würden, nur um zu erfahren, ob ich wirklich so ein Sexgott war, wie meine ehemaligen alle erzählten.

Vielleicht könnte ich Louise fragen, die war nicht schlecht im Bett.

Oder Kevin, er konnte diese eine Sache mit seiner Zunge...

Oder einfach beide, bestimmt hätten sie nichts gegen einen flotten Dreier einzuwenden, immerhin ging es hier um mich.

Und darum, dass ich zu spät zu Bio kam, aber das war mir im Grunde egal.

Weniger egal war mir, dass Danielle in der ersten Reihe saß, wo Harry wahrscheinlich gesessen hätte, weil es der einzige noch freie Platz gewesen war, aber der saß nun auf dem Platz neben meinem. So eine verfluchte Scheiße. Der Tag war damit also offiziell gelaufen.

,,Tomlinson, mal wieder zu spät?", fragte Mister Cole mich triumphierend, ,,Haben sie zu lang gefeiert?"

Er hoffte wohl immer noch, mich eines Tages dran zu kriegen, aber das würde nicht passieren, weshalb ich diesem triumphierenden Grinsen Stand hielt und erwiderte: ,,Nope, war beim Doc. Sie können gerne meine Mutter fragen, wenn sie mir nicht glauben, sie können aber auch einen Blick auf meine Bescheinigung werfen." ,,Schon gut, ich glaub es ihnen jetzt mal", schnaufte Mister Cole und wandte sich wieder seiner Tafel zu, an die er irgendwas über den Australopithecus Afarensis schrieb (oder wie das Vieh auch immer heißt, jedenfalls war es ein Vorfahre des Menschen). Nun war mein einziger Störfaktor Harry Styles, der vom Vortag zu meiner Zufriedenheit immer noch ein blaues Auge hatte. Ein Grinsen konnte ich mir daraufhin nicht verkneifen.

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